Hamburg. Hotel Waldschloss steht seit mehr als 20 Jahren leer und verkommt. Nun macht der Eigentümer ein sonderbares Angebot für die Immobilie.

Es klingt wie ein kleines Märchenschloss – zumindest im Text auf dem Immobilienportal Immonet.de: Ein „Gebäude am Waldrand mit 24 Appartements“ kann angemietet werden, provisionsfrei für monatlich 9500 Euro Miete. Das Grundstück befinde sich „in einer schönen Einzellage, hinter der sich die weiten Waldflächen des Bergedorfer Gehölzes erstrecken“. Ortsfremde mögen zudem interessant finden, dass die Immobilie laut Anbieter das „letzte Gebäude auf Hamburger Boden“ ist, also kurz vor der Grenze zu Schleswig-Holstein.

Das stimmt auch. Bloß wissen alle Einheimischen, dass es sich um das ehemalige Hotel Waldschloss handelt, das seit mehr als 20 Jahren an der Wentorfer Straße vor sich hin rottet – und nicht nur den direkten Nachbarn ein Dorn im Auge ist, weil der ewige Bauzaun, zerbrochene Scheiben und Schmierereien nerven. Es ist kein Schloss, sondern eine Ruine. Nicht zuletzt denkt man unweigerlich an den mangelnden Wohnraum in Hamburg.

Immobilien Bergedorf: Ruine zu mieten – für 9500 Euro im Monat

Das Gebäude sei nun mal schwer zu vermarkten, auch wegen der schlechten Presse, heißt es immer wieder seitens der Eigentümerin, der Elbterrain Grundstücks GmbH. Vergangenen Herbst hatte sie noch angekündigt, das Haus könne durchaus als Flüchtlingsunterkunft dienen oder als Hotel garni.

Die 1000 Quadratmeter große Nutzfläche könne „für sehr verschiedene Zwecke angemietet werden“, heißt es nun, wobei beschrieben wird, dass manche Zimmer einen Balkon haben und „einen eigenen Nasszellenbereich“. Im Kellergeschoss finde sich außerdem eine großräumige Gemeinschaftsfläche.

Ruine zu mieten: Nutzung als Lager oder Archiv ist laut Eigentümer denkbar

Wenn auch von einer Modernisierung im Jahr 2018 die Rede ist, so können sich Interessenten das Gebäude „derzeit in einem teils entkernten Zustand“ gern anschauen und sollten scharf kalkulieren: 9500 Euro seien fällig „bei Übernahme des Mietobjekts, wie es steht und liegt“, samt einer Mietsicherheit von 63.000 Euro. Und einer Vorauszahlung von 2000 Euro für Betriebskosten.

Dabei wird nichts schöngeredet: Fotos zeigen den aktuellen Zustand samt vernagelter Türen. Wenn die Vermieterin jedoch Investitionen übernehmen sollte, werde „die Miete je nach Höhe der Investitionssumme zwischen 15 und 18 Euro pro Quadratmeter liegen“, heißt es. Aufgepasst: Das wären also bis zu 18.000 Euro Miete für ein dann saniertes Objekt. Weit günstiger käme indes eine Zwischennutzung beispielsweise für Logistik-Zwecke. Wer etwa bloß ein Archiv oder Lager braucht, zahlt 3000 Euro Miete.

Mit einem jährlichen Monitoring will das Bezirksamt den Verfall des Hauses dokumentieren.
Mit einem jährlichen Monitoring will das Bezirksamt den Verfall des Hauses dokumentieren. © bgz | Anne Strickstrock

Doch all diese beschriebenen Möglichkeiten können Julian Emrich nur ein Seufzen entlocken. Bergedorfs CDU-Fraktionsvorsitzender hofft schon lange auf ein strikteres Durchgreifen der Verwaltung, denn „wir streben seit Jahren eine Beseitigung dieses Schandflecks an und wünschen uns eine positive Entwicklung der Fläche“. Diesen Wunsch wiederholt er in einem Antrag, der am Donnerstag, 29. Februar, der Bezirksversammlung vorliegt.

CDU fragt nach: Was hat das Monitoring zur Ruine ergeben?

Allein auf die kosmetische Beseitigung von Schmierereien kommt es ihm nicht an, so Emrich: Die Hamburgische Bauordnung biete „wesentlich durchgreifendere Möglichkeiten, wenn Gebäude nicht genutzt werden, bis zur Anordnung der Beseitigung des Gebäudes“. Nun hatte das Bezirksamt aber Anfang 2023 angekündigt, den Zustand und Verfall des Gebäudes in regelmäßigen Abständen zu dokumentieren. Was hat das Monitoring ergeben? Im September 2023 gab es eine „bauaufsichtliche Anordnung zur Herstellung ordnungsgemäßer Zustände“. Kurz darauf waren Schmierereien überstrichen, gab es ein Zahlenschloss am Tor des Bauzauns.

Auch interessant

Nun soll im vierten Quartal 2024 erneut kontrolliert werden, antwortet Bergedorfs Verwaltung. Baudezernent Lars Rosinski hatte zuletzt betont, er würde sich allzu gern mal mit der Elbterrain GmbH an einen Tisch setzen, um Ideen zu entwickeln.

Bis dato hatte die Eigentümerin stets betont, auf gar keinen Fall verkaufen zu wollen. Und so fragt nun Julian Emrich, ob dem Amt Pläne bekannt sind bezüglich einer Nachnutzung oder Neubebauung. Die Antwort lautet schlicht: Nein.