Hamburg. Der Bergedorfer Tim Tramnitz sorgt bei seiner Premiere auf dem Wüstenkurs von Bahrain für Furore. Was das für seine Karriere bedeutet.
Regen in der Wüste – wo gibt es denn sowas? In Bahrain jedenfalls kaum. Hier fällt im ganzen Jahr weniger Regen als in Hamburg in einem Monat. Trotz der hohen Luftfeuchtigkeit, die das feuchtwarme subtropische Klima in dieser Region so mit sich bringt. Doch als der Bergedorfer Formel-3-Pilot Tim Tramnitz zum ersten Mal einen Fuß auf die Rennstrecke von Bahrain setzte, da stand er in einer Pfütze.
Keine idealen Bedingungen also, um den Kurs zu studieren. „Die Rennstrecke bin ich vor Jahren zum ersten Mal auf der Playstation gefahren“, erinnerte sich der 19-Jährige bei seiner Ankunft. „Wie cool ist es, jetzt wirklich hier zu stehen.“ In den folgenden Tagen nutzte er die Gelegenheit, möglichst viele Trainingskilometer auf dem 5,4 Kilometer langen Bahrain International Circuit zu sammeln. Gänzlich unbeeindruckt vom Regen.
Von der Playstation aufs Siegertreppchen in der Formel 3
Es sollte sich lohnen: Als es nun endlich auf der Wüstenstrecke zu den ersten beiden Rennen der Formel-3-Saison kam, herrschten wieder beste Bedingungen: angenehme 22 Grad und strahlender Sonnenschein. Zudem wehte ein ziemlich strammer Wind vom nahen Meer her. Ganz andere Bedingungen also als beim Training zuvor. Tramnitz nahm es gewohnt gelassen und fuhr als Neuling in der Szene gleich auf die Plätze drei und fünf. Damit liegt er nun auf Platz zwei der Gesamtwertung.
Das ist nicht weniger als eine Sensation. Der Ritterschlag kam prompt vom renommierten Motorsport-Magazin (MSM). „Das war ein Traumeinstand für die deutsche Formel-1-Hoffnung“, lobte MSM-Reporter Christian Menath, der die Rennen vor Ort verfolgt hatte. Damit war das große Wort also ausgesprochen: „deutsche Formel-1-Hoffnung“. Wenn es darum geht, wer Mick Schumacher und Nico Hülkenberg einst in der Königsklasse des Motorsports beerben könnte, schauen manche Experten schon jetzt vor allem auf den Bergedorfer.
Formel 1 und Formel 3 tragen ihre Rennen gemeinsam aus
Tim Tramnitz selbst hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass die Formel 1 sein großes Ziel ist. Auch wenn der Weg dorthin noch sehr weit ist, war der Erfolg von Bahrain doch bereits ein Riesenschritt. Denn zum ersten Mal in seiner Karriere glänzte der 19-jährige Bergedorfer gewissermaßen unter den Augen der mächtigen Bosse der Formel-1-Teams. Denn die Formel-3-Rennen finden im Rahmenprogramm der Formel 1 statt.
Das bedeutet, Tramnitz teilt sich bei so einem Motorsport-Event nicht nur die Rennstrecke mit
Superstars wie Max Verstappen
oder Lewis Hamilton, sondern auch das Paddock. Das ist der Bereich oberhalb der Boxen, in dem sich die Fahrer und Nachwuchs-Fahrer gemeinsam mit den VIP-Gästen zwischen den Rennen aufhalten. Auf du und du mit der Motorsport-Elite. Das müsste einen 19-Jährigen doch nervös machen.
Schon beim Start zieht Tim Tramnitz an der Konkurrenz vorbei
Nicht aber diesen 19-Jährigen. Gewohnt gelassen wetterte Tramnitz in Bahrain alle äußeren Einflüsse ab, konzentrierte sich ganz auf seine Rennen. Nach Platz sieben im Qualifying verbesserte er sich im Sprintrennen auf Rang fünf. Noch besser lief es im Hauptrennen. Hier zog der Förderpilot von Red Bull von Startplatz sieben aus gleich an vier Konkurrenten vorbei und sicherte sich als Dritter einen Platz auf dem Podium.
Er hatte die internationale Elite der Nachwuchs-Piloten fast komplett abgehängt. „Ich bin total happy“, sagte Tramnitz hinterher euphorisch. „Das waren viele und vor allem sehr wichtige Punkte. Hier aufs Podium zu fahren war noch mal ein ganz anderes Gefühl als bei meinen früheren Rennen.“
Nomadenleben zwischen Hamburg, Bahrain und Melbourne
Acht Stunden Flug sind es von Hamburg nach Bahrain. „Es ist für mich schon ein komisches Gefühl, jetzt so weit von zu Hause weg zu sein“, hatte Tramnitz nach seiner Ankunft gesagt. Es ist ein Vorgeschmack auf das Nomadenleben, das ihn später als Formel-1-Pilot erwarten könnte. Schon bei den nächsten Rennen wird sich das steigern. In drei Wochen geht es auf der anderen Seite der Welt, in Melbourne, auf dem Albert Park Circuit um Punkte.
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Wieder so ein Kurs, den Tim Tramnitz bislang nur von der Playstation kennt. Den er dann in den langen Wintermonaten im Simulator von Red Bull seziert hat, Kurve für Kurve, bis jedes Detail verinnerlicht ist. Nun wartet also die echte Strecke auf ihn, die traditionell ein gutes Pflaster für deutsche Piloten ist. Michael Schumacher gewann hier in der Formel 1 viermal, Sebastian Vettel dreimal, Nico Rosberg zweimal.
Von Deutschlands Winter in den Hochsommer Australiens
In Australien herrscht im Moment Hochsommer, 31 Grad sind es in Melbourne. Und garantiert gibt es keine Spur von auch nur einem Tropfen Regen.
Die weitere Saison in der Formel 3: 22.-24. März in Melbourne auf dem Albert-Park-Circuit, der um einen Park mit künstlichem See gebaut ist. 17.-19. Mai in Imola auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari. Hier verunglückte Ayrton Senna 1994 tödlich. 23.-26. Mai in Monte Carlo auf dem Circuit de Monaco, Formel-1-Strecke seit 1950. 21.-23. Juni in Barcelona auf dem Circuit de Catalunya: Hier gewann Michael Schumacher 1996 bei Regen sein erstes Rennen im Ferrari. 28.-20. Juni in Spielberg auf dem Red Bull Ring. 5.-7. Juli in Silverstone, Formel-1-Kurs seit 1950. 19.-21. Juli in Budapest auf dem Hungaroring. 26.-28. Juli in Spa-Francorchamps, „Ardennen-Achterbahn“ genannt, 21 Kurven drängen sich auf sieben Kilometern. 30. August-1. September in Monza, Formel-1-Kurs seit 1950.