Hamburg. Erste Konturen sind schon vom Weidensteg-Quartier sichtbar. Die eigentliche Brücke kommt fertig gebaut per Schwertransport an
Rasant geht es voran auf dem Baufeld des neuen Weidensteg-Viertels – und endlich auch bei der seit Jahren hier geplanten Fußgänger- und Radfahrer-Brücke über den Schleusengraben. Täglich biegen zahlreiche Sattelzüge mit Sand vom Weidenbaumsweg auf das Areal ab, sind schon weite Teile der gut zwei Hektar um mehr als zwei Meter aufgehöht, auf denen ein Nahversorgungszentrum und insgesamt 710 Wohnungen entstehen werden. Sogar die Rampe der künftigen Brücke ist bereits sichtbar.
Während für das Weidensteg-Viertel selbst bisher nur Erschließungsarbeiten durch den Investor Swiss Life laufen, ist der vom Bezirksamt koordinierte Brückenbau schon ein Stück weiter: „Zurzeit werden hier, am westlichen Schleusengrabenufer, Bohrpfähle als Tiefgründung für die Brücke hergestellt“, schreibt der für die Umsetzung des Projekts federführende Hamburger Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer auf Nachfrage unserer Zeitung.
Bau der Schleusengrabenbrücke nimmt Fahrt auf
Und weiter heißt es vom LSBG: „Um Platz für die Brückenbauarbeiten zu schaffen, wurden in den vergangenen zwei Wochen bereits der alte Damm am Schleusengraben abgetragen und der Zugang zum Wanderweg verlegt. Sind die Bohrpfähle auf der Westseite fertig gesetzt, folgt die Ostseite am dortigen Wohnkomplex Schilfpark. Anschließend werden die Fundamente der Brücke, die sogenannten Pfahlkopfplatten, und die Widerlager errichtet.“
Mit der Fertigstellung der Schleusengraben-Querung rechnet das Bezirksamt für Ende 2024. Dann soll die Brücke eingehängt werden, die nicht vor Ort, sondern in ganzer Länge in einem Stahlwerk gebaut wird. Sie kommt dann per Schwertransport nach Bergedorf, wo sie von zwei Telekränen an die Haken genommen und im sogenannten Tandemhubverfahren in die beiden Widerlager eingehängt wird.
Trotz rasantem Brückenbau: Wanderweg am Schleusengraben lässt noch lange auf sich warten
Die Brücke ist ein Kernstück zur Anbindung der verschiedenen Neubaugebiete entlang des Schleusengrabens an die Bergedorfer City. Können ihre Bewohner bisher nur über die Hauptverkehrsstraße Curslacker Neuer Deich und Weidenbaumsweg ins Sachsentor oder zur Gastonomie-Meile am Serrahn gelangen, soll das künftig am Wasser entlang, mit dem Fahrrad oder zu Fuß in maximal zehn Minuten möglich sein.
Allerdings stehen dem auch mit fertiger Brücke noch einige Hindernisse im Weg, existiert der idyllische Weg doch bisher nur am bereits fertiggestellten Wohnquartier Glasbläserhöfe. Auf dem verwaisten ehemaligen Gelände von Opel Dello und auch im Bereich der Stuhlrohrhallen suchen Spaziergänger dagegen vergeblich nach einer Passage.
Bezirksamt verspricht: Neue Grundschule Sander Damm wird mit Wanderweg geplant
Hier verspricht das Bezirksamt mittelfristig Lösungen. So sei im laufenden Bebauungsplan-Verfahren für das neue Stuhlrohr-Quartier eine Passage auf der Wasserseite der denkmalgeschützten Stuhlrohr-Hallen vorgesehen. Und weil auch das Opel-Dello-Areal mittlerweile durch die Stadt Hamburg für den Bau der neuen Grundschule Sander Damm erworben worden sei, „stellen wir sicher, dass hier ein Weg zur City geführt werden kann“. Die Straßenbrücke des Sander Damms sollen die Fußgänger und Radfahrer dann auf Wasserhöhe unterqueren – über einen am Widerlager befestigten Steg.
Wann das so weit sein wird, bleibt in der Antwort auf die Fragen unserer Zeitung allerdings offen. Informationen gibt es dagegen zum zuletzt entdeckten Gift im Grundwasser unter der jetzt entstehenden Schleusengraben-Brücke am Weidensteg-Quartier. Die vermutlich von der bis in die 80er-Jahre dort produzierenden Glycerin- und Fettsäure-Fabrik Thörl stammenden Hinterlassenschaften sollen von den Altlasten-Experten der Umweltbehörde weiter beobachtet werden. Der Brückenbau bleibe davon aber unberührt.
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Parallel können auch die Vorarbeiten für das Weidensteg-Quartier selbst ungehindert weiterlaufen. Dort wird das Areal derzeit schon wie ein Gerippe von sehr breiten aufgeschütteten Dämmen durchzogen. Diese dicken hellen Linien markieren die Straßen, Wege und Plätze des Neubauviertels, während die Grundflächen der späteren Gebäude ausgespart und damit dunkel bleiben.
Wann hier der Hochbau beginnt, mag das Bezirksamt nicht vorhersagen, zumal auch noch einige planungsrechtliche Schritte zu erledigen sind: „Der Vorhabenträger erarbeitet mit uns die nächsten Schritte“, sagt Bergedorfs Rathaussprecher Lennart Hellmessen. „Derzeit sehen wir dem Einreichen des Bauantrages entgegen.“ Sicher ist, dass als erstes das Nahversorgungszentrum am Weidenbaumsweg mit Supermarkt, Kita, rund 150 Parkplätzen und gut 200 Mietwohnungen gebaut wird.