Bergedorf. Ex-Verwaltung der Baugenossenschaft soll umgebaut werden. Was hinter dem neuen Wohnkonzept steckt und wann Baustart ist.
Die Scheiben des alten Verwaltungssitzes der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille sind schon lange dunkel: Vor einem Jahr zogen die 80 Mitarbeiter von der Bergedorfer Straße 118-122 in ihre neuen Büros im Bergedorfer Tor um. Konkrete Pläne für den Altbau waren zu dem Zeitpunkt aber schon lange geschmiedet und werden nun weiter vorangetrieben: Der einstige Verwaltungssitz soll für eine innovative Wohnform umgebaut werden, das Cluster-Wohnen. 22 Wohneinheiten, überwiegend barrierefrei, teils rollstuhlgerecht, sollen entstehen. Noch in diesem Jahr wird wohl ein Bauantrag gestellt werden, informiert Sprecher Rolf Below auf Nachfrage.
Es geht vielleicht um nicht weniger als die Zukunft des Wohnens in den teuren und beengten Großstädten. Denn Cluster-Wohnen bedeutet, dass Menschen nur kleine und somit eher günstige Wohnungen beziehen – sich dann aber die Gemeinschaftsräume teilen.
Bergedorf-Bille plant einen klimafreundlichen Umbau zum Cluster-Wohnen
Wie das konkret im Altbau der Bergedorf-Bille aussehen könnte, dazu hatte sich Architektin Merle Zadeh (Studio Zadeh) Gedanken gemacht. Sie gewann nicht nur 2022 den Architektenwettbewerb der Baugenossenschaft, sondern im November nun auch den „Ideenpreis Wohnbau Hamburg 2023“ des Architektur Centrums Hamburg.
Seitdem wird an den Plänen weiter gefeilt. Denn was einfach klingt, ist überaus kompliziert. Schließlich ist das Konzept des Cluster-Wohnens noch eher neu und will in den Grundrissen gut durchdacht sein.
Sogar eine Kletterwand und eine Klönschnack-Ecke im Foyer sind ein Thema
Die Mieter werden zwar eigene, kleine Räume mit Bad und Küchen-Pantry haben. Doch über die Grundbedürfnisse hinaus teilen sie sich ihr Zuhause mit anderen: Es gibt eine großzügige Wohnküche, ein geräumiges Homeoffice, je nach Ausgestaltung auch Gäste- und Kinderspielzimmer. Vielleicht sogar eine Kletterwand und eine Klönschnack-Ecke im Foyer. Dafür zahlen alle nur eine anteilige Miete.
Das in einem Altbau wie der ehemaligen Verwaltung umzusetzen, ist noch einmal komplizierter als im Neubau. Zumal sich die Baugenossenschaft zum Ziel gesetzt hat, den Umbau möglichst klimaneutral und nachhaltig zu gestalten. Beispiel: „Zurzeit prüfen wir unter anderem den Einbau von Hanf-Kalk-Steinen als CO2-positive Dämmung“, sagt Sprecher Rolf Below. Auch Lehmbauplatten statt Rigipsplatten sind im Gespräch.
Auch inhaltlich stellen sich Fragen: Wer richtet die Gemeinschaftsräume ein?
Das alles ist aber nicht nur eine Kostenfrage: „Neue, innovative Baustoffe haben meist noch keine bauaufsichtliche Zulassung“, stellt Below fest. So verhalte es sich auch mit den Hanf-Kalk-Steinen. Womöglich könne aber eine Zulassung für den Einzelfall erwirkt werden, so Below.
Nur eine von vielen zu klärenden Fragen. Auch die inhaltliche Ausgestaltung des Cluster-Wohnens wird noch Thema sein. Etwa die Frage, wer die Gemeinschaftsräume denn einrichtet – und zwar so, dass sich dort alle wohlfühlen, vom Mittdreißiger bis zur 80-jährigen Seniorin. Zudem muss überlegt werden, wer die Pflege der Räume übernimmt und wie sich neue Mieter einfügen können.
Baugenossenschaft hat sich um eine soziale Zwischennutzung bemüht
Derzeit steht allerdings der Umbau im Fokus: „Die anstehende Baubeschreibung und die Kostenberechnung, an der aktuell gefeilt wird, sowie die Terminplanung sind die nächsten Schritte“, erklärt Sprecher Rolf Below. Im Jahr 2025 könne Baubeginn sein.
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Dass das Gebäude bis dahin wohl leer stehen wird, bedauert die Baugenossenschaft. Sie habe sich aktiv um eine soziale Zwischennutzung bemüht, unterstreicht Below. Unter anderem sei auch erwogen worden, das Haus als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. „Es gab ernsthafte Überlegungen“, sagte er.
Doch es zeigte sich: Der Umbau der alten Verwaltung zu Wohnraum wäre für die höchstens einjährige Nutzung viel zu aufwendig. Auch eine andere, möglichst soziale Zwischennutzung sei nicht in Sicht, bedauert Below. Eine Interimslösung werde mit fortschreitender Zeit auch „leider immer unwahrscheinlicher, da es sich bei dem Gebäude bislang nicht um ein Wohnhaus handelt“.