Bergedorf. Rohbau der beiden Häuser an der Bergedorfer Straße abgeschlossen. Warum Ort und Datum für die Gebäudeinhaberfamilie besonders sind.
Der 19. Oktober ist nicht zufällig gewählt. Es ist das Geburtsdatum von Rudolf Glunz. Im Jahre 1903 kam der Großvater von Julia Hartenstein, heute Chefin von Glunz Immobilien, zur Welt, der später dann die Grundlage für das Familienunternehmen legte. Ihrem Opa zu Ehren hat Julia Hartenstein genau dieses Datum für das Richtfest des zweigeteilten Wohnkomplexes an der Bergedorfer Straße ausgewählt, wo einst das Glunz-Kaufhaus seinen Standort hatte. In etwas mehr als einem Jahr sollen auf dem 5000 Quadratmeter großen Grundstück im Herzen Bergedorfs erste Mieter einziehen.
Wohl keinem der etwa 150 Gäste aus der eigenen Familie, Bergedorfer Freunden und Mitwirkenden am Bau blieb verborgen, wie emotional die Gastgeberin bei ihrer Begrüßungsrede wurde. Weil nicht mal einen Steinwurf entfernt Opa Rudolf und sein Bruder Otto Glunz am Mohnhof im Jahre 1926 den ersten 50-Quadratmeter-Laden der Bergedorfer Familiendynastie, ein Eisenwarenladen, eröffneten.
Glunz-Neubau in Bergedorf: Jetzt beginnt der Endspurt für 76 Wohnungen
In den 1960er-Jahren folgte dann das Kaufhaus auf dem Platz, auf dem heute gebaut wird. 450 Beschäftigte zählte das Unternehmen einmal. „Die Familien Glunz und Brendel haben schon sehr viel für Bergedorf getan und es auch geprägt“, sagt Julia Hartenstein in dieser Feierstunde.
Auch mit ihrem aktuellen Projekt tut ihre Familie wieder etwas für das Bergedorfer Zentrum. Der Zeitplan stimmt, auch wenn die Hauptverantwortlichen kleine Korrekturen vornehmen, was die Baufertigstellung angeht: Wie bei einem Richtfest üblich ist der Rohbau weitestgehend abgeschlossen. Es wurden bereits die ersten Fenster eingesetzt, auch Elektriker sind bereits in Haus 1 (zur Bergedorfer Straße hin) und 2 am Werke.
Extrem viele Anfragen von Rentnern für die Wohnungen
Was die Mietwohnungen einmal kosten werden, möchten die Hartensteins momentan noch nicht verraten. Dafür ist klar, dass Haus 1 mit 48 Wohnungen und einer Haushöhe von 18 Metern und sechs Etagen etwas größer als sein Pendant (28 Wohnungen, 12 Meter, vier Etagen) ist.
Max Hartenstein, 29 Jahre alter Sohn von Julia und Prokurist des Familienunternehmens, verrät schon einmal ein Indiz, wie nachgefragt die anderthalb bis Drei-Zimmer-Wohnungen (35 bis 92 Quadratmeter) bereits jetzt sind: „Wir haben extrem viele Anfragen von Rentnern vorliegen, die im Villenviertel wohnen und ihre Häuser ihren Kindern überlassen wollen.“ Glunz strebt aber ein altersmäßig durchmischtes Mieterklientel an.
Investor und Projektentwickler passen gut zusammen
Größte Pluspunkte dabei sind die zentrale Lage in Bergedorf sowie auch die zeitgemäße Energieversorgung mit Photovoltaik und Wärmepumpe. Für das Gelingen des Gesamtvorhabens erweist sich die „Liaison“ von Glunz mit der Baufirma Otto Wulff als Glücksfall. Beide Seiten betonen das immer wieder beim Richtfest. „Wir freuen uns sehr darüber, die Wohnhäuser und den begrünten Innenhof für Glunz zu realisieren und damit eine langjährige Baulücke in der Bergedorfer Straße zu schließen”, sagt etwa Nils Wendler, Geschäftsführer von Otto Wulff.
Nebenbei verkündet Max Hartenstein (Julia Hartenstein: „Ohne meinen Sohn hätte ich das alles nicht bewerkstelligt“): „Haus 2 dürfte spätestens im Herbst 2024, Haus 1 dann im Winter 2024 fertig sein.“ Was die Entwicklung drumherum betrifft, ist seiner 59-jährigen Mutter trotz des stockenden Revitalis-Bauprojekts – dort bleibt wegen des Insolvenzverfahrens des Entwicklers bis auf Weiteres das alte Penndorf Parkhaus erst mal stehen – nicht bange. Das Quartier oder Gebiet, wenn sie es etwas weitläufiger bis hinunter zum Brookdeich betrachte, „entwickelt sich doch gut“, findet Julia Hartenstein.
Als kleiner Junge im Kaufhaus eingekauft, jetzt den Neubau mit hochgezogen
Auch Polier Thorsten Breth, der den Richtspruch präsentierte, wirkte emotional angefasst. „Ich bin damals als kleiner Junge immer im Glunz-Kaufhaus gewesen, habe Schrauben, Nägel und so weiter hier gekauft“, erzählt der heute 44-Jährige. Was er aber jetzt mit einem tollen Team an Bauarbeitern hochgezogen hat, begeistere ihn mindestens genauso: „Und ich werde bestimmt noch 100-mal hier vorbeifahren und mich darüber freuen, was hier einmal war und zukünftig sein wird.“
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Auch der Abschlusswunsch passt in den emotionalen Kontext und soll in diesen kriegerischen Zeiten nicht unerwähnt bleiben. Julia Hartenstein formuliert ihn so: „Möge in diesen Häusern Freude und Fröhlichkeit einziehen.“