Bergedorf. Grundschulen in Bergedorf platzen wegen vieler Neubaugebiete aus allen Nähten. Politik will jetzt größer denken. Wie das gehen kann.

Es wird etwas enger, wäre aber wohl machbar: Genau 8779 Quadratmeter misst das Grundstück des ehemaligen Opel-Dello-Areals am Sander Damm, für das die Hansestadt im September 2023 satte 9,5 Millionen Euro geboten hatte. Hier soll die neue Grundschule entstehen, die Kinder aus den benachbarten Neubaugebieten besuchen können, also Schüler aus den Glasbläserhöfen, vom Schilfpark und aus dem Stuhlrohrquartier. Bevor aber nun im ersten Quartal der „hochbaulich-freiraumplanerische Wettbewerbsstart“ erfolgen soll, so die Sprechweise der Stadtplaner, wollen Bergedorfs Lokalpolitiker nochmal die Größe der Schule überdenken.

Laut Schulentwicklungsplan, der bereits im Jahr 2019 aufgestellt wurde, soll die neue Grundschule bloß 2,5-zügig werden. Das mag angesichts der vielen Bergedorfer Neubürger sehr eng bemessen sein. Inzwischen „erscheint eine dreieinhalb- bis vierzügige Dimensionierung dringend ge­boten“, fordern nun unisono Bergedorfs Grünen-, SPD- und FDP-Politiker. Ihr interfraktioneller Antrag soll am Donnerstag, 29. Februar, in der Bezirksversammlung im Rathaus besprochen werden. Beginn: 18 Uhr an der Wentorfer Straße 38.

Grundschule Nettelnburg: Viele Eltern und Schüler müssen mit Ablehnung rechnen

Bislang ist es die Grundschule Nettelnburg, die zugezogene Kinder aufnimmt und daher immer wieder erweitert wurde. Doch trotzdem reichen die Kapazitäten nicht am Fiddigshagen, denn allein für das neue Schuljahr wollen hier 130 Erstklässler eingeschult werden – das wäre mit 18 Schülern fast eine ganze Klasse mehr als im Vorjahr. Und so müssen wohl manche Eltern ab Mitte April mit einem ablehnenden Bescheid rechnen: Die Grundschule ist maximal auf fünf Parallelklassen ausgerichtet, kann und möchte auch nicht mehr wachsen.

Bergedorfs Politiker fürchten noch einen weiteren Ansturm auf Nettelnburg und auf die neue Lehranstalt, die im Volksmund als „Dello-Schule“ bezeichnet wird: Wenn die Körber Technologies GmbH (ehe­mals die Hauni) absehbar in den Innovationspark umzieht, wird an der Kurt-A.-Körber-Chaussee ein großes Areal frei, das reichlich Platz für Neubauwohnungen bieten könnte. Damit wächst der Druck, werde sich das Einzugsgebiet der geplanten „Dello-Schule“ nochmals vergrößern.

„Multicodierte Räume“ für Zwischennutzungen

Aktuell, so betont die Schulbehörde, platze zwar noch keine Bergedorfer Schule aus allen Nähten, könnten alle angemeldeten 1276 Erstklässler aufgenommen werden. Aber die Lokalpolitiker würden gern „auf Sicht“ planen, also größer: Möglich wären doch „multicodierte Räume, die im Falle temporärer Überkapazitäten andere Nutzungen ermöglichen“, meinen SPD, FDP und Grüne. Das könne zwischenzeitlich durchaus „auch der sozialräumlichen Entwicklung der neuen Quartiere zugutekommen“. Nachbarschaftstreffs wären beispielsweise denkbar, bis die neue Schule bis zur vierten Klasse aufwächst, das Gebäude komplett für den Lehrbetrieb gebraucht wird.

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Zunächst aber haben die Planer noch reichlich zu tun, wenn die Eröffnung auch erst für Sommer 2028 anvisiert ist: Laut Auslobung der Behörde ist der Bau so zu planen, dass auch ein früherer Schulstart möglich ist. Es wird also durchaus eine Herausforderung, zumal im westlichen Teil eine etwa 1500 Quadratmeter große Grünfläche vorgesehen ist, im Norden der Radschnellweg Bergedorf–Geesthacht verläuft. Und von Süden kommend möge es noch eine Verbindung zwischen diesem Radweg und dem Schleusengrabenweg geben. Nicht zuletzt, erinnert der aktuelle politische Antrag, müsse der Sander Damm als Schulweg so angebunden werden, dass er für Fußgänger und Radler barrierefrei erreichbar ist.