Neuengamme. Rolf Wobbe (75) ist gestorben. Er engagierte sich bei den Grünen und für eine Heimat – und verlor bis zuletzt nicht seinen Humor.
Seine Heimat, die Vier- und Marschlande, lagen ihm sehr am Herzen. So sehr, dass sich Rolf Wobbe seit 2008 aktiv in der Politik, bei den Grünen, für sie einsetzte. Er schrieb Bücher über die Vereine und die Geschichte der Eisenbahn in den Vierlanden, unterstützte zahlreiche Freiwillige Feuerwehren und andere Institutionen beim Schreiben von Festschriften und Chroniken, war Mitglied in vielen Vereinen. Nun ist Rolf Wobbe tot. Er starb am 3. Februar im Alter von 75 Jahren an Krebs.
Wobbe konnte nicht nur gut schreiben. Er hatte auch viel Humor, den er auch an seinen letzten Tagen nicht verlor: Als er sich in unserer Redaktion meldete, um seine Bergedorfer Zeitung nicht mehr an seine alte Wohnadresse am Neuengammer Hinterdeich, sondern an ein Hospiz zustellen zu lassen, drückte die Kollegin am Telefon ihr Bedauern aus. Woraufhin der 75-Jährige meinte: „Wieso denn? Ich bestelle das Abo ja nicht ab.“
Nachruf Rolf Wobbe: Abschied von einem großen Vierländer Herz
Rolf Wobbe wurde am 20. Februar 1948 in Bergedorf geboren, wuchs in Kirchwerder auf. 1964 begann er bei der Deutschen Bahn eine Schlosserlehre. Er machte dort eine weitere Ausbildung, zum Technischen Zeichner, arbeitete lange im Projektmanagement der Ausbaustrecke Hamburg–Berlin und blieb dem Unternehmen als Beamter bis 2005 treu. „Damals sollte er im Rahmen der Umstrukturierung des Unternehmens von Hamburg–Altona nach Berlin versetzt werden. Das wollte er aber nicht und ging stattdessen lieber mit 56 Jahren in den Vorruhestand“, sagt Rolf Wobbes Sohn Norman Wobbe (44).
Seine Frau Rosemarie „Rosi“ Wobbe (75) brachte auch eine Tochter zur Welt – Stefanie Zur, heute 47 Jahre alt. Sie lebt mit ihrer Familie, ebenso wie ihr Bruder mit seiner, in Kirchwerder. Rolf Wobbe hat sich stets auch über seine drei Enkelkinder (8, 11, 17) gefreut. „Die Familie trifft sich häufig. Wir haben alle zusammen bei meinen Eltern im Garten gesessen. Oft war auch mein Großvater dabei“, sagt Stefanie Zur. „Mein Vater war auch ein Familienmensch.“
Rolf Wobbe: Sein Vater wurde 96 Jahre alt, starb im September vergangenen Jahres
Rosi und Rolf Wobbe lernten sich 1969 kennen: „Wir waren in dem Tanzlokal YaYa in Rothenburgsort, in dem Stadtteil, in dem ich aufgewachsen bin“, sagt sie. Die jungen Leute verliebten sich ineinander, heirateten 1971. Im Jahr darauf bauten sie ihr Eigenheim am Neuengammer Hinterdeich. In dem Haus mit dem großen Garten lebt Rosi Wobbe, die lange als Verkäuferin im Karstadt-Haus am Bergedorfer Markt gearbeitet hat, noch heute.
Wobbes Bruder Heinz-Uwe starb 2011, seine Mutter Helga 2014. Sein Vater Heinz wurde 96 Jahre alt. Er lebte im Nachbarhaus, starb im vergangenen September.
„Inspirierende und treibende Kraft, stets im tiefen Glauben an eine bessere, nachhaltige Zukunft“
Rolf Wobbe war schon immer politisch interessiert, erinnert sich seine Witwe. Für die Grünen saß er lange im Regionalausschuss Vier- und Marschlande und in der Bergedorfer Bezirksversammlung. Jennifer Jasberg, Kreisvorsitzende der Grünen Bergedorf, beschreibt ihn als „inspirierende und treibende Kraft, stets im tiefen Glauben an eine bessere, nachhaltige Zukunft“. In der jüngsten Sitzung des Regionalausschusses wurde Rolf Wobbe mit einer Schweigeminute gedacht. Stephanie Pelch (CDU), Vorsitzende des Ausschusses, bezeichnete den Verstorbenen als „Vierländer Urgestein“, das sich unermüdlich für die Vier- und Marschlande einsetzte. Die sanfte Erweiterung der Dörfer, der Erhalt der niederdeutschen Sprache und die Weiterführung von Traditionsveranstaltungen wie Erntedankfest und Hower Meile seien Themen gewesen, die ihm besonders am Herzen lagen. Wobbe habe „sich nie davor gescheut, für das Erreichen von Zielen auch mit dem Senat zu reden und auch mal härter ins Gericht zu gehen“, betonte Stephanie Pelch. „So war er auch im Ausschuss ein streitbarer Geist, der aber immer nach Kompromissen und gemeinsamen Lösungen suchte.“
Wobbe engagierte sich aber auch überparteilich, war 1987 Mitgründer des Kulturkreisverbandes Vierlande (später De Latücht), der Interessengemeinschaft Hower Meile (1993, für die Organisation von Straßenfesten) und des Grünen Zirkels Vier- und Marschlande, der sich seit seiner Gründung 2016 für den Erhalt der Kulturlandschaft einsetzt. Dessen Zukunft beschäftigte den Vierländer auch noch auf dem Sterbebett. Parteiübergreifend trieb Wobbe, gemeinsam mit Jörg Froh (CDU), auch das Thema Reaktivierung der Bahnstrecke Bergedorf–Geesthacht voran – eine Herzensangelegenheit für den früheren Eisenbahner.
Viel an der frischen Luft: Der Naturfreund fuhr 25.000 Kilometer mit seinem E-Bike
Wobbe war ein Naturfreund und umweltbewusst, fuhr viel mit dem Fahrrad. Im Sommer war er fast täglich mit dem Rad unterwegs, auch von Neuengamme nach Bergedorf und zurück. „Mit seinem E-Bike ist er mehr als 25.000 Kilometer gefahren“, sagt seine Tochter.
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Seine Angehörigen beschreiben Rolf Wobbe als „kommunikativ, gesellig und hilfsbereit“. In jüngeren Jahren seien sie und ihr Mann oft ausgegangen, erinnert sich Rosi Wobbe. „Wir haben viel gefeiert, bei den Vereinen und in den großen Festsälen im Landgebiet.“
Eines seiner Hühner war mit zu Besuch im Hospiz in Geesthacht
Rolf Wobbe fing während der Corona-Beschränkungen damit an, Hühner in seinem Garten zu halten. „Als er im Hospiz in Geesthacht war, war es sein Wunsch, noch einmal eines seiner Hühner zu sehen“, sagt Stefanie Zur. „Daraufhin haben wir eines eingefangen und ihm gebracht. Das war trotz aller Traurigkeit eine tolle Aktion. Wir haben an seinem Krankenbett Selfies gemacht und gescherzt.“ Nun kümmern sich Wobbes Kinder um seine Hühner.
Der Vierländer wird am Mittwoch, 21. Februar, um 11 Uhr – einen Tag, nachdem er 76 Jahre alt geworden wäre – auf dem Friedhof Kirchwerder beerdigt.