Neuengamme. Neuengamme. Grünen-Politiker fordert seit 25 Jahren eine direkte Verbindung zwischen KZ-Gedenkstätte und Vierländer Bahndamm.
Rolf Wobbe (Die Grünen) begeht ein „Jubiläum“, das er lieber nicht erleben würde: Der Politiker aus Neuengamme setzt sich seit 25 Jahren für eine Wegeverbindung zwischen dem Vierländer Bahndamm und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme ein – erfolglos. „Dabei wäre ein Fahrradweg dort immens wichtig“, sagt Wobbe und fügt hinzu: „Radfahrer, die auf dem alten Bahndamm unterwegs sind, müssen einen weiten Umweg über den Kiebitzdeich in Kauf nehmen. Viele finden sich nicht zurecht, weil es am Bahndamm in Höhe Feldstegel und am Heinrich-Stubbe-Weg keine Wegweiser in Richtung Gedenkstätte gibt.“
Während es zwischen Bahndamm und Heinrich-Stubbe-Weg eine asphaltierte Straße (Feldstegel) gibt, führt in Höhe Feldstegel kein Weg vom Heinrich-Stubbe-Weg zum Jean-Dolidier-Weg (Gedenkstätte). Dabei ist laut Flurkarte entlang des Neuengammer Sammelgrabens streckenweise ein Weg eingezeichnet. „Angrenzend an den Jean-Dolidier-Weg gibt es über mehrere Hundert Meter sogar schon einen unbefestigten Sandweg“, sagt Wobbe. Doch die Lücke auf der knapp 1,5 Kilometer langen Strecke am Rande der Felder wurde bisher nicht geschlossen.
„Einen guten Kaufpreis machen“
1991, 1996 und 2015 setzte sich Wobbe bei Senat und Bezirksversammlung für einen Fahrradweg aus Grand oder Sand zu der Gedenkstätte ein, zuletzt auch von der SPD-Fraktion unterstützt. „Ich habe aber nur die mündliche Mitteilung vom Bezirksamt bekommen, dass einer der drei privaten Grundeigentümer keinen Weg am Rande seines Feldes haben will“, sagt der Politiker. „Aber vielleicht kann das Bezirksamt dem Eigentümer ja einen guten Kaufpreis für den benötigten Streifen machen oder ihm anderswo eine Fläche anbieten“, sagt Wobbe.
Der Radweg würde auf der alten Bahnstrecke verlaufen, die vom Vierländer Bahndamm zum alten Heerweg (heute Jean-Dolidier-Weg) führte. Das 1675 Meter lange Bahngleis wurde 1942 für 182 000 Reichsmark gebaut. In Viehwaggons wurden Häftlinge aus den besetzten Ländern Europas direkt in das Lager gebracht. Ebenso wurden die Gleisanlagen seit Anfang 1943 von Firmen genutzt, die im KZ Betriebe eingerichtet hatten, darunter die Walther Werke und die Jastram-Motorenwerke. In das Neuengammer KZ wurden insgesamt 106 000 Häftlinge aus 20 Nationen eingewiesen. Mehr als 50 000 von ihnen wurden ermordet.
„Anbindung wäre begrüßenswert“
Die Leitung der KZ-Gedenkstätte unterstützt die Bemühungen des Grünen: „Eine solche Anbindung wäre begrüßenswert“, sagt Dr. Oliver von Wrochem, stellvertretender Gedenkstätten-Leiter.
Wobbe betrachtet sein Langzeit-Engagement für die Errichtung eines Radweges zur Gedenkstätte als „moralische Pflicht“: Gerade in Zeiten, in denen ultrarechte Parteien besonders viel Zuspruch erhalten, sei das Neuengammer Mahnmal wichtig. „Es verdeutlicht, wohin Ausländerfeindlichkeit führen kann.“
Namensvorschlag längst parat
Einen Namensvorschlag für einen Weg hat Wobbe längst parat: Fritz-Bringmann-Weg, benannt nach dem Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, den der Regionalausschuss sowieso oben auf seiner Liste zur Benennung neuer Straßen hat. Bringmann (1918 bis 2011) war ab 1936 im Konzentrationslager Sachsenhausen und 1940 im KZ Neuengamme inhaftiert. Er war Generalsekretär und Ehrenpräsident der Amicale Internationale KZ Neuengamme (Internationale Lagergemeinschaft des KZ Neuengamme). Bringmann setzte sich unermüdlich gegen das Vergessen des Nazi-Terrors und für die Völkerverständigung ein.