Neuengamme. Was Judith Rakers von der Tagesschau kann, kann Rolf Wobbe von den Grünen in Bergedorf schon längst: er hält sich Hühner.

Sie heißen „Emma“, „Frida“, „Hertha“, Clara“ und „Peter“ und sie sind die neuen Lieblinge von Rolf Wobbe. Der 73-Jährige, den Bergedorfer vor allem als Mitglied der Fraktion der Grünen in der Bezirksversammlung kennen, ist neuerdings stolzer Hühnerbesitzer. Seine fünf Hühner, darunter Hahn „Peter“, leben auf dem großem Grundstück der Familie am Neuengammer Hinterdeich. Dort haben sie knapp fünfhundert Quadratmeter Freilauffläche.

Der Start verlief schwierig, denn Wobbes Hühner riefen Räuber auf den Plan: Ein Hahn wurde von einem Habicht gegriffen, ein Fuchs holte gar die Lieblingshenne des Rentners. „Sie saß abends immer auf der Terrasse vor unserem Wohnzimmerfenster, während die anderen Hühner schon im Stall waren“, sagt Wobbe.

Der Grüne folgt dem Trend zum Homefarming

Nach den räuberischen Attacken halbierte er die Auslaufzone seiner Lieblinge, indem er einen Drahtzaun aufstellte. „Nun habe ich sie besser im Blick, sind sie näher an unserem Haus.“ Außerdem flattert in fünf Metern Höhe eine Vogelattrappe, ein spezieller Drachen, um Raubvögel abzuschrecken. Wobbe lasse nun auch häufiger draußen das Radio laufen: „Das schreckt Räuber ab.“

Nachts gehen die Hühner in ihren Stall, dessen Tür sich computergesteuert automatisch schließt und morgens wieder öffnet, immer zur selben Zeit. „Die Tiere kennen das und sind stets pünktlich im Stall“, sagt Wobbe. Den Stall ließ er von einem Bekannten anfertigen. Es ist bereits der zweite: „Der erste wurde für sie irgendwann zu klein“, sagt der Hühnerfreund. Anfangs habe er jedes Huhn einzeln in den Stall getragen.

Tiere von einem von einem Züchter aus dem Landgebiet gekauft

Die drei Lachshennen und zwei Zwergseidenhühner (ein Hahn, eine Henne) hat er von einem Züchter aus dem Landgebiet erworben, als die Tiere etwa zwölf Wochen alt waren. „Sie helfen mir dabei, Naturzusammenhänge besser zu begreifen“, sagt der Grüne, der stolz von der Intelligenz seiner Lieblinge berichtet.

Auch Wobbes Frau erfreut sich an den neuen „Mitbewohnern“. Sie liefern fast täglich Eier, die jeden zweiten Tag das Frühstück des Ehepaares bereichern und auch zum Kochen und Backen verwendet werden. „Mein Vater, der nebenan wohnt, wird von uns nun regelmäßig mit Eiern versorgt“, sagt Rolf Wobbe.

Rolf Wobbe isst kein Hühnerfleisch mehr

Seien Wertschätzung der Tiere sei gestiegen, seit er selbst Hühnerhalter ist, sagt Wobbe. „Ich sehe in ihnen mehr als bloße Legemaschinen und Fleischlieferanten.“ Hühnerfleisch sei für ihn inzwischen passé. „Unsere Hühner sollen an Altersschwäche sterben.“

Dass der Hahn morgens kräht, scheint Wobbes Nachbarn nicht zu stören, „zumindest hat sich keiner beschwert“. Außerdem, betont der Rentner, gebe es auch Hunde in der Nachbarschaft – „und die bellen“.

Spatzen und andere Vögel kommen und picken die Futterreste auf

Die Hühner seien die ersten „Haustiere“ des Paares, das seit 50 Jahren am Neuengammer Hinterdeich wohnt. „Früher gab es hier wilde Fasane und Rebhühner“, sagt Wobbe, der die Tiere auch oft gefüttert hat. „Doch es wurden immer weniger. Durch die Hühner herrscht wieder Leben im Garten.“ Das Hühnerfutter komme auch bei anderen Gästen gut an: „Hier halten sich oft mehr als Hundert Spatzen und andere Vögel auf.“