Bergedorf. Bergedorf. Rolf Wobbe: Unsere Streichliste im Wohnungsbauprogramm stoppt drohende Verstädterung.
Die Grünen fühlen sich gründlich missverstanden. Die scharfe Kritik an ihrer rigorosen Streichliste im Wohnungsbauprogramm der Vier- und Marschlande kann ihr Landgebiets-Sprecher Rolf Wobbe nicht nachvollziehen. Ebenso wundert ihn der Vorwurf, die Entwicklungschancen der Dörfer zu zerstören.
„Alle gestrichen Flächen außerhalb der Dorfkerne“
„Alle elf gestrichenen Potenzialflächen für Wohnungsbau liegen weit außerhalb der Dorfkerne. Sie führen also eindeutig nicht zur Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner, sondern eher zu Verschlechterung“, sagt der 68-jährige Kirchwerder und legt nach: „Mit unserem Vorstoß retten wir die Dörfer, weil wir eine Verstädterung verhindern. Denn einfach Feld für Feld in ihrer Umgebung an Investoren zu übertragen, wie im Wohnungsbauprogramm vorgesehen, sorgt für die in Hamburg sprichwörtliche ,Bramfeldisierung’. Dieser Stadtteil war einst auch ein Dorf, davon ist heute aber nichts mehr übrig geblieben.“
Dorfentwicklungsflächen bleiben erhalten
Umgekehrt seien „echte“ Dorfentwicklungsflächen, wie Karkland am Kirchenheerweg in Kirchwerder oder der Kirchendeich in Ochsenwerder, weiter im Wohnungsbauprogramm enthalten. „Sie sind wichtig, um die Dörfer wirklich attraktiver und lebensfähiger zu machen“, sagt Wobbe.
Oberbillwerder Liebling des Senats
Dass die Grünen den Stadtentwicklungsausschuss am Mittwoch mit ihrer Streichliste völlig ohne Vorwarnung per Tischvorlage Minuten vor Sitzungsbeginn überraschten, begründet er mit den in Hamburg angelaufenen Planungen für den neuen Stadtteil Oberbillwerder: „Dieses Projekt hat uns in eine sehr unangenehme Zwangslage gebracht“, sagt Wobbe. Einerseits sei es nicht Teil des Koalitionsvertrags gewesen, andererseits wolle der Senat Oberbillwerder nun aber unbedingt haben. „Wir haben das Projekt stets kontrovers diskutiert, es gab keine einheitliche grüne Meinung. Doch niemand in der Fraktion will, dass der Senat von seinem Recht Gebrauch macht, die Planungen an sich zu ziehen. Also mussten wir einen Weg finden, alle Kritiker für die grundsätzliche Zustimmung zu Oberbillwerder zu gewinnen.“
„Bergedorfer Einflussnahme gesichert“
Den Deal mit der SPD mit geschrumpftem Wohnungsbauprogramm will Wobbe aber nicht als Verkauf grüner Einflussmöglichkeiten auf die Planung von Oberbillwerder sehen: „Das Gegenteil ist der Fall. Nur so können wir dafür sorgen, dass die Planungshoheit in Bergedorf bleibt. Das sichert uns alle Einflüsse. Anders wären wir nur Statisten.“
Eine Reduzierung der Streichliste im Wohnungsbauprogramm der Vier- und Marschlande bei der abschließenden Entscheidung am 26. Januar (18 Uhr, Rathaus) in der Bezirksversammlung erwartet er nicht: „Das wäre zu gefährlich.“