Hamburg. Frühere Pandino-Betriebsleiterin will die Bauruine für ein besonderes Familien-Angebot nutzen. Das Konzept – und was ihr noch fehlt.
Alte und leer stehende Hallen können durchaus noch zu etwas gut sein, das zeigt sich im einstigen Dima-Sportcenter am Havighorster Weg: Dort entsteht aktuell ein riesiger neuer Indoorspielplatz namens „Monkey Island“, der etwa im Juni eröffnen soll. Nun könnte neues Leben auch in eine andere bezirkliche Problem-Immobilie kommen: Die Bergedorferin Nicole Gerdes hat ein Auge auf den einstigen Max-Bahr-Baumarkt an der Kurt-A.-Körber-Chaussee geworfen. Sie möchte hier „Das grüne Puzzle“ für Kinder verwirklichen, zunächst als Zwischennutzung.
Noch eine Bauruine, noch ein Indoorspielplatz? Klingt so, ist aber anders. Denn Nicole Gerdes, die drei Jahre Betriebsleiterin im Indoorspielplatz Pandino am Curslacker Heerweg war, hat ein Konzept entworfen, das in Bergedorf eine Marktlücke füllen soll. Sie hat nach eigenen Worten alles fertig, „steht in den Startlöchern“, sucht aber noch einen Investor.
Indoorspielplatz im früheren Baumarkt Max Bahr
„,Das grüne Puzzle‘ ist ähnlich aufgebaut wie andere Indoorspielplätze“, beschreibt die 41-Jährige ihr Projekt. Aber mit entscheidendem Unterschied: Statt Plastik, Bling-Bling und Lärm durch dudelnde Maschinen soll es hier nachhaltige Materialien geben, soll Platz für Fantasie, Entdecken und Gemeinsamkeit sein.
Das Besondere: Auch Kinder und Jugendliche mit Handicaps, etwa Gehörlose, Menschen mit Sehbehinderung oder Rollifahrer, sollen hier in der Halle spielen und toben können. „Eine fantasievoll gestaltete Begegnungsstätte für alle Generationen“, nennt Nicole Gerdes ihr „Herzensprojekt“.
Seit Jahren schon denkt die ehemalige Pandino-Betriebsleiterin auf dem Projekt herum. Inzwischen hat sie nach eigenen Worten eigentlich alles beisammen: ein Konzept samt Businessplan, Drähte zu Bezirksamt und Fraktionen und zum möglichen Max-Bahr-Vermieter, dem Möbelriesen XXXLutz. Zudem „ganz viele Menschen“ mit Know-how, die ihr bei handwerklichen oder organisatorischen Dingen helfen können, wie sie sagt. Auch etwas Stammkapital für die zu gründende GmbH hat sie. Doch um „Das grüne Puzzle“ wirklich bauen zu können, bräuchte es einen Investor, der die etwa 500.000 Euro Baukosten vorstreckt.
Barrierefreie Spielgeräte wie ein Rollstuhlfahrer-Karussell
Denn auf etwa 3500 Quadratmetern Spielfläche soll es ja auch einiges zu erleben geben. „Ich habe Kontakt zum Unternehmen Emsland-Spielgeräte“, berichtet sie. Der Hersteller ist auf Spielanlagen spezialisiert, die barrierefrei sind oder besondere Sinneserfahrung bieten. Es gibt beispielsweise laut Homepage eine integrative Wasserspielanlage, ein Rollstuhlfahrer-Karussell, Klangschaukeln, Tastspiele und einiges mehr.
Integration ist für Nicole Gerdes, selbst Mutter dreier Söhne (6, 12 und 16 Jahre), aber nur ein Teil des Ganzen. Es soll insgesamt darum gehen, wieder die Lust am Entdecken, Forschen und Zusammensein zu wecken, und zwar für alle Altersklassen. Was die Kleinen in einer „Matsch-Ecke“ erfreuen könnte, wäre für die Jugendlichen vielleicht ein noch näher zu definierendes Medienspiel. Es könnte außerdem Projekträume geben, in denen geforscht wird, und Aufgaben, die nur gemeinsam gelöst werden können – so wie in den Escaperooms beispielsweise.
Immer soll es auch um Zusammenhalt gehen, um Empathie und Gemeinsinn unabhängig von Generationen, Kulturen und gesellschaftlichen Schichten. Auch Bergedorfer Vereine könnten hier mitmachen. Ein Netzwerk soll entstehen, so ist es der Traum von Nicole Gerdes. „Ich habe so viele Ideen im Kopf“, sagt sie. Und weil ihr Projekt aus vielen Teilen besteht, hat sie es „Das grüne Puzzle“ genannt.
Vermieter XXXLutz bestätigt Interesse an einer Zwischennutzung
„Eigentlich kann es fast sofort losgehen“, meint die 41-Jährige, die jedoch noch einen Geldgeber sucht (Mail: n.gerdes@das-gruene-puzzle.de). „Ich brauche keine Spende, ich will das zurückzahlen“, sagt sie. Ein interessierter Investor sei aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Allgemeinsituation leider abgesprungen. Nicole Gerdes ist jedoch von ihrem Projekt sehr überzeugt. „Ich bin sicher, und ich höre es auch von vielen Seiten: Bergedorf wartet darauf“, sagt sie.
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Ob sie aber wirklich in den leer stehenden Max-Bahr-Baumarkt einziehen kann, muss sich erst zeigen. Vermieter XXXLutz möchte hier eigentlich ein Mömax-Möbelhaus errichten, darf es aber baurechtlich nicht. In der Konsequenz lässt der Möbelriese die Immobilie seit Jahren leer stehen. An einer Zwischennutzung durch „Das grüne Puzzle“ sei XXXLutz nicht uninteressiert, sagt Nicole Gerdes. Und auch das Unternehmen bestätigt auf bz-Anfrage, „dass wir derzeit in Gesprächen sind“. Darüber hinaus hält sich der Möbelriese aber bedeckt: Detailliertere Fragen könnten zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden.
Doch der alte Max-Bahr-Baumarkt, der für das Projekt umfassend saniert werden müsste, wäre ohnehin keine Dauerlösung. „Eigentlich ist er auch zu groß“, sagt Nicole Gerdes. Ihr Traum wäre langfristig ein anderer: Sie würde gern im künftigen Innovationspark bauen. Ob das etwas wird? Selbstbewusst genug ist Nicole Gerdes, die von sich sagt, sie habe Know-how und Leidenschaft: „Egal, was für eine Herausforderung kommt: Ich werde sie meistern.“