Hamburg. Verein Solidarische Landwirtschaft benötigt weitere Mitglieder. Was auf den neuen Pachtflächen in Ochsenwerder gepflanzt werden soll.

Die Solidarische Landwirtschaft (SoLawi) Vierlande hat von der Bio-Gärtnerei Sannmann in Ochsenwerder Flächen gepachtet, um dort Gemüse anzubauen. Mit den neuen Flächen – rund 1000 Quadratmeter unter Folie und etwa drei Hektar Freiland – ist die Anbaufläche des Vereins nun deutlicher größer als bisher.

Deshalb bauen die Bio-Gärtner neben Klassikern wie Salat, Gurken, Kohlrabi und Porree jetzt auch „Exoten“ wie Ingwer und Wassermelone an. Und: Im Sommer wollen die vier angestellten SoLawi-Gärtner erstmals auch Kartoffeln ernten.

SoLawi Vierlande: Verbraucher geben für Bio-Gemüse weniger Geld aus

Die für fünf Jahre gepachteten Flächen von Sannmann „sind bereits Bio“, betont SoLawi-Gärtner Jakob Steinert (31). Zudem lasse sich mit dem Boden, auf dem auch in vergangenen Jahren Biogemüse angebaut worden ist, wesentlich einfacher arbeiten als auf den weiteren SoLawi-Flächen in Kirchwerder und Neuengamme (jeweils etwa zwei Hektar), wo die Erde sehr tonhaltig und dadurch schwer ist.

Der lehmhaltige Sand in Ochsenwerder sei hingegen ein optimaler Mix: Er erwärme sich im Frühjahr schneller, sei wasserdurchlässiger und lasse mehr Luft und somit mehr Sauerstoff in den Boden. „So einen Boden gibt es in den Vier- und Marschlanden eher selten“, sagt Steffen Brauer (34), ebenfalls als Gärtner für den Verein Solidarische Landwirtschaft Vierlande tätig.

In Ochsenwerder mehr Platz für die Fruchtfolge

Aufgrund der neuen Bodenverhältnisse will die SoLawi erstmals auch Kartoffeln anbauen. Sie wurden bisher nicht angebaut, weil die Bearbeitung des schweren Marschbodens zu aufwendig ist. Andere Sommerkulturen, etwa Paprika, Tomate und Aubergine, die von dem Verein auch bereits in den vergangenen Jahren angebaut worden sind, sollen vom Frühjahr an ebenfalls auf den neuen Ackerflächen in Ochsenwerder wachsen. Weil dann am Neuengammer Hinterdeich, dem ursprünglichen SoLawi-Gelände, Platz frei wird, wird dort der Anbau von Ingwer und Wassermelonen getestet.

„In Ochsenwerder haben wir mehr Platz für die Fruchtfolge“, sagt Steinert. Über die Jahre können dort, auf derselben Erde, verschiedene Gemüsekulturen angebaut werden. „Das ist für den Boden besser. In der Folge haben die Pflanzen dann weniger mit Krankheiten zu kämpfen – und wir haben eine ertragreichere Ernte“, sagt Brauer.

Gemüse wird zu insgesamt zehn Depots gebracht

Derzeit ernten die vier Vereinsgärtner vor allem Salate, Lauch, Porree, Rosenkohl und Grünkohl. Die Radieschen, die um die Jahreswende ausgesät worden sind, würden gut gedeihen und seien vermutlich in sechs bis acht Wochen erntereif. Das frisch geerntete und das in einer Kühlkammer eingelagerte Gemüse wird in zehn Depots befördert, wo sich die Kunden (Anteilseigner) ihre Rationen abholen.

Vier Depots befinden sich in Bergedorf (Stadt und Land), fünf in der Hamburger Innenstadt und neuerdings auch eines in Wentorf. „Wir suchen aber immer noch weitere Depots – je größer, desto besser“, sagt Steinert. Wer das Projekt mit einem Lagerraum unterstützen möchte, erreicht es über das Internet: solawi-vierlan.de.

Steffen Brauer (links) und Jakob Steinert mit Bio-Gemüse aus eigener Ernte – etwa Salat, Porree, Sellerie und Kohlrabi.
Steffen Brauer (links) und Jakob Steinert mit Bio-Gemüse aus eigener Ernte – etwa Salat, Porree, Sellerie und Kohlrabi. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

In den vergangenen Monaten wurden die Depots wöchentlich neu gefüllt. Von kommender Woche an wird bis zum Frühjahr nur noch im Zwei-Wochen-Takt Gemüse (vor allem aus der Kühlkammer) deponiert, dann allerdings die doppelte Menge. „Erst wenn wir wieder mehr frisch geerntetes Gemüse anbieten können, wollen wir zurück in den Wochenrhythmus“, sagt Brauer und fügt hinzu: „Das ist logistisch leichter zu händeln und umweltfreundlicher.“

Die Kühlkammer in Neuengamme ist voll mit Gemüse. Die Ernte war besser als im Vorjahr. Beispielsweise Sellerie und auch alle Kohlsorten sei sehr gut gewachsen.

Ein ganzer Ernteanteil kostet künftig 130 Euro, 5 Euro mehr als im Vorjahr

Ende Januar gab es die sogenannte Bietrunde, bei der Anteile für ein Jahr (ab Saisonstart im März) gezeichnet werden konnten. Außerdem wurde bei der Runde in Eimsbüttel – etwa die Hälfte der Anteilseigner lebt in der Innenstadt, die andere Hälfte in Bergedorf und Umgebung – der neue Preis für einen Anteil festgelegt: Er kostet jetzt 130 Euro im Monat, 5 Euro mehr als bisher. „Einfache“ (halbe) Anteile kosten 65 Euro statt wie bisher 62,50 Euro. Den Preis haben die Anteilseigner, die auch Mitglieder des Vereins sind, festgelegt.

Das solidarische Prinzip ist einfach: Einige Mitglieder zahlen mehr für ihren Anteil und andere, die weniger Geld haben, zahlen weniger. Somit ermöglichen die besser situierten Mitglieder denjenigen, die schlechtergestellt sind, ebenfalls den regelmäßigen Genuss von Bio-Gemüse aus der Region. „Nachzügler zahlen den bei der Versammlung durch die Gebote erzielten Durchschnittspreis von 130 Euro pro großem Anteil“, sagt Steinert. 107,5 ganze und halbe Anteile sind bereits vergeben – 32,5 sind noch erhältlich.

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Bereits im vergangenen Jahr waren nach der Bietrunde noch viele Anteile übrig. „Die gesamte Biobranche hatte durch die allgemeinen Kostensteigerungen, etwa den deutlichen Anstieg der Energiepreise, einen Mega-Einbruch“, sagt Dr. Inga Röwer, Mit-Initiatorin der SoLawi Vierlande, und fügt hinzu: „Das spüren wir nach wie vor, in der zweiten Saison in Folge, deutlich.“

Die Schlussfolgerung der studierten Bodenkundlerin: „Die Leute scheinen für Bio-Lebensmittel weniger Geld ausgeben zu wollen.“ Dass der Geldbeutel nicht mehr so locker sitzt, dürfte die Branche in Deutschland besonders stark zu spüren bekommen: „Im europäischen Vergleich wird hierzulande – unabhängig von Krisen – unterdurchschnittlich viel Geld für Nahrungsmittel ausgegeben.“