Kirchwerder. Der 34-Jährige ist Computer-Spezialist bei der Solidarischen Landwirtschaft. Und ein Kandidat für den Bürgerpreis Bergedorf.

Eike Waldt kennt sich mit Computern und digitalen Netzwerken bestens aus. Der 34-Jährige arbeitet als sogenannter Linux- und Open-Source-Consultant und -Trainer für eine IT-Firma. In seiner Freizeit nutzt er seine Kenntnisse, um den Verein Solidarische Landwirtschaft (SoLawi) Vierlande zu unterstützen. Dort ist er Hauptansprechpartner für die IT-Infrastruktur.

Waldt erleichtert mit seinem Ehrenamt anderen Ehrenamtlichen die Arbeit in dem Selbsternte-Projekt in erheblichem Maße. Deshalb ist er Kandidat für den mit 6000 Euro dotierten Bürgerpreis Bergedorf, der von unserer Zeitung und der Volksbank Bergedorf am 21. September im Spiegelsaal des Bergedorfer Rathauses verliehen wird.

SoLawi Vierlande: Bei der Selbsternte ist Computertechnik wichtig

Waldt zog aus dem Schanzenviertel nach Kirchwerder, stammt aus Tostedt in Niedersachsen. Bei der SoLawi engagiert er sich als einer von zwei IT-Spezialisten seit vier Jahren. „Im ersten Jahr der SoLawi hatten wir zwar eine Website, aber keine elektronische Verwaltung“, sagt Dr. Inga Röwer, die das Projekt 2017 mitinitiierte und im Jahr darauf als GbR ins Leben rief. „Seit 2019 ist die SoLawi ein eingetragener Verein“, sagt Inga Röwer.

Die Ursprungsidee sei die von einem kleinen, vielfältigen Betrieb gewesen, mit dem Biodiversität gefördert sowie boden- und gewässerschonend gearbeitet wird. Die Idee konnte umgesetzt werden. „Wenn man auch Wert auf faire Arbeitsbedingungen für die Angestellten legt, geht so etwas nicht, wenn man sich am Markt behaupten muss“, sagt Inga Röwer.

Internetauftritt der SoLawi wurde komplett neugestaltet

Die Bodenkundlerin ist bei dem Verein als Gärtnerin angestellt, engagiert sich dort aber auch ehrenamtlich. Sie arbeitet ebenfalls in der Logistik-Arbeitsgruppe des Vereins. Dort kümmern sich die beiden Aktivisten mit weiteren Mitstreitern um die Organisation der Depots, wo das geerntete Gemüse platziert und von den Anteilseignern abgeholt wird. Außerdem arbeitet Inga Röwer im Vorstand des Vereins.

Die SoLawi-Gärtner Dr. Inga Röwer und Steffen Brauer inmitten einer Gründüngung auf dem Hauptgelände des Vereins in Neuengamme mit Klee und krautigen Pflanzen in ihren Händen.
Die SoLawi-Gärtner Dr. Inga Röwer und Steffen Brauer inmitten einer Gründüngung auf dem Hauptgelände des Vereins in Neuengamme mit Klee und krautigen Pflanzen in ihren Händen. © Heyen

Der Internetauftritt der SoLawi wurde von Waldt und seinem IT-Kollegen komplett neugestaltet, „wobei ich weniger mit dem Design zu tun habe, sondern mit der Infrastruktur“, betont der 34-Jährige. Er kümmere sich um die technischen Voraussetzungen, damit die verschiedenen Funktionen der Plattform funktionieren. Dabei gehe es vor allem um die interne Kommunikation der Mitglieder, Tools (Werkzeuge) für die Verwaltung von Verträgen und weitere buchhalterische Aspekte.

Ehrenamtlicher Einsatz sei ein „guter Ausgleich zur Lohnarbeit“

„Früher hatten wir alles in Papierform, eine große Zettelwirtschaft“, sagt Inga Röwer. „Eike hat uns digitalisiert, ins 21. Jahrhundert katapultiert.“ Waldt stellt Kommunikationsplattformen bereit, die er auch pflegt und erweitert. Seine Arbeit für die SoLawi sei „inhaltlich ein guter Ausgleich zur Lohnarbeit“, betont er.

Waldt freue sich, wenn er von seinen Mitstreitern positives Feedback bekommt, sei froh, „ein super Projekt“ unterstützen zu können. Deshalb investiert er nach seinem Hauptjob viel Zeit in die IT-Betreuung des Vereins. „Manchmal sind es viele Abende nacheinander und viele Stunden an den Wochenenden.“

IT-Technik wie bei einem mittelständischen Unternehmen

Selbstorganisierte Umweltprojekte, die weniger Abhängigkeit von großen Unternehmen ermöglichen, würden den 34-Jährigen generell reizen: „Schließlich gibt es genug Konzerne, die man nicht unterstützen möchte.“ Als er noch in der Innenstadt wohnte, engagierte er sich deshalb ehrenamtlich für ein kleines Ladengeschäft, das von einem Verein betrieben wird und in dem nur Mitglieder einkaufen können – „Bioprodukte, fast alle unverpackt“.

Das Archivbild vom Frühjahr 2021 zeigt die SoLawi-Aktiven Jens Müller (l.) aus Neuengamme, Dr. Inga Röwer und Philipp Westerwalbesloh aus Bergedorf im Gewächshaus.
Das Archivbild vom Frühjahr 2021 zeigt die SoLawi-Aktiven Jens Müller (l.) aus Neuengamme, Dr. Inga Röwer und Philipp Westerwalbesloh aus Bergedorf im Gewächshaus. © Lena Diekmann

„Die IT-Technik bei unserem Verein ist vergleichbar mit der eines mittelständischen Unternehmens“, sagt der Vierländer. Von den digitalen Kommunikationsformen, die er ermöglicht, würden rund 700 Menschen (240 Haushalte/Ernteanteile) profitieren. Sie können auf Websites, die nur den Mitgliedern des Vereins zur Verfügung stehen, miteinander kommunizieren, sich einbringen und in Gruppen arbeiten, Dateien austauschen und miteinander chatten.

Rund 700 Menschen sind miteinander vernetzt

Das Ganze sei so gestaltet, dass auch die Vereinsmitglieder, die keine Technik-Spezis sind, gut klarkommen. Zudem schreibt Waldt technische Anleitungen, beantwortet viele Nachfragen. „Für viele Mitglieder bedeutet unser Projekt, nicht nur zu konsumieren, sondern sich mit zu engagieren. Es bringt viele Menschen zusammen – verschiedene Typen unterschiedlichen Alters“, sagt Inga Röwer.

Besonders arbeitsintensiv geht es für den IT-Profi vor und nach den jährlichen Bietrunden zu, bei denen die Ernteanteile neu vergeben und neue Durchschnittspreise dafür festgelegt werden. Waldt ermöglicht dann die Eingabe und Weiterverarbeitung von Daten, ermöglicht Videokonferenzen, an denen schon bis zu 180 Menschen teilgenommen haben und sorgt dafür, dass Sitzungsprotokolle in Echtzeit im Internet gelesen werden können.

Für die erste digitale Bietrunde baute er in einer Schulaula sogar eigens ein WLAN auf. Doch auch Wartungsarbeiten und das Updaten der Systeme seien zeitintensiv.

Sollte er mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet werden, möchte Waldt das Preisgeld an die SoLawi weitergeben. Die sei finanziell dünn ausgestattet, könne davon etwa Minijobber bezahlen, die bei der Gartenarbeit mitanpacken.

Solidarische Landwirtschaft hat noch Ernteanteile frei

Wer sich für die Ernteanteile interessiert, kann noch einsteigen. Einige wenige Anteile sind noch zu kriegen. Preis: Ab 62,50 Euro im Monat. Dafür gibt es wöchentlich frisches Bio-Gemüse. Internet: solawi-vierlan.de.