Neuengamme. Bergedorfer können beim Bio-Gemüse-Projekt „probeweise“ bis Februar einsteigen. Das wird ihnen für ihren Beitrag geboten.

Die Solidarische Landwirtschaft (SoLawi) Vierlande hat für den Rest der Saison, die noch bis Februar andauert, einige Ernteanteile für kurzentschlossene Gemüse-Freunde aus Bergedorf und Umgebung zu vergeben. So können Interessierte quasi „probeweise“ für drei, vier Monate von dem Bio-Gemüse profitieren, das wöchentlich aus einem der sechs Depots im Bezirks abgeholt werden kann. Kosten: 117 Euro im Monat. Der volle Ernteanteil reicht für eine Familie mit zwei, drei Kindern. Für einen halben Anteil werden 58,50 Euro verlangt.

„Die Warteliste für Interessierte aus Bergedorf ist abgearbeitet“, sagt SoLawi-Gärtnerin Dr. Inga Röwer. Deshalb seien nun sogar Anteil freigeworden. „Viele Mitglieder haben ihre Anteile verkleinert, dadurch haben wir nun etwas Luft nach oben.“

Voraussichtlich Anfang Februar wird die neue Bieterrunde sein, bei der der neue Durchschnittspreis für die Anteile festgelegt wird. Dann können neue Mitgliedschaften für zwölf Monate abgeschlossen und bestehende verlängert werden. Das Prinzip der Solidargemeinschaft: Einige finanziell gut gestellte Mitglieder zahlen mehr als den neuen, zu errechnenden Durchschnittspreis, da

Sie ackern im Projekt (v.l.): Mona Bichler, Kristina Knöchel, Jakob Steinert und Marlene Stadie.
Sie ackern im Projekt (v.l.): Mona Bichler, Kristina Knöchel, Jakob Steinert und Marlene Stadie. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

mit andere, die weniger Geld zur Verfügung haben, ebenfalls von dem Bio-Projekt profitieren können.

Solidarische Landwirtschaft nimmt viele Flächen sind nun in die Gründüngung

Vier von dem Verein angestellte Gärtner leiten den Betrieb und arbeiten auf den SoLawi-Feldern am Neuengammer Hinterdeich und auf dem Hof Eggers in Kirchwerder. Sie sind nun mit dem Gemüse beschäftigt, das im Winterhalbjahr wächst und geerntet wird. Derzeit ernten die Bio-Gärtner unter anderem viele Möhren, die sie einlagern und nach und nach an die Mitglieder des Projekts weitergeben.

Viele Flächen sind in der Gründüngung-Phase: Die bienenfreundlichen, blühenden Pflanzen werden im Laufe der kommenden Wochen gehäckselt und dann auf dem Feld liegengelassen. Auf dem Kompost soll im Frühjahr neues Gemüse gepflanzt werden – etwa Salate, Kohlrabi, Schnittlauch, Petersilie und Fenchel. Die Gründüngung umfasst am Neuengammer Hinterdeich – auf mehreren Flächen – etwa 2300 Quadratmeter. „Das sind besonders wertvolle Flächen, recht sandig für tonhaltigen Marschboden. Durch den Sandgehalt ist der Anbau für uns leichter zu händeln“, sagt Inga Röwer, studierte Bodenkundlerin. Ihr Gärtnerkollege Steffen Brauer fügt hinzu: „Bei unserer Gründüngung bleiben die Wuzeln weiterhin im Boden – eine Extra-Portion Organik für die Humusbildung, die natürlich auch von der oberirdischen Biomasse profitiert.“

Die SoLawi muss ein Ungleichgewicht geraderücken: Während die Zahl der Mitglieder aus Bergedorf sinkt, nimmt die der Anteilseigner in der Hamburger Innenstadt zu. Dorthin gehen aktuell rund 80 Anteile, während nur etwa 60 im Bezirk bleiben. „Die fünf Depots in der City platzen aus allen Nähten“, sagt Inga Röwer. Deshalb werden nicht nur neue Mitglieder aus Bergedorf und Umgebung gesucht, sondern auch neue Depotflächen in der ganzen Stadt. Dort soll das Gemüse wöchentlich von den Mitgliedern abgeholt werden können. „Dafür benötigen wir mindestens zehn Quadratmeter große Freiflächen, gern auch schon mit einem Schuppen drauf“, sagt Inga Röwer. Auch der ungenutzte Teil eines Anbaus sei willkommen. Kontakt. logistik@solawi-vierlande.de.

Beiträge der Vereinsmitglieder ermöglichen das Projekt

Immer beliebter sind halbe Anteile: 194 Vereinsmitglieder bekommen derzeit halbe Anteile, während nur 44 die familienkompatiblen, großen Gemüse-Lieferungen haben wollen.

Der Mitgliedsbeitrag, also die Summe, die für die Ernteanteile bezahlt werden muss, finanziert das Projekt. „Die Mitgliedsbeiträge ermöglichen uns kleinbäuerliche Landwirtschaft. Ohne dieses System könnten wir uns im globalen Wettbewerb nicht behaupten“, sagt Inga Röwer. Dadurch, dass der Preis jährlich für zwölf Monate festgelegt wird, habe man Planungssicherheit. Schließlich müssen unter anderem die vier Gärtner bezahlt werden.

Die SoLawi biete viele Vorteile, betonen die Gärtner: Das Gemüse werde regional produziert und verteilt, es gebe keinen Zwischenhandel. Das schone die Umwelt. „Wir sind weitgehend unabhängig von globalen Lieferketten“, sagt Inga Röwer. Bei der Bezahlung gehe es solidarisch zu, „auch was die angestellten Mitarbeiter angeht“, sagt die Wissenschaftlerin, die sich und ihren Kollegen Hungerlöhne und unfaire Arbeitsbedingungen ersparen möchte. „Außerdem erhalten wir jahrhundertealte lokale Strukturen.“ Steffen Brauer ergänzt, dass so gut wie keine Abfälle produziert würden: „Auch die B-Ware wird verspeist.“

Die vergangene Pflanz- und Erntesaison sei durchwachsen gewesen, berichten die Betriebsleiter: „Wir hatten wieder einen langen, trockenen Sommer“, sagt Inga Röwer. Dadurch seien die Kohlköpfe nicht gewachsen. Es konnten kaum welche geerntet werden. „Dadurch fehlt uns Gemüse zum Einlagern“, sagt Inga Röwer. „Der Knollensellerie hat im September und Oktober zum Glück noch aufgeholt.“ Prächtig entwickelt hätten sich hingegen etwa Rote Beete und Steckrüben.

Weitere Informationen zu dem Bergedorfer Bio-Gemüse-Projekt finden sich im Internet unter der Adresse vierlan.de.