Hamburg. Die Umgestaltung der Siedlung aus den 70er-Jahren soll auch Menschen aus dem neuen Hamburger Stadtteil anlocken. Wie das gelingen soll.

Weiter im Westen wird Oberbillwerder geplant, der „Stadtteil der Zukunft“. Um so wichtiger ist die Weiterentwicklung von bestehenden Stadtteilen und Siedlungen, wie Bergedorf-West. „Wir brauchen hier Ziele, die auch Menschen aus Oberbillwerder anlocken, sonst wird Bergedorf-West abgehängt“, betonte Lars Rosinski, Leiter des Bergedorfer Baudezernats, bei der Stadtteilkonferenz am Dienstag im P5 am Friedrich-Frank-Bogen. Ein Ungleichgewicht zwischen dem neuen und modernen Stadtteil und der in den späten 1960er-Jahren erbauten Siedlung müsse vermieden werden.

Ein Pfund, mit dem Bergedorf-West wuchern kann, sei zum Beispiel das Sportforum der TSG Bergedorf am Billwerder Billdeich. Aber auch der Wochenmarkt soll an seinem neuen Standort auf 2000 Quadratmetern am südlichen Rand des neuen Quartiersplatzes ein Ziel für „Oberbillwerderaner“ sein. Der Mobility Hub im südlichen Baufeld 3 des Quartierszentrums wird neuen Einzelhandel beherbergen, auch das Ärztezentrum, das im Norden der heutigen P+R-Fläche entstehen wird, könnte für Rosinski ein Anziehungspunkt werden.

Neugestaltung von Bergedorf-West soll auch Menschen aus Oberbillwerder anziehen

Im Zuge der aufwendigen Neugestaltung von Bergedorf-West soll die Attraktivität des Standorts grundsätzlich erhöht werden. „Die Aufenthaltsqualität fehlt, die Struktur der 1970er-Jahre ist allgegenwärtig“, sagte Rosinski gerade beim Blick auf den Vorplatz des Bahnhofs Nettelnburg. „Auch an der Bille wissen viele Menschen gar nicht, wie schön es dort ist“, so der Baudezernent. „Richtig grün ist es in Bergedorf-West nur an bestimmten Stellen“, räumte Rosinski ein.

Das soll sich ändern. Beispielsweise durch die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes, wo die Visualisierungen schon blühende Wiesen und Kirschbäume an den Hängen zeigen. Die Grünzüge aus Oberbillwerder sollen außerdem nach Bergedorf-West hinein verlängert werden. Wie die Flächen genau gepflanzt werden, ist allerdings noch offen und hängt auch vom Budget des Bezirks ab.

So soll das neue Quartierszentrum von Bergedorf-West nach dem Siegerentwurf aussehen.
So soll das neue Quartierszentrum von Bergedorf-West nach dem Siegerentwurf aussehen. © KPW Architekten | KPW Papay Warncke und Partner Architekten

Bei der Stadtteilkonferenz äußerten Bewohner den Wunsch nach mehr Biodiversität in Grünanlagen – der Baudezernent trat auf die Bremse. Rosinski mahnte an: „Naturnahe Flächen müssen auch entsprechend unterhalten werden. Firmen verlangen dafür teilweise das Dreifache gegenüber der Pflege einer Rasenfläche.“ Werden die Grünanlagen vernachlässigt, drohe unkontrollierter Wildwuchs, der auch den Verkehr gefährden könne. Daher seien zum Beispiel die Hanglagen am Bahnhof oder Areale an der Bille für Blühwiesen geeignet, andere Stellen dagegen nicht.

Das neue Herzstück der Siedlung soll Besuchern und Bewohnern von Bergedorf-West direkt einen guten Eindruck vermitteln. Bei der Stadtteilkonferenz betonte Baudezernent Rosinski die Bedeutung der Querung vom Bahnhofsausgang in Richtung Quartierszentrum. „Momentan kommt man aus dem Bahnhof raus und sieht nicht richtig, wo der Radweg kreuzt“, kritisierte Rosinski. Eine Situation, die sich ändern muss. Denn in Zukunft soll vor dem Bahnhof der Radschnellweg der Veloroute 9 verlaufen. Angesichts von Radfahrern, die auf der Turbostrecke häufiger den Kopf herunternehmen und in die Pedale treten, ist sei die Sicherheit der Fußgänger bei der gesamten Neuplanung von Bergedorf-West eine Herausforderung, so der Baudezernent.

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Verkehrsberuhigung im Friedrich-Frank-Bogen

Auf dem anschließenden Friedrich-Frank-Bogen sollen in Zukunft Mittelinseln die Autofahrer daran hindern, haltende Busse zu überholen. „Es gab in der Vergangenheit tödliche Unfälle“, sagte Rosinski. Grundsätzlich werde auf dem Friedrich-Frank-Bogen vor dem Bahnhof zu schnell gefahren – dort wollen sich die Stadtplaner bemühen, Geschwindigkeit herauszunehmen. Auch der Bodenbelag der Gehwege soll erneuert werden. „Die verbauten Platten sind alt und stehen derzeit an vielen Stellen hoch“, sagte der Experte aus der Verwaltung bei der Stadtteilkonferenz.

Die dringend notwendige Neugestaltung des Zentrums von Bergedorf-West war 2019 in das Rise-Programm zur Stadtteilentwicklung aufgenommen worden. Dann herrschte zunächst Stillstand, der auch bei der Arbeitsgemeinschaft Bergedorf-West, Veranstalter der Stadtteilkonferenz, für Unmut sorgte. Im September des vergangenen Jahres gab der Stadtentwicklungsausschuss dann endlich grünes Licht für das Mammutprojekt. Bei der Querung des Friedrich-Frank-Bogens vor dem Bahnhof hofft Rosinski jetzt „nächstes oder übernächstes Jahr ins Bauen zu gehen“.