Bergedorf. Einkaufszentrum, Bürgerhaus oder Sportplatz: Trotz Millionen Euro Fördermittel kommt seit Jahren keines der wichtigen Projekt voran.

Die Stimmung ist gereizt. Seit 2019 schon steht dem Hochhausquartier Bergedorf-West der millionenschwere Topf des Rahmenprogramms Integrierte Stadtteilentwicklung (Rise) zu. „Aber bisher wird immer bloß diskutiert und eine möglichst große Zahl an Bewohnern beteiligt“, ärgert sich Werner Kleint. „Umgesetzt wurde in den drei Jahren nichts. Klar ist nur, was nicht geht. Etwa dass unser maroder Sportplatz nie mehr für die Fußballer des SV Bergedorf-West saniert wird.“ Sein Fazit: „Rise bedeutet Stillstand. Rise nervt.“

Klare Worte vom Chef der Arbeitsgemeinschaft (Arge) der Vereine und Verbände des Quartiers. Gerichtet hat Kleint sie in der jüngsten Stadtteilkonferenz Bergedorf-West an Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann und den Chef ihres Sozialraummanagements, Jan Smith. Beide äußerten Verständnis für die Ungeduld. Doch Schmidt-Hoffmann warb für die finanziellen Vorteile: „Selbst wenn Rise gefühlt unendliche Bürgerbeteiligungen vorsieht, so steht dahinter doch sehr viel Geld. Und das wird uns auch in Bergedorf-West in die Lage versetzen, in absehbarer Zeit wichtige Projekte zu realisieren. Zum Vergleich: In andere Rise-Gebiete unseres Bezirks sind allein in den vergangenen drei Jahren 20 Millionen Euro geflossen.“

Projekte in Bergedorf-West kommen nur sehr schleppend voran

Das soll auch die Großprojekte in Bergedorf-West beflügeln: Der Abriss und Neubau des Einkaufszentrums gegenüber vom S-Bahnhof wird nach den Worten der Bezirksamtsleiterin gerade planerisch konkretisiert: „Der Sieger-Entwurf befindet sich in der Abstimmung mit uns. Ende 2022 kann das Bebauungsplanverfahren beginnen.“ Einen festen Zeitplan bis zur Realisierung gebe es zwar noch nicht, ergänzte Jan Smith. Wahrscheinlich sei aber, dass erst ein Neubau auf Teilen des benachbarten P+R-Platzes entstehe und dann erst der Abriss starte. „Damit gibt es keine monatelangen Schließzeiten.“

Klar sei bereits, dass die seit Einführung der Bezahlpflicht weitgehend ungenutzte P+R-Fläche in die Neuplanung des Einkaufszentrums einbezogen werde. „Gut möglich, dass dort auch ein modernes Parkhaus entsteht“, sagte Smith. Alles werde rechtzeitig in der Bezirksversammlung und den Stadtteilgremien von Bergedorf-West vorgestellt – und dürfe dort auch verändert werden.

Treffpunkt für Generation 50+ kaum mehr zu finanzieren

Konkretes zum Neubau des Bürgerhauses Westibül, das definitiv aus seinen angestammten Räumen ausziehen muss, wird in den nächsten Tagen vorgestellt. „Das Bezirksamt ist gerade dabei, ein modulares Vorabkonzept für ein Gemeinschaftshaus zu erarbeiten“, sagte Cornelia Schmidt-Hoffmann. Denn sicher sei, dass der heutige Treffpunkt für die Generation 50+ mit Gastronomie künftig kaum noch finanzierbar wäre. Es brauche zusätzliche generationsübergreifende Nutzungen etwa für Kultur, Sport und Freizeit. Ein erstes Konzept soll noch im Mai im Stadtteilbeirat diskutiert werden. Die Finanzierung des Neubaus laufe über Rise-Mittel, wie der laufende Betrieb bezahlt werden kann, sei aber noch offen.

Ob die Zukunftsplanung von Bergedorf-West auch die ausgediente Kirche St. Christophorus umfasst, ist bisher noch offen. „Wir sind in Gesprächen mit der Kirchengemeinde Bergedorfer Marschen. Ich bin optimistisch“, sagt Schmidt-Hoffmann.

Die Sportanlage Sander Tannen kann genutzt werden

Positiver als noch vor ein paar Tagen blicken mittlerweile auch die Fußballer des SV Bergedorf-West in die Zukunft. Sie müssen ihren angestammten Platz am Ladenbeker Furtweg aufgeben, weil der zu einem generationsübergreifenden Sport- und Bewegungspark werden soll. Die lange offene Frage, wo die Kicker künftig trainieren und ihre Punktspiele austragen können, scheint geklärt: „Wir sind in guten Gesprächen mit Bezirksamt, ASV Bergedorf und FC Bergedorf 85“, sagte Vorsitzender Waldemar Meya am Montag. „Wir werden die Sportanlage Sander Tannen mitnutzen können.“

So entspannt ist Werner Kleint bisher nicht, besonders wenn er als Vorsitzender vom Angelverein Bergedorf-West/Allermöhe in die Zukunft schaut: „Durch die Pläne für die neue Sportfläche verlieren wir den benachbarten Pavillon P5 und das Bootshaus. Als Ersatz wurden uns bisher nur Areale angeboten, die weder Strom-, noch Wasser- oder Gasanschlussmöglichkeiten bieten. In Bergedorf-Wests Zukunft sollen wir Angler offenbar keinen Platz haben.“