Hamburg. Auch 80 Wohnungen sollen nach dem Abriss des Parkhauses an der Schlossstraße entstehen. Doch wo sollen Besucher der City parken?
Obwohl die konkreten Baupläne für die Nachfolge der beiden ehemaligen Karstadt-Kaufhäuser in der Bergedorfer Innenstadt noch auf sich warten lassen, geht es wenige Meter weiter jetzt rasant voran: Der Abriss von Parkhaus und Hotel an der Ecke Bergedorfer Schlossstraße/Vinhagenweg am Schlosspark war Thema im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss. Bezirksamt und Investor, die Tengelmann-Tochter Trei Real Estate GmbH aus Düsseldorf, stellten dort gut ein Jahr nach dem Wettbewerbssieg Ende 2022 jetzt den überarbeiteten Entwurf des bis zu siebengeschossigen Neubaus vor. Zudem sollen die Straßen in seiner Umgebung neu geplant werden.
„Dieses Projekt geht gut voran“, lobte Baudezernent Lars Rosinski die Zusammenarbeit mit der Trei Real Estate und ihrem Planungsbüro B99 aus Hamburg. Tatsächlich liegt ein arbeitsreiches Jahr hinter allen Beteiligten. 13 Monate, in denen der projektierte Neubau mit bis zu 80 Wohnungen an vielen Stellen umgeplant worden ist. Wichtigste Veränderung: Das gesamte Erdgeschoss wird auf seinen gut 100 Metern Länge an Bergedorfer Schlossstraße und Vinhagenweg Geschäfte, Cafés und Restaurants beherbergen, die mit Deckenhöhen von über fünf Metern und teils großzügigen Außenflächen in Richtung Schlosspark das Potenzial haben, eine ganz neue attraktive Adresse in Bergedorfs City zu bilden.
Bergedorf: Am Schlosspark entstehen Wohnungen, Restaurants und Geschäfte
Wann genau mit den Bauarbeiten begonnen wird, lässt die Trei Real Estate auf Nachfrage unserer Zeitung noch offen. Schließlich müssen die vorgestellten Änderungen jetzt noch architektonisch umgesetzt und das vorhabenbezogene Bebauungsplanverfahren vom Bezirksamt abgeschlossen werden. Als wahrscheinlich gilt, dass spätestens 2026 die Abrissbagger anrücken, das heutige Parkhaus also im kommenden Jahr geschlossen wird.
Mit ihm fallen auf einen Schlag 450 Stellplätze im östlichen Sachsentor weg, während im Neubau zwei bis drei Jahre später nur 150 wieder geschaffen werden. Das sorgte im Stadtentwicklungsausschuss für Bauchschmerzen, vor allem bei der CDU-Opposition: „Wir brauchen verbindliche Zusagen des Investors, dass ein wesentlicher Teil davon tatsächlich wieder von den Kunden der Geschäfte im Sachsentor genutzt werden kann“, forderte Bernd Capeletti.
75 bis 80 Mietwohnungen geplant, dazu eine Quartiersgarage mit 150 Stellplätzen
Während Bergedorfs Koalition aus SPD, Grünen und FDP auf die jüngste Parkplatzanalyse verwiesen, wonach es deutlich zu viel Stellfläche für Pkw im Umfeld der Bergedorfer City gebe, lenkte Projektentwickler Apostolos Tsoupas von der Trei Real Estate ein: „Es wird im Baukörper eine öffentliche Garage integriert, die wir mit drei Ebenen planen.“ Wie hoch der nicht fest an die Mieter von Wohnungen und Geschäften vergebene Anteil sei, könne heute aber noch nicht festgelegt werden.
Bergedorfs Stadtplanungschef Oliver Panz ergänzte, dass die „publikumsoffene Quartiersgarage“ Bestandteil eines nun zu erarbeitenden städtebaulichen Vertrages mit dem Investor werde. Darin wird sich die Trei Real Estate auch verpflichten, die vorgesehenen 75 bis 80 Wohnungen zu bauen, die übrigens alle als Mietobjekte im Bestand bleiben werden. Die Gebäude sollen fünf, an der Straßenecke Vinhagenweg sieben Stockwerke haben, wobei sie architektonisch so gestaltet werden, dass der Neubau wie fünf aneinander gereihte, teils leicht verspringende Gebäude wirkt.
Straßen und Grünflächen zwischen Schlosspark und City werden neu überplant
Alles umschließt einen neuen, begrünten Innenhof, der im ersten Stock liegt, weil darunter die durchgängige Parkgarage liegt. Zu ihr gehören neben den Pkw-Flächen gemäß den bezirklichen Vorgaben auch 320 Fahrradstellplätze, diverse Ladevorrichtungen für Elektro-Mobilität und nicht zuletzt sogar eine Fahrradwerkstatt. Die innovative Parkhaus-Planung macht es möglich, dass Geschäfte und Gastronomie eine attraktive Deckenhöhe von gut fünf Metern bekommen. Denn sie umschließen die Stellflächen und sorgen so dafür, dass das heutige Parksilo-Ambiente endgültig aus dem Stadtbild verschwindet.
Vor den Türen des neuen Ensembles soll eine neue Freiraum- und Verkehrsplanung dafür sorgen, dass das Grün des Schlossparks einen Weg in die Bergedorfer Schlossstraße und die Fußgängerzone Sachsentor findet. Hier stehen entsprechende Ausschreibungsverfahren kurz bevor, wie Baudezernent Lars Rosinski im Ausschuss ankündigte: „Es wird Pläne aus einem Guss geben, die auch die Wochenmarktflächen auf der Chrysanderstraße und das bereits angeschobene Projekt der Neugestaltung der Alten Holstenstraße vom City-Kreisel bis zum Kirchenvorplatz von St. Petri und Pauli mit einbeziehen.“
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Völlig offen ist nach seinen Worten bisher, ob die Bergedorfer Schlossstraße dafür zur Sackgasse wird. In jedem Fall stehe hier aber das Thema gegenläufiger Fahrradverkehr ganz oben auf der Prioritätenliste. Stadtplanungschef Oliver Panz sieht darin keine Bevorzugung von Mobilitätsvarianten: „Es geht um die beste Lösung eines Miteinanders von Liefer-, Kunden-, Fahrrad- und Fußgängerverkehr auf diesen ebenso wichtigen, wie engen Straßenzügen in Bergedorfs Zentrum.“
Auch beim Blick auf die Karstadt-Flächen zeigte sich der Baudezernent optimistisch: „Noch in diesem Frühjahr werden wir die Bauleitplanung für den abgerissenen ehemaligen Karstadt am Bergedorfer Markt im Stadtentwicklungsausschuss vorstellen“, so Rosinski. Ohnehin gebe es „gute Gespräche mit dem Grundeigentümer und Investor“, dem schließlich auch das noch stehende ehemals große Karstadt-Kaufhaus am Sachsentor gehöre. Wann es dort weitergeht, ließ der Baudezernent allerdings offen.