Hamburg. Der alte Krankenhauskomplex ist nicht mehr zeitgemäß. Nun soll es konkrete Pläne und einen Wettbewerb für einen Neubau geben.

Als das „Unfallnachbehandlungskrankenhaus Hamburg“ 1959 an der Bergedorfer Straße 10 eröffnet wurde, da ahnte wohl niemand, dass die 240 Betten kleine Klinik sechs Jahrzehnte später mehrere Zehntausend Patienten jährlich behandeln würde, stationär und ambulant. Doch weil es genauso kam, ist das berufsgenossenschaftliche Unfallkrankenhaus Boberg – offiziell BG Klinikum Hamburg (BGKH) – schon lange an seine räumlichen Grenzen gelangt. Nun sollen Pläne für einen Neubau am alten Standort Realität werden.

Im Bergedorfer Stadtentwicklungsausschuss sollen die Bezirkspolitiker am kommenden Mittwoch, 10. Januar, entscheiden, dass zeitnah ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet und ein „hochbaulich-freiraumplanerisches Wettbewerbsverfahren“ ausgelobt wird – quasi der Startschuss für das Megaprojekt. Laut Beschlussvorlage hatte die Unternehmensgruppe der BG Kliniken Ende 2023 entschieden, einen solchen Wettbewerb starten zu wollen. Die Entscheidung für einen Neubau am Standort war bereits 2021 gefallen.

Unfallkrankenhaus in Bergedorf: Planung für neue Klinik in Boberg startet

Gesucht wird die perfekte Lösung für eine rundum knifflige Aufgabe. Denn die Klinik muss, um die Versorgung aufrechterhalten zu können, im laufenden Betrieb neu bauen, also ein neues Krankenhaus neben dem bestehenden Gebäudekomplex errichten. Doch wo genau? Das Krankenhaus hat seine Fläche über die Jahre voll ausgeschöpft. Entstanden ist ein Sammelsurium aus Gebäuden, viele längst nicht mehr auf dem Stand der Technik. Platz für einen großen Neubau ist also nicht.

Da das Areal teilweise von Landschaftsschutzgebiet umgeben ist, wird es deshalb Bauflächen geben müssen, wo jetzt noch keine ausgewiesen sind. Andere Flächen könnten über die Zeit wieder frei werden. Das alles müsste ein neuer Bebauungsplan neu ordnen und regeln (B-Plan Lohbrügge 96). Zudem wird es um Fragen wie Lärmschutz, um die Anbindung an die Bergedorfer Straße/B5, um den Hubschrauberlandeplatz und um mögliche Flächenkäufe gehen. Denn offenbar schielen die Planer als Standort für den Neubau auch auf den östlich benachbarten Hundeübungsplatz. Die Fläche könne „gegebenenfalls“ im B-Plan mit bearbeitet werden, heißt es vage.

Der Neubau soll 750 Planbetten haben und alle Lösungen unter einem Dach bieten

Der Standort ist nicht die einzig schwierige Aufgabe. Auch der Neubau selbst soll der ganz große Wurf werden, eine Klinik der Zukunft. Die Aufgabenstellung ist entsprechend komplex. 750 Planbetten (heute: 730 Betten) soll es für die verschiedenen Abteilungen geben. Zudem Flächen für Diagnostik und Therapie sowie Allgemeine Dienste wie die Cafeteria. Dazu muss Platz für das Krankenhausmanagement, für Ver- und Entsorgung sowie Forschung, Lehre und Ausbildung sein. Und dann braucht es noch Parkflächen und gegebenenfalls ergänzende Bereiche wie ein Sanitätshaus und eine Apotheke. Der Neubau soll außerdem möglichst clever konzipiert sein. Stichwort: organische Bauweise, Künstliche Intelligenz, Robotik, Nachhaltigkeit.

Um das alles unter einen Hut zu bekommen, soll das hochbaulich-freiraumplanerische Wettbewerbsverfahren in zwei Phasen ablaufen. Zunächst sollen sich die konkurrierenden Büros Gedanken über die genaue Aufteilung des Baufeldes machen. Dieses Baufeld, also der vorgeschlagene künftige Standort, soll bis Sommer 2024 in einer Vorabstimmung gefunden werden, heißt es. In der zweiten Phase sollen die Entwürfe dann detailliert ausgearbeitet werden, mit Grundrissen, Schnitten und Ansichten.

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Der Zeitplan steht laut Beschlussvorlage grob. Das B-Planverfahren soll, nach Beschluss des Stadtentwicklungsausschusses, im ersten Quartal dieses Jahres begonnen werden. Der Wettbewerb wird zudem vorbereitet und im dritten Quartal gestartet. „Nach Abschluss der ersten Phase des Wettbewerbs sollen die Wettbewerbsergebnisse in das Bebauungsplanverfahren Lohbrügge 96 überführt“ und nach fachlichen Gesichtspunkten begutachtet werden, heißt es. Parallel zum weiteren Bebauungsplanverfahren solle dann die zweite Phase des Wettbewerbs gestartet werden.