Hamburg. Senat kündigt Instandhaltung an. Mit Blick auf eine erneute Bewerbung als Weltkulturerbe könnte das sogar ein positives Signal sein.
Viereinhalb Jahre nach der aufwendigen Sanierung der Hamburger Sternwarte auf dem Bergedorfer Gojenberg hat die Hamburger Wissenschaftsbehörde neue Erhaltungsmaßnahmen angekündigt. Der Senat antwortete auf eine Anfrage der CDU in der Bürgerschaft zur gescheiterten Bewerbung als Unesco-Weltkulturerbe. Feuchtigkeitsschäden am markanten Kuppelgebäude des Großen Refraktors – des größten Teleskops der Sternwarte – sollen in diesem Jahr begutachtet und behoben werden. Für die kommenden Jahre ist außerdem eine Sielsanierung geplant. Die Arbeiten werden aus Bauunterhaltungsmitteln finanziert.
Nach dem gescheiterten Versuch, auf der Vorschlagsliste der Kultusministerkonferenz zu landen, hatte der Förderverein der Sternwarte die Schuld bei der Stadt Hamburg gesehen. Diese müsse sich „ernsthaft fragen, ob sie bereit ist, ernsthaft in die Gebäude und den Park zu investieren“, sagte Vereinschefin Gudrun Wolfschmidt damals. Die Christdemokraten stießen mit ihrer Anfrage jetzt ins gleiche Horn und wollten wissen, warum die Stadt das historische Observatorium, das sich seit 1912 auf dem Gojenberg befindet, nicht besser gepflegt hatte.
Erneute Sanierungsmaßnahmen an der Hamburger Sternwarte nötig
„Diese Bewertung spricht für eklatante Versäumnisse des Hamburger Senats bei der Vorbereitung der Wiedervorlage“, kommentierte CDU-Politiker Dennis Gladiator das Urteil der Kultusministerkonferenz. In seiner Begründung hatte das Gremium bemängelt: „Für die Bauunterhaltung nach der Instandsetzung der Instrumente scheinen nicht genügend Mittel vorhanden zu sein“. Der Park um das Observatorium wirke ungepflegt, es fehlten Konzepte für die Instandhaltung der Grünanlagen und generell „geeignete Managementkonzepte“.
In seiner Antwort verwies der Senat auf vergangene und aktuelle Sanierungsmaßnahmen wie nun am angegriffenen Kuppelbau des Großen Refraktor. Bereits 2022 sei das Lippert-Teleskop erneut instandgesetzt worden. Die Botschaft: Die Stadt ist durchaus gewillt, Geld und Energie in den Erhalt des Ensembles zu stecken. Zu den Kosten der fälligen Sanierung konnten die zuständigen Behörden am Freitag noch keine genaueren Angaben machen. Die Schäden seien im letzten Quartal des Jahres 2023 gemeldet worden und angesichts der unlängst erfolgten Sanierung nicht vorhersehbar gewesen.
Auf die Frage nach dem zukünftigen Umgang mit dem ehrwürdigen Observatorium stellte die Regierung eine langfristige Strategie für den Erhalt des Gebäudes in Aussicht – allerdings nur in vagen Worten. Der Senat setzt auf die seit 2015 geplante Optimierung des Immobilienmanagements der Hansestadt, das aufgrund der Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine immer wieder verschoben werden musste.
In seiner Antwort bedauert der Senat den Fehlschlag bei der Bewerbung. Das Thema Unesco-Weltkulturerbe ist aber auch aus Sicht der Hansestadt noch nicht vom Tisch. Nachdem die Sternwarte zum zweiten Mal am Sprung auf die deutsche Vorschlagsliste gescheitert ist, könnte nun eine gemeinsame Bewerbung mit einem internationalen Partner angestrebt werden. Bereits seit 2011 ist dafür die Sternwarte von La Plata in Argentinien im Fokus.
Auch in diesem Punkt bekennt sich der Senat vorsichtig zu einem weiteren Versuch. Auf Nachfrage unserer Redaktion sagte eine Sprecherin der Kulturbehörde, dass nun Gespräche mit allen Beteiligten geplant seien, um auszuloten, wie die nächsten Schritte auf dem Weg zur erneuten Bewerbung aussehen könnten – und wie die Sternwarte langfristig gepflegt werden könne.
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Fördervereinschefin Wolfschmidt bezeichnete es am Freitag auf Nachfrage als erfreulich, dass der Senat Geld in weitere Sanierungen stecken wolle. „Das macht Hoffnung für eine mögliche gemeinsame Bewerbung mit einem internationalen Partner, am liebsten La Plata“, betonte sie. Ein Problem aus Sicht der Behörden sind allerdings die politischen Umwälzungen in Argentinien, in dem seit dem 10. Dezember der rechtspopulistische und ultralibertäre Javier Milei regiert.
Die Sternwarte im Bezirk Bergedorf wurde im Jahr 1996 unter Denkmalschutz gestellt. Das Kuppelgebäude beheimatet den Großen Refraktor, eines der größten Linsenteleskope Deutschlands mit 60 Zentimeter Objektivdurchmesser und neun Meter Brennweite. 2019 war der Kuppelbau nach zweijähriger Sanierung wiedereröffnet worden. Die Arbeiten hatten 3,2 Millionen Euro verschlungen.