Billwerder. Der Senior aus Billwerder rudert seit 61 Jahren, organisiert zusammen mit seiner Frau Wanderfahrten im Ausland. Was das Paar plant.
Hans-Heinrich Busse aus Billwerder ist trotz seines fortgeschrittenen Alters häufig im Ruderboot unterwegs, im In- und Ausland, vor allem im Baltikum. Der 78-Jährige und seine Frau Vida Busse (72) organisieren regelmäßig Wanderruderfahrten für Teilnehmer aus der gesamten Bundesrepublik. Für 2024 sind Touren in Litauen, Polen und Finnland geplant. Die beiden Fahrtenleiter sind nun mit der Planung der kommenden Saison beschäftigt.
In einem Ruderboot saß Hans-Heinrich Busse das erste Mal in seinem Leben als Jugendlicher, im Jahr 1962. „Das war beim Schulrudern in der neunten Klasse“, sagt er. Damals trainierte er mit Mitschülern vom Gymnasium für Jungen St. Georg auf der Alster. „Die Schulbehörde hatte damals einen Berufstrainer eingesetzt, der seine Sache sehr gut gemacht hat.“ So gut, dass Busse dem Rudersport sein Leben lang treu blieb.
Die zweite große Liebe von Hans-Heinrich Busse ist das Rudern
Bereits 1964 wurde der junge Mann mit seinem Team Hamburger Meister und in Essen auch deutscher Schülermeister. „Zu den Mitschülern, mit denen ich damals im Boot saß, habe ich noch heute Kontakt. Einige von ihnen rudern ebenfalls noch. Wir besuchen uns gegenseitig und rudern gemeinsam“, sagt Busse und fügt schmunzelnd hinzu: „Nach einigem Geschaukel klappt das auch ganz gut.“
Kurz nach den sportlichen Erfolgen im Jahr 1964 trat Busse in einen Ruderverein ein, die 1872 gegründete Ruder-Gesellschaft Hansa, einen der drei großen Hamburger Traditionsrudervereine. „Insgesamt hat Hamburg mehr als 20 Rudervereine“, sagt der Wassersportler. Gerudert wurde in Zweiern, aber auch in Vierern und Achtern mit Steuerleuten. „Ich bin in jungen Jahren schnell gewachsen, musste damals etwas gegen Rückenprobleme tun“, sagt der 1,92-Meter-Mann. „Da war Rudern natürlich ideal.“
Erfolg bei Regatten und deutschen Meisterschaften
Seine Frau Vida, geborene Litauerin, lernte Busse 1994 beim Rudern auf der Memel kennen. „Sie ist ebenfalls schon als junger Mensch viel gerudert“, sagt der Ehemann. Der Liebe wegen zog er 1996 nach Litauen und heiratete Vida. „Ich habe dort Deutsch unterrichtet“, sagt der pensionierte Lehrer, der in Moorfleet aufwuchs. Nach vier Jahren zog er – begleitet von seiner Frau – zurück in die Marschlande. Seitdem wohnt das Paar in einem Eigenheim am Billwerder Billdeich.
Im Laufe seines Lebens als Ruderer hat Busse viele Ehrenämter bekleidet. Er war Regattasprecher in Hamburg und in Ratzeburg, engagierte sich im Landesvorstand des Hamburger Ruderverbandes, trainierte junge Ruderer und bildete sogar Trainer und Anleiter aus. „Als Jugendwart bei Hansa habe ich jeden Nachmittag Jugendliche angeleitet. Im Winter, wenn wir nicht aufs Wasser konnten, gab es Gymnastik in der Halle, sind wir schwimmen gegangen.“
Als junger Mann täglich auf der Alster trainiert
Bei den deutschen Meisterschaften in Duisburg Anfang der 70er-Jahre belegte Busse mit seinem Teamkollegen einen respektablen fünften Platz im Zweier ohne (Steuermann). „Ich habe damals auch Regatten gewonnen, war Leistungssportler“, sagt der 78-Jährige. „Als junger Mann habe ich täglich auf der Alster trainiert.“
Längst widmet sich das Ehepaar Busse nicht mehr dem Rennrudern, sondern ausschließlich dem sogenannten Wanderrudern. Hierbei steht neben Sport und Bewegung das Naturerlebnis im Vordergrund. Bereits vor 60 Jahren war Hans-Heinrich Busse das erste Mal so unterwegs: „Das war auf der Elbe. Da sind wir im Vierer von Harburg nach Geesthacht gerudert.“
Beim mehrtägigen Wanderrudern werden alle für den Trip benötigten Utensilien – etwa Zelt und Kochgeschirr – im Boot verstaut. „Die Boote für das Wanderrudern sind deshalb etwas breiter als die Rennruderboote.“ Es gibt sie für zwei und für vier Ruderer, jeweils plus Steuermann oder Steuerfrau. Als Hansa-Jugendbetreuer ruderte Busse mit seinen Schützlingen in vielen Teilen der Welt, etwa in Norwegen, England, Holland und Frankreich. „Wir waren wochenlang auf der Themse und auf der Rhone unterwegs.“ Einige dieser Strecken ist Busse Jahre später erneut gerudert, mit Senioren.
Boote in Litauen und Lettland deponiert
In Litauen und Lettland lagern insgesamt sechs Vierer-Boote des Ehepaares. Sie werden regelmäßig für Wanderfahrten genutzt. „Wenn wir hier unterwegs sind, mieten wir Boote von der Ruder-Gesellschaft Hansa oder vom Ruder-Club Bergedorf, in dem ich ebenfalls Mitglied bin“, sagt der Marschländer. Da aller guten Dinge drei sind, ist Busse auch noch im Anklamer Ruderklub Mitglied, „weil er sich nahe meiner Geburtsstadt Gützkow in Mecklenburg-Vorpommern befindet“.
Das Ehepaar Busse ist gut vernetzt in der Ruderszene: Bei den Wanderruderreisen arbeitet es mit Ruderzentren in den jeweiligen Gegenden zusammen, die per Boot erobert werden sollen. „Dort können wir beispielsweise unsere Boote lagern. Die Mitarbeiter dieser Zentren helfen uns auch beim Buchen von Hotelzimmern und Restauranttischen und bei Bustransfers“, sagt der 78-Jährige und fügt hinzu: „Die Teilnehmer sind meist über 60. Sie wollen nicht mehr zelten und Essen mit dem Gaskocher aufwärmen.“
Viele Teilnehmer sind fast jedes Jahr wieder dabei
Das Ehepaar organisiert seit einem Vierteljahrhundert Wanderreisen. Viele Teilnehmer sind fast jedes Jahr wieder dabei, einige sogar seit mehr als 20 Jahren. Viele der Mitreisenden rudern schon ihr Leben lang, einige sind bereits über 80, berichtet der Fahrtenleiter. „Es sind aber auch immer mal neue Gesichter dabei. Schließlich ist jedermann willkommen.“
Allerdings sollten die Teilnehmer zumindest über Grundkenntnisse im Rudern und über eine gewisse Fitness verfügen: „Auf Flüssen müssen wir gegen Strömungen anrudern. Das ist schon anstrengend, und auch bei Regen sind wir auf dem Wasser.“ Die Touren dauern sechs bis sieben Tage, an denen jeweils etwa sechs Stunden gerudert wird. Am Ende haben die Teilnehmer rund 200 Kilometer bewältigt.
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Im August 2024 geht es mal wieder nach Finnland. Mit 20 bis maximal 30 Teilnehmern wird dann in zwei sogenannten Kirchbooten, speziellen finnischen Holzbooten, die jeweils bis zu 15 Sportler fassen, über Seen gerudert. „Dort gibt es Seen ohne Ende. Man muss streng nach Karte fahren, denn sonst verirrt man sich schnell.“
Fahrtenleiter fahren mit Auto und Fähre vor
Doch meist geht es ins Baltikum, dem Vida Busse aufgrund ihrer Herkunft besonders verbunden ist. „Meine Frau und ich fahren dann mit dem Auto und mit der Fähre los, zwei Tage bevor die anderen ins Flugzeug steigen. Wir holen sie vom Flughafen ab, transportieren auch die Boote dorthin, wo abgelegt wird.“ Im Juni und im August wird in Litauen gerudert, im Mai auf der Oder. „Es gab Jahre, in denen wir zehn Touren gemacht haben.“ Mit vier Ausfahrten liege man nun im jährlichen Durchschnitt.
Jeder Teilnehmer gibt pro Tour rund 1000 Euro aus – die Kosten für An- und Abreise nicht mit eingerechnet. Die Fahrtenleiter organisieren das gesamte Vor-Ort-Programm, bekommen dafür „fünf Euro pro Rollsitz pro Tag“. Dadurch können sie ihre eigenen Reisekosten in etwa halbieren. „Aber wir haben unterwegs mit unserem Kombi und der Fähre auch höhere Ausgaben. Außerdem werden Skulls und Rollsitze verschlissen, Material, dessen Neuanschaffung wir bezahlen. Hinzu kommen Mietkosten für die Lagerung der Boote.“ Pro Baltikum-Tour sind die Busses insgesamt rund 2000 Kilometer unterwegs.
Touren des Paares bald im Internet zu finden
Die vier Reisen meldet Busse dieser Tage beim Deutschen Ruderverband an. Die Stammteilnehmer informiert Hans-Heinrich Busse per E-Mail. „Die fragen schon immer nach, wo es wann hingeht. Sie wollen ihre Saison planen.“ Einige Ruder-Verrückte würden von einer Tour nach Hause kommen, „einmal die Waschmaschine anschmeißen und in den nächsten Flieger steigen, um an der nächsten Wanderfahrt teilzunehmen“, sagt Busse.
Auf der Seite rudern.de sind ab Mitte Dezember unter „Wanderrudern“ Touren von Fahrtenleiter Busse zu finden. Anmeldeschluss für die vier Fahrten ist jeweils Ende Februar. Es können maximal 30 Teilnehmer mit. „Zehn müssen es mindestens sein, sonst lohnt die ganz Organisation nicht“, sagt Busse und fügt hinzu: „Bisher waren wir immer genug, musste nie eine Fahrt ausfallen.“