Hamburg. Nach dem 50. Geburtstag schaut der Centermanager auf neue Herausforderungen. Ein Bereich wird immer wichtiger.

Die große Party in Bergedorf ist vorbei. Die rot-weißen Luftballons sind weggeräumt. Das CCB hat seinen 50. Geburtstag gebührend gefeiert. Zeit für Centermanager Lutz Müller, in die Zukunft zu schauen. Müller, der das CCB seit fast zehn Jahren leitet, gibt sich dabei optimistisch – trotz Coronafolgen, Inflation, Ukrainekrieg, Personalmangel und der Konkurrenz durch den Onlinehandel.

„Wir sind kein Einkaufszentrum, wir sind ein Stadtquartier“, sagt Müller. Das CCB beherbergt nicht nur Geschäfte, sondern auch Ärzte, Dienstleister, einen erheblichen Teil des Bezirksamts Bergedorf und Wohnungen. Diese breite Basis habe geholfen, die Pandemie verhältnismäßig gut zu überstehen und werde dem Center auch in der Zukunft zugute kommen – genau wie die zentrale Lage zwischen Bahnhof und Bergedorfer Innenstadt.

CCB-Manager Lutz Müller blickt optimistisch in die Zukunft des Einkaufszentrums

Sieben der insgesamt circa 80 Ladenlokale im CCB stehen derzeit leer. Im August hatte Müller zwei neue Mieter angekündigt, damals noch ohne Namen zu nennen. Einer der Mieter steht mittlerweile fest: Der Geschenkehändler Nanu-Nana kommt noch in diesem Jahr. Das Interesse möglicher Neumieter sei nach der Corona-Pandemie groß, doch hohe Zinsen und dramatische Inflation lassen viele Händler zögern. „Die Branche ist vorsichtig geworden“, betont der Centermanager.

Sieben Geschäfte stehen derzeit im CCB leer.
Sieben Geschäfte stehen derzeit im CCB leer. © Julian Willuhn | Julian Willuhn

Ein Problem, das Müller auch langfristig Sorgenfalten auf die Stirn treibt, ist der Personalmangel in Deutschland: „Die Situation ist dramatisch“, sagt der Manager und fügt hinzu: „Einzelhandel ist hart. Man ist viel auf den Beinen, arbeitet auch am Samstag und hat viel Kontakt mit Menschen – das ist meistens schön, aber auch anstrengend.“ Die Branche müsse Anreize schaffen, um weiterhin Nachwuchs rekrutieren zu können.

Es gibt nichts langweiligeres als ein Center, in dem auf Dauer immer die gleichen Marken zu sehen sind
Lutz Müller, Manager CCB

Deutlich entspannter ist Müller beim Blick auf die Konkurrenz im Internet. Von Sorge, dass dem CCB in den nächsten Jahrzehnten die Kunden verloren gehen, ist keine Spur zu sehen. „Ich denke, wir haben ein Gleichgewicht erreicht“, so der Kaufmann. Es werde oft übersehen, dass es schon vor dem Zeitalter von Amazon und Co. Versandhandel per Katalog gab, der dem Einzelhandel vor Ort ebenfalls Konkurrenz machte. Müller: „Heute gibt es Virtual Reality und Augmented Reality und trotzdem sind die Möbelhäuser voll.“

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Der Onlinehandel habe seine eigenen Probleme, wie teure und umweltschädliche Retourenlieferungen. „Auf der anderen Seite haben wir viele Kunden, die eine Jacke oder Hose auch vor dem Kauf gern mal anfassen würden“, sagt der Manager. Einkaufen habe auch eine soziale Komponente, der Kontakt zu den Mitarbeitern im Geschäft vor Ort sei gerade für Senioren sicher. Immer wichtiger werde hingegen das Prinzip von Click & Collect – der Kunde wählt Ware im Internet aus und kommt zur Abholung ins Geschäft.

Wenn es um die Belegung der Geschäfte gibt, wird Müller weiterhin versuchen, immer wieder neue Impulse zu setzen: „Es gibt nichts Langweiligeres als ein Center, in dem auf Dauer immer die gleichen Marken zu sehen sind.“ Der Branchenmix sei aber über Jahrzehnte erstaunlich stabil. „Leitsortimente sind der kurzfristige Bedarfsbereich“, erklärt der Centermanager in dürrem Kaufmannsdeutsch. Gemeint sind: Lebensmittel, Friseure, Reinigungen. Ansonsten bleiben Mode sowie Freizeit und Hobby Zugpferde für Kunden.

Das Gastronomie-Angebot im CCB soll in Zukunft weiter ausgebaut werden.
Das Gastronomie-Angebot im CCB soll in Zukunft weiter ausgebaut werden. © Julian Willuhn | Julian Willuhn

Immer wichtiger in den kommenden Jahren werde dagegen das gastronomische Angebot. „Manche Leute sagen schon, Gastronomie sei der neue Handel“, so Müller. So weit will der Bergedorfer Centermanager nicht gehen. Handlungsbedarf sieht der Kaufmann in den nächsten Jahren aber allemal. „Wir haben zu wenig Gastronomie im CCB, das sagen auch die Kunden“, räumt er ein. Mehr Restaurants, Cafés und Imbisse im Center anzusiedeln, sei aber ein langfristiger Prozess, vor allem weil stets viel neue Technik nötig sei. „Corona hat außerdem auch in diesem Bereich viel zerstört“, so Müller.

Als das ursprüngliche Center gebaut wurde, setzten die Architekten noch auf eine relativ verwinkelte Architektur ohne die heute üblichen weiten, geraden Sichtachsen.
Als das ursprüngliche Center gebaut wurde, setzten die Architekten noch auf eine relativ verwinkelte Architektur ohne die heute üblichen weiten, geraden Sichtachsen. © Julian Willuhn | Julian Willuhn

Auch an den drei Gebäuden des CCB könnte sich in der Zukunft wohl einiges ändern. Die etwas verschachtelten Gänge des ursprünglichen Centers aus dem Jahr 1973 würde man „heute nicht mehr so bauen“, wie Müller betont. Eine Vision für die Zukunft ist auch die Umwandlung des Einkaufszentrums zu einem „Green Building“. Dahinter verbirgt sich der Gedanke, dass ein Bauwerk möglichst wenig schädliche Auswirkungen auf die Umwelt hat, weniger Abfall produziert und sein Energieverbrauch sinkt, beziehungsweise selbst erneuerbare Energie erzeugt. Und eine Brücke über die B5, um das Fachmarktcenter mit den beiden anderen Gebäuden zu verbinden? Müller winkt ab. Die bürokratischen Hürden für eine Querung über eine Bundesstraße seien zu hoch.

Eine Verbindungsbrücke zum Fachmarktcenter auf der anderen Seite der B5 wird sich kaum umsetzen lassen – zu hoch sind die bürokratischen Hürden.
Eine Verbindungsbrücke zum Fachmarktcenter auf der anderen Seite der B5 wird sich kaum umsetzen lassen – zu hoch sind die bürokratischen Hürden. © Julian Willuhn | Julian Willuhn

Müller ist zuversichtlich, dass das Center die Herausforderungen auch in der Zukunft gemeinsam mit Politik und Verwaltung stemmen könne: „Die Zusammenarbeit von CCB und Bezirk ist hervorragend“. Nachdem 2008 und 2010 mit den zwei Erweiterungsbauten Mammutprojekte gestemmt werden konnten, schaut der Centermanager auch deshalb voller Zuversicht auf die kommenden Jahrzehnte. „Wir haben uns immer als ein Teil Bergedorfs gesehen“, betont er. Und so soll es auch bleiben.