Bergedorf. Schulterschluss von SPD, Grünen und CDU in der Bürgerschaft: Reaktivierung der alten Gleise wird vorangetrieben – trotz offener Fragen.
Die Gegner des Projekts bringen sich gerade richtig in Stellung, verteilen Flyer und drucken Banner. Doch Hamburg treibt das Vorhaben, die alte Bahnlinievon Bergedorf nach Geesthacht zu reaktivieren, plötzlich voran: Am kommenden Mittwoch soll in der Hamburgischen Bürgerschaft ein Beschluss gefasst werden, um die Planungen des Projekts „aktiv weiterzuverfolgen“, wie es im Petitum heißt. SPD, Grüne und CDU fordern in dem Antrag in einem ungewöhnlichen Schulterschluss, die Grundlagen- und Vorplanung einzuleiten, die Finanzierung zu prüfen und eine Bundesförderung anzustreben.
Die Stadt Hamburg geht damit einen von vielen Befürwortern schon lange geforderten Weg. Nachdem sich das Land-Schleswig-Holstein auf Wunsch der dortigen Grünen bereits im Koalitionsvertrag zur Reaktivierung der Bahnlinie bekannt hatte, war Hamburg lange Zögerlichkeit vorgeworfen worden. Die Hansestadt hatte jedoch stets betont, erst die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie abwarten zu wollen.
Bahnlinie Bergedorf–Geesthacht: Jetzt legt Hamburg los
Nun soll es also, nach positiver Studie, an „die Feinplanung gehen“, wie Mitantragstellerin Christel Oldenburg (SPD) feststellt. Die Bergedorfer Bürgerschaftsabgeordnete ist in der Fraktion für die Zusammenarbeit mit Schleswig-Holstein zuständig, sitzt in einem entsprechenden Ausschuss und freut sich über den „Schub“ für die Planung. Sie betont aber auch: „Das wird alles noch ganz lange dauern“, sehr viele Fragen seien noch zu klären. „Und wir als Bergedorfer haben auch einige Bedingungen gestellt.“
Denn es gibt zwar viele gute Gründe für das Projekt – so etwa die mögliche Anbindung des künftigen Innovationsparks in Bergedorf. Aber eben auch einige Fragezeichen. Es geht um Lärmschutz für Anlieger, um die Frage, welche Züge auf den Gleisen fahren sollen – und um die Trasse. Derzeit führen die kaum genutzten Gleise vom Neuen Weg kommend über die Vierlandenstraße, entlang des Sander Damms in Richtung Nettelnburg und dort zu den Hauptgleisen der Bahn. Eine Anbindung an den Bahnhof Bergedorf gibt es also nicht. Sie wäre aber vonnöten, um die Fahrgäste aus Geesthacht an den Bahnhof mit seinen S-Bahnen und dem Fernverkehr anzubinden.
Bahnlinie Bergedorf–Geesthacht: Anschluss an den Bahnhof Bergedorf ist wichtig
„Der Anschluss ist wichtig“, meint auch Christel Oldenburg. Wie er realisiert werden könnte, ist eine von mehreren Fragen. Eine weitere ist die, wie Dauerstaus an den Querungspunkten wie der Vierlandenstraße und dem Curslacker Heerweg vermieden werden können. Dort verlaufen die Gleise aktuell weitgehend störungsfrei, weil hier fast nie Züge fahren und die Schranken immer oben sind. Im aktiven Betrieb wäre das deutlich anders. Auch die Gegner des Projekts sehen hier eines von vielen Problemen.
Entsprechend gibt der Beschluss, der in der Bürgerschaft gefasst werden soll, konkrete Aufgabenstellungen vor: Für die Bahnübergänge Weidenbaumsweg/Sander Damm, Vierlandenstraße und Curslacker Heerweg sollten im Zuge einer Verkehrsuntersuchung Lösungen entwickelt werden, „damit der Verkehrsfluss (Kfz-, Fahrrad- und Fußgängerverkehr) hier aufrechterhalten bleibt“, wie es im Beschluss heißt. Zweitens sollten „Lösungen für den jeweils notwendigen Lärm- und Erschütterungsschutz entlang der Bahnstrecke“ entwickelt werden. Und drittens sollten angrenzende Quartiersentwicklungen im Bezirk Bergedorf berücksichtigt werden – schließlich wird gerade zwischen Brookdeich und alter Bahntrasse ein neues Quartier geplant.
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Die gesamte Planung soll nicht nur auf der übergeordneten Ebene zwischen Hamburger und schleswig-holsteinischen Behörden laufen. Vielmehr sollen das Bezirksamt und die Bezirksversammlung eng eingebunden werden, heißt es abschließend. Der Antrag samt Beschluss ist in der Bürgerschaftssitzung recht weit oben auf der Tagesordnung zur Debatte angekündigt. Die Bürgerschaftssitzung startet am Mittwoch, 11. Oktober, um 13.30 Uhr und kann live im Internet (hamburgische-buergerschaft.de/plenarsitzungen) verfolgt werden.