Hamburg. Nahe der Innenstadt, zwischen Brookdeich und alter Bahntrasse, sollen Mehrfamilienhäuser entstehen. Was dort außerdem geplant ist.
Es ist das nächste große Projekt für den Wohnungsbau im Bezirk Bergedorf: Zwischen Brookdeich, Neuer Weg und alter Bahntrasse sollen bis zu 560 Wohnungen entstehen. Mehr als ein Jahrzehnt haben Bezirk und Grundstückseigentümer an dem Bebauungsplan 111 getüftelt – nun liegt das Papier vor und soll ausgelegt werden.
Der Plan ordnet den zwischen Bergedorfer Zentrum und Innovationspark gelegenen Bereich neu und schafft so die Voraussetzungen für ein urbanes Quartier. Die bisher fast ausschließlich vorhandene Gewerbenutzung soll einer Mischnutzung weichen.
Wohnungen, Kita und Läden im neuen Bahnhofsquartier
Grundlage der Planungen war schon vor Jahren ein Wettbewerbsverfahren. Die Ideen daraus wurden im Laufe der Zeit weiter überarbeitet und an Erfordernisse wie Lärmschutz oder Abstände angepasst. Da es der Bezirk über die Jahre mit wechselnden Grundstückseigentümern zu hatte, seien die Planungen nicht immer leicht gewesen, so Wittmann.
Der fertige Plan sieht nun einen bunten Mix vor: Rund um nur wenige Bestandsgebäude soll es Wohnblöcke mit Tiefgaragen geben, zudem Platz für eine Kita und einige Läden (Drogerie und Discounter). Der Aldi-Markt wird sich mit darüberliegenden Geschossen in die Bebauung integrieren, sodass insgesamt ein „urbanes Quartier“ entstehe, so Wittmann.
Gebäude werden vier bis sechs Geschosse hoch
Dass damit auch der alte Bahnhof am Neuen Weg etwas aus seiner Randlage gehoben wird, freut den Planer: „Mit diesen Planungen würde der Bahnhof Bergedorf-Süd erstmals seit dem 19. Jahrhundert wieder eine Art Bahnhofsquartier erhalten.“ Auch Platz für Grün und für Spielplätze soll im Quartier sein – allerdings mangels Platz nicht in großer Zahl. Der angrenzende, künftigen Innovationspark mit großen Grünflächen sei aber schnell erreichbar.
Die Geschossigkeit des neuen Quartiers soll von Süden (sechsgeschossig) nach Norden (viergeschossig) abnehmen, um sich der städtebaulichen Gestalt in Bergedorf-Süd anzupassen. Die Gebäude werden Luft-Wasser-Wärme-Pumpen mit Photovoltaikanlagen erhalten.
30 Prozent aller Wohnungen sollen öffentlich gefördert werden, so Stadtplaner Klaus Wittmann, „und 40 Wohnungen sollen für vordringlich wohnungssuchende Haushalte vorgehalten werden – was nach längeren Verhandlungen mit den Investoren erreicht werden konnte und als beachtlich bewertet werden kann.“ Weitere Eckdaten der Planung: 72 Bäume müssen gefällt werden, 127 neue sollen gepflanzt werden. 570 Stellplätze sind geplant, die meisten (420) unterirdisch.
Statt 35 gibt es nur 30 Prozent Sozialwohnungen
Für diese Planung gab es sogar deutliches Lob von der Opposition. „Chapeau, es ist Ihnen gelungen, den gordischen Knoten zu schlagen“, meinte Bauexperte Sven Noetzel (CDU) – und bezog sich auf die vielen Parameter, die hier in diesem Gebiet beachtet werden mussten.
Maria Westberg (Die Linke) zeigte sich hingegen irritiert, dass nur 30 und nicht, wie in Hamburg üblich, 35 Prozent Sozialwohnungen realisiert werden sollen. Natürlich seien die 35 Prozent verhandelt worden, sagte Wittmann – jedoch hätten die Vorhabenträger darauf verstanden, die Grundlagen von vor einem Jahrzehnt zugrundezulegen, also als die Planungen begannen.
Viele der Wohnungen sollen barrierefrei gebaut werden
„Ich glaube, wir haben trotzdem in diesem Quartier eine ganze Menge erreicht“, so Wittmann. Etwa, dass sehr viele barrierefreie Wohnungen geschaffen werden oder auch die 40 Wohnungen für vordringlich Wohnungssuchende.
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Weitere Nachfragen gab es zu Fahrradstellplätzen und einer womöglich noch schöneren Umgebung für den alten Bahnhof – jenseits der Aldi-Parkplätze. Dennoch wurde der Auslegung dann einstimmig zugestimmt. Die Pläne sollen nun – sobald der städtebauliche Vertrag notariell beglaubigt und beschlossen wurde – voraussichtlich vom 2. Februar bis 8. März 2023 ausgelegt werden. In diesem Zeitraum kann die Öffentlichkeit Stellungnahmen abgeben.