Hamburg. Indoorspielplatz in Neuallermöhe wurde bei der Gründung vor 15 Jahren als gut gemeintes Luftschloss belächelt. Ein schwerer Irrtum.
Manche hielten es damals wohl eher für eine verrückte Idee: Ein multikulturellerIndoorspielplatz in Neuallermöhe, mit Geschichten aus aller Welt und aus allen Religionen – das klang in den Ohren mancher Skeptiker wohl eher wie ein gut gemeintes Luftschloss. Doch die Initiatoren um den damaligen Neuallermöher Pastor Andreas Kalkowski kämpften für ihre Idee. Und das mit großem Erfolg: Denn nun wird die Spielscheune der Geschichten in Neuallermöhe am 8. Oktober bereits 15 Jahre alt.
Fünf Jahre lang hatte sich ein Team aus fleißigen Helfern mit viel Herzblut und Engagement für die Idee eingesetzt, Kinder aus aller Welt zusammenzubringen und Toleranz zu leben. 2008 konnte dann wirklich im Marie-Henning-Weg 1 Eröffnung gefeiert werden. Das Ziel damals war es, jährlich etwa 50.000 Besucher in die 1000-Quadratmeter-Halle zu locken. „Das war die magische Grenze, um kostendeckend arbeiten zu können“, erinnert sich Geschäftsführerin Annette Kalkowski. Doch 15 Jahre später kann das Team über solche Zahlen nur milde lächeln: Inzwischen wurde die Grenze von 100.000 Gästen jährlich geknackt.
Spielscheune der Geschichten wird 15 Jahre alt
Die Spielscheune von damals hat mit der von heute allerdings nicht mehr allzu viel gemein. Zwar gibt es immer noch das Herzstück mitten im Raum, die hölzerne Arche zum Klettern und Verstecken. Doch andere Spielgeräte wurden erneuert, umgesetzt, erweitert oder entfernt. Was aber blieb, ist der Geschichtensaal, ein weiteres Herzstück der Spielscheune: Hier werden mehrmals am Tag Geschichten erzählt. „Wohlgemerkt frei erzählt, nicht vorgelesen“, betont Geschäftsführerin Annette Kalkowski.
Drei festangestellte Erzähler sowie eine Ehrenamtliche und eine 520-Euro-Kraft laden mehrmals am Tag mit einem Gong in den Saal mit den bunten Sitzkissen ein. Dann geht es mal um bevorstehende religiöse Feste wie Ostern oder Pessach, mal um Erzählungen aus aller Welt oder um einen „Tag der Muttersprache“. „Eine große Kunst“ sei das, meint Annette Ackermann. Denn die Erzähler müssen oft ganz spontan entscheiden, was sie zum Besten geben – je nachdem, ob sie eher größere oder eher kleinere Kinder vor sich haben, eher Jungs oder Mädchen. Offenkundig gelingt das gut: Das Konzept, mit Kindern über den kulturellen Tellerrand zu schauen, hat der Spielscheune bereits einige Preise eingebracht, darunter den Preis für Demokratie und Toleranz der Bundesregierung.
Die Corona-Pandemie war eine Zäsur
Doch in den vergangenen 15 Jahren war auch nicht immer alles leicht. Vor allem die Corona-Pandemie war für die Spielscheune – wie für alle Indoorspielplätze – eine Zäsur. Plötzlich mussten sie alle schließen, hatten von jetzt auf gleich keine Einnahmen mehr und lebten bestenfalls von Rücklagen. Später durften die Indoorspielplätze wieder Kinder einlassen, aber nur eine begrenzte Zahl. Und dann machte auch noch die Maskenpflicht das Spielen und Toben schwierig. Doch die Pandemie hatte auch ein Gutes. „Uns wurde danach viel Wertschätzung entgegengebracht“, sagt Annette Ackermann. Auch dass die Preise angehoben werden mussten, wurde akzeptiert. Die Besucherzahlen stiegen zuletzt enorm, liegen inzwischen bei 100.000.
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Regelmäßig wird in die Halle investiert. Aktuell wurde ein neues Spielgerät bestellt: In den Fußboden unter einem Spielgerät wird eine Art digitales, blinkendes Schachbrett eingelassen. Dort müssen die Kinder von Feld zu Feld hüpfen – und dabei dem roten Feld ausweichen. Es ist nur eine von mehreren Neuerungen der vergangenen Monate. So wurde im Sommer für 70.000 Euro der Rutsch-Vulkan erneuert. Zudem gibt es jetzt neue Schließfächer und ein Online-Buchungssystem (www.spielscheune-der-geschichten.de). „Ein Riesenerfolg“, sagt Annette Ackermann. Nun müssen Kinder nicht mehr an der Kasse Schlange stehen und womöglich warten, weil es zu voll ist. Wer die Tickets vorab kauft, kommt garantiert hinein.