Bergedorf. Auch in der Megacity wird die Bevölkerung immer älter. Delegation aus Seniorenwohnheimen informiert sich über Angebote in Hamburg.

Diese moderne Megacity Hongkong mit deutlich über sieben Millionen Einwohnern hat ähnliche Probleme wie etwa Bergedorf – beispielsweise, was die demografische Entwicklung angeht. Hier wie dort wandelt sich das Bevölkerungsbild stark in Richtung älterer Menschen. Das erfordert neue Ideen, möglicherweise den Blick in andere Länder – so wie ins Bergedorfer Körberhaus, wo sich eine Delegation von „The Hongkong Society for the Aged“ (SAGE, Träger öffentlicher Seniorenwohnstätten) Angebote und Räumlichkeiten des Mehrgenerationenhauses näherbringen ließ.

Da staunten die SAGE-Mitarbeiterinnen May Cheung , Rita Tang und Carman Yung bei der Besichtigung nicht schlecht: Der Körbersaal ist für gut 60 Personen eingedeckt, voll und ganz für ein typisches Kaffee-und-Kuchen-Angebot vorbereitet. „Every monday we have the ... Tanztee“, gerät die sonst in Englisch vokabelsichere Eva Nemela ein einziges Mal ins Stocken. Um dann doch auf die passende Beschreibung „dancing with tea“ zu kommen. Eine der publikumsstärksten Ü60-Angebote vom Kooperationspartner Awo an der Holzhude 1.

Hongkong lernt vom Körberhaus in Bergedorf

Es gibt noch mehr „Ahhh“ und „Ohhh“-Momente bei der Tour. Etwa im Lichtwarktheater mit seinen 450 Sitzplätzen und modernster Bühnentechnik. Wo zuletzt am Tag der offenen Tür ein Ü80-Chor kräftige Rockballaden wie Metallicas „Nothing else matters“ schmetterte. „Die machen hier dann richtig Partys“, erklärt Eva Nemela den Gästen aus Hongkong, die am Tag zuvor in Hamburg eine ebenfalls dreiköpfigen Frauengruppe aus Taiwan kennengelernt hatten. Die wollten den Neubau der Körber-Stiftung auch mal kennenlernen – und kamen einfach mit.

Schauten sich an, wie das „Haus für alle“ im Körberhaus funktioniert: Rita Tang (v. l.), May Cheung und Carman Yung. 
Schauten sich an, wie das „Haus für alle“ im Körberhaus funktioniert: Rita Tang (v. l.), May Cheung und Carman Yung.  © BGDZ | Jan Schubert

Lernräume für Schüler und Studenten, die gut besucht sind, Konferenzzimmer für die Engagierten im Bezirk, eine eigene Gastronomie, Bücherhalle, Treppen, Mosaik-Kunstwerk und, und, und: Delegationschefin May Cheung muss die Eindrücke der raschen zwei Stunden an der Holzhude mal kurz sortieren. „Es entwickelt sich bei uns wie in Deutschland“, beschreibt Cheung die Situation daheim, „unsere Bevölkerung wird immer älter.“

Sechs-Tage-Reise mit zwei Stationen

Ihr Arbeitgeber beschäftigt 800 Personen in der Großstadt und ist nicht verstaatlicht. SAGE kümmert sich nicht nur um das Thema Wohnen, zusätzlich werden auch Betreuungsaufgaben für ältere Menschen wie Einkaufen, Waschen, gemeinsame Arzt- und Behördenbesuche und weiteres übernommen. Auch die Bewerbung ehrenamtlichen Engagements steht auf der Charta. Eine enorme Aufgabe, gehört Hongkong weltweit doch zu den Städten mit den höchsten Lebenshaltungskosten.

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SAGE wurde im Jahre 1977 gegründet. Weil die Neigung der Alterspyramide in Richtung Ältere aber hierzulande offenbar früher eintrat als in Zentralasien, hoffen Cheung und ihre Kolleginnen auf Erkenntnisse bei ihrem sechstägigen Europa-Trip mit Stationen in Hamburg und Berlin.

Auf das Haus auf der Bergedorfer Halbinsel kamen die Besucherinnen, weil ein Reporter aus ihrer Stadt darüber berichtete. Die größte Erkenntnis aus dem Körberhaus ist vielleicht die, dass Gruppentrennung nicht sein muss: „In unsere Einrichtungen kommen nur Ältere. Für Senioren ist das Angebot in Hongkong generell etwas limitiert. Das Körberhaus ist aber ein Ort für alle. Dass so etwas funktionieren kann, konnten wir hier lernen“, meint May Cheung.