Hamburg. Das Café Stellar ist ein Projekt mehrerer Unternehmer. Auch das Standesamt will Trauungen anbieten. Wird dieser Ort Weltkulturerbe?
Die SternwarteBergedorf wird endlich wieder zum Treffpunkt für Menschen, die ihren Kaffee samt Stück Kuchen oder einfach nur ein Glas Wein in einem Park genießen wollen. Läuft alles nach Plan, öffnet das Café Stellar in einigen Wochen, am Sonnabend, 15. Juli. Bis dahin will Betreiber Gerd Kekstadt mit Technik, Mobiliar und bis zu sieben Mitarbeitern die seit fast drei Jahren verwaisten Räume an der Kuppel des 1-Meter-Spiegels mitten im Park neu beleben.
„Für mich ist das hier eine Herzensangelegenheit“, sagt der Allermöher, dessen Complete Dienstleistung GmbH unter anderem die Bergedorf-Information im Hasseturm, die Radstation am Bahnhof und verschiedene Gastronomieprojekte in ganz Hamburg betreibt. „Das Café im Sternwarten-Park passt sowohl touristisch wie kulinarisch zu uns. Aber es wird darüber hinaus ein Projekt von vielen namhaften Bergedorfer Unternehmen werden“, kündigt der Complete-Geschäftsführer an.
Sternwarte Bergedorf: Café Stellar öffnet an den Wochenenden
Sicher ist bereits, dass „Christine’s Café“ aus Reitbrook für die Torten und den Kuchen sorgt sowie alles von Milch bis Quark vom Milchhof Reitbrook kommt. Mindestens an den Wochenenden rollt ferner der Foodtruck vom Bildungszentrum SBB Kompetenz aus Hamm an, mit dem Gerd Kekstadt bereits bei verschiedenen anderen Projekten kooperiert. Zudem führt er jetzt Gespräche mit der Weinhandlung von Have, „und ich will unbedingt versuchen, auch Kaffee Timm für die Sternwarte zu begeistern“.
Als Öffnungszeiten sind die Wochenenden „von mittags bis 22 Uhr“ fest vorgesehen, zudem natürlich Kulturabende und private Feiern aller Art. Auch das Bezirksamt wird die Sternwarte samt neuer Gastronomie in Beschlag nehmen: Vom Spätsommer an sollen hier regelmäßige Trauungstermine angeboten werden – neben denen in Schloss, Rieck-Haus und Standesamt.
Bezirksamt pachtet die Räume von der Universität Hamburg
„Ich bin sehr froh, dass wir vom kommenden Sommer an endlich wieder einen Gastronomiebetrieb auf der Sternwarte haben“, sagt Bergedorfs Rathauschefin Cornelia Schmidt-Hoffmann, deren Behörde weiterhin die Rolle als Motor dieses Projektes übernimmt: Das Bezirksamt pachtet die Räumlichkeiten am 1-Meter-Spiegel von der Universität Hamburg als Grundeigentümer, um sie dann an das Café Stellar weiter zu vermieten. Dessen Vertrag läuft nun zunächst bis Sommer 2026, wobei Kekstadt und sein Unternehmen im ersten Jahr keine Miete zahlen müssen.
Auch die Suche nach einem Café-Betreiber war Sache des Bezirksamts: Nach einer erfolglosen ersten Ausschreibung gab es in der von Februar bis Mitte März 2023 laufenden zweiten Runde dann zwei Bewerber, wobei Kekstadts Konkurrenz sich schließlich zurückzog. Für Schmidt-Hoffmann wurde „trotzdem eine perfekte Lösung gefunden, die einerseits Bergedorfs Wirtschaft für die Sternwarte begeistert, andererseits durch die Kooperation mit dem SBB Bildungszentrum auch Jobs für sonst schwer auf dem Arbeitsmarkt vermittelbare Menschen bietet“.
Sternwarten-Führungen auch schon vor der Eröffnung des Cafés
Die beliebten Führungen über die Sternwarte – jeden Sonntag um 14 Uhr – sollen nicht mehr über das Café abgewickelt werden: „Wie schon seit der Corona-Zeit bleiben sie in der Zuständigkeit des Fördervereins und unseres Instituts“, sagt Wiebke Främcke vom Büro des Sternwarten-Direktors, Prof. Dr. Robi Banerjee. Für die regulären Sonntagsrundgänge (10 Euro; ermäßigt 7,50 Euro) sei ohnehin keine Anmeldung mehr erforderlich. Und Sonderführungen könnten bei ihr per E-Mail an sternwarte@uni-hamburg.de vereinbart werden.
Derweil denkt Tourismus-Experte Oliver Kahle bereits über das Einbinden der Sternwarte in Hamburger Ausflugsrouten nach: „Natürlich werden wir eine ,Radtour zu den Sternen’ entwickeln und vielleicht klappt es ja sogar, Hamburgs Sightseeing in Form seiner Doppeldecker-Busse zu den Kuppeln auf Bergedorfs Gojenberg zu locken“, sagt der Chef vom Arbeitskreis Tourismus im Bergedorfer Wirtschaftsverband WSB.
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Als wichtigstes Argument dafür gilt das laufende Bewerbungsverfahren dieser schon 1912 eingeweihten, größten Sternwarte Deutschlands als Weltkulturerbe. Hamburg setzt darauf, sie neben Speicherstadt und Kontorhausviertel zu seiner zweiten Welterbestätte zu machen. Dafür steht im Oktober eine wichtige Entscheidung an: Die Kultusministerkonferenz legt für den nächsten Zehn-Jahres-Turnus fest, mit welchen Objekten Deutschland sich ab 2025 bei der Unesco um den Titel bewerben wird.
Dabei gilt die Regel: Es darf nur einen Kandidaten pro Jahr geben. Und der soll kein verstaubtes Museum sein, sondern ein offener Ort, der bei den Menschen beliebt ist. „Genau dafür ist es wichtig, dass unser neues ,Café Stellar’ ein Erfolg wird“, sagt Cornelia Schmidt-Hoffmann.