Bergedorf. Es ist ein tolles Ausflugsziel, und im ersten Jahr wird keine Pacht fällig. Doch Gastronomen winken ab. Was Bergedorf nun plant.
Immer dasselbe am Gojenbergsweg: Schulterzucken und Kopfschütteln. Seit zehn Monaten schon sucht das Bezirksamt verzweifelt nach einem neuen Pächter für das 70 Quadratmeter große Café, das einst die Geschwister Klärmann geöffnet hatten. Aber schwierige Modalitäten, Vertragsablauf im April und letztlich auch Corona trugen dazu bei, dass Besucher auf der Sternwarte nunmehr auf Kaffee und Kuchen verzichten müssen. Was tun?
Zum einen ist bekannt, dass hier nicht jeden Tag ein Besucheransturm zu erwarten ist. Das hat auch der Betreiber des kleinen Kaffeemobils gemerkt, der zuletzt tageweise die Sternwarte ansteuerte und auf Laufkundschaft hoffte. Zum anderen kämpfen viele Gastronomen derzeit mit einem Personalmangel.
Erfahrener Gastronom für Café auf der Sternwarte gesucht
Und nicht zuletzt ist es schwierig, einen Businessplan aufzustellen, wenn nicht alle Eckdaten klar sind – etwa die Energiekosten. Ein Zähler für die separate Abrechnung wurde gerade erst eingebaut. Zudem zu bedenken: Das Café samt Küche und 100 Quadratmeter großem Veranstaltungsraum im Keller befindet sich im historischen Gebäude des 1-Meter-Spiegels und ist natürlich schützenswert.
So stehen derzeit die weißen Stühle auf den Tischen, strahlt die Sonne durch sechs große Fenster auf den roten Boden – und es ist bitterkalt. Und genau dieses Problem wollten jüngst die Mitglieder des Bergedorfer Kulturausschusses selbst in Augenschein nehmen: Wie lässt sich das einstige Café besser heizen – obwohl das Gebäude auf dem 111 Jahre alten Gelände des Observatoriums unter Denkmalschutz steht? Der neue Ausschussvorsitzende Dr. Geerd Dahms (FDP) hatte zum Ortstermin geladen – dazu Jacob Hahn, der für die praktische Denkmalpflege in Bergedorf zuständig ist.
Betreiber muss im ersten Jahr nur die Nebenkosten bezahlen
Als zweite Fensterfront – wie im Bergedorfer Rathaus – einfach eine Scheibe davorzusetzen, kommt für den Denkmalschützer nicht infrage: „Wir müssen die Substanz mit dem alten Glas erhalten, denn dieser äußere Eindruck ist unwiederbringlich“, urteilt der Fachmann mit Blick auf die Vertikalschiebefenster. Er könne sich vielmehr „eine Art Kastenfenster in vorgesetzter Ebene“ vorstellen: Dann gingen im Innenraum zwar die tiefen Fensterbänke verloren, aber „irgendwas muss man in Kauf nehmen, das wäre ein gangbarer Kompromiss“, so Jakob Hahn und betont: „Ob das energetisch was bringt, müsste man bauphysikalisch prüfen lassen.“
Genau das nimmt sich das Bezirksamt jetzt vor und will Angebote einholen – in dem Wissen, dass sich die Universität als Eigentümerin des Hauses nicht an solchen Investitionen beteiligen wird, immerhin überlässt sie die Räumlichkeiten dem Amt kostenfrei. Und sie bietet an, dass im Nachbargebäude die barrierefreie Toilette mitgenutzt werden kann, die in diesem Jahr gebaut werden soll.
Die Konditionen, die das Bezirksamt einem Betreiber anbietet, sind nicht unbedingt astronomisch: Im ersten Jahr werden nur die Nebenkosten fällig, in den beiden folgenden 500 Euro Pacht pro Monat. Erst danach will das Amt acht Prozent des Umsatzes kassieren, maximal 2000 Euro monatlich. „Bessere Bedingungen mit den Fenstern wären schon auch ein Pfund für Vertragsverhandlungen mit einem ernsthaften Betreiber“, hofft auch Detlev Dubberke vom Fachamt für Ressourcensteuerung.
Besucher mit Klavierkonzerten und Lesungen locken
„Dann könnten wir einen erfahrenen Gastronomen finden, der vielleicht einen zweiten oder dritten Laden in der Hinterhand hat. Denn läuft das Geschäft wohl eher nur an Wochenenden und ausgewählten Tagen“, denkt Geerd Dahms. Auf jeden Fall sei ein Betreiber „mit viel Enthusiasmus und Ideen“ gefragt.
So sieht es auch Ausschussmitglied Erika Garbers (CDU): „Man könnte die Leute mit Klavierkonzerten und Lesungen locken, dazu ein gutes Catering haben.“ Sie wünsche sich so sehr, dass das „Kleinod erhalten bleiben könne“. Immerhin gibt es einen Grundstein an potenziellen Besuchern: Der Förderverein der Sternwarte bietet an Wochenenden öffentliche Führungen an, dazu kommen im Winter monatliche Beobachtungsabende. Konferenzen und Tagungen der Wissenschaftler indes finden meist in Hamburg statt – dafür ist auch die historische Bibliothek mit ihren maximal 50 Plätzen zu klein.
Wie es Schritt für Schritt weitergehen kann, soll bei der nächsten Sitzung des Kulturausschusses besprochen werden. Sie beginnt am Montag, 6. Februar, um 18 Uhr im Rathaus. Dann will Denkmal-Gutachter Geerd Dahms auch weitere Termine absprechen: „Ich wünsche mir einfach mehr Ortstermine, damit alle im Ausschuss genau wissen, worum es geht.“