Bergedorf. Der Trend zum Camping ist ungebrochen – genau wie die Nachfrage nach Wohnmobilen. Wo es noch Fahrzeuge gibt und was sie kosten.
Mit dem Flugzeug in die Ferne, Wandern in den Bergen oder doch lieber Natur und Leute bei einer Rundreise erleben? Viele Hamburger sind dabei, ihren Urlaub zu planen. Reisen im Wohnmobil sind dabei längst nicht mehr nur den Senioren vorbehalten.
Immer mehr jüngere Leute und Familien wählen diese Art des Urlaubs, die eine Mischung aus Komfort und Abenteuer ist. Doch worauf muss man achten, wenn man das große Fahrzeug mieten will? Gibt es überhaupt noch freie Wohnmobile für den Sommer? Wir haben im Umkreis von Bergedorf nachgefragt.
Reisen mit dem Wohnmobil bleiben im Trend
Während der Corona-Zeit wurde der Urlaub mit dem fahrenden Zuhause immer beliebter – so war es für viele Menschen die einzige Möglichkeit, trotz Reisebeschränkungen, Hygieneauflagen und geschlossenen Grenzen ein paar Tage dem Alltag zu entkommen. Zwischenzeitlich führte die gestiegene Nachfrage sogar zu Lieferengpässen bei Wohnmobilen. Denn ob Italien, Kroatien oder doch lieber um die Ecke nach Timmendorf: Mit einen Wohnmobil sind die Möglichkeiten grenzenlos.
Christian Hieff, Wohnmobil-Experte beim ADAC, beobachtet, dass der Trend deshalb anhält: „Camping ist weiterhin absolut am Boomen“. Nicht erst durch Corona, sondern schon seit zehn Jahren sei die Nachfrage immer weiter gestiegen. Das Reisen mit dem Wohnmobil bedeute „individuelle Freiheit“, und dieses Bedürfnis bleibe definitiv weiterhin bestehen.
Mehrere Anbieter in der Region
Das bestätigt auch die offizielle Statistik: Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 66.507 Wohnmobile neu zugelassen – diese Zahlen veröffentlichte der Caravaning Industrie Verband. Damit sind die Neuzulassungen zwar um 18,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken, Gründe seien aber „stockende Lieferketten und der branchenweite Personalmangel“ und nicht etwa eine Trendwende. Die Nachfrage nach Wohnmobilen werde auch im Jahr 2023 hoch bleiben, prognostiziert der Verband.
Auch Bergedorfer haben verschiedene Möglichkeiten, in der Umgebung ein Wohnmobil zu mieten. Wohnmobilvermieter Camper-Hamburg sitzt in Glinde und bietet zwei Modelle zur Vermietung an: den Tourne 6.0 und den etwas längeren Tourne 6.4. Die Campervans kosten hier in der Hauptsaison 149 Euro pro Nacht. Hinzu kommen einmalig 125 Euro Servicepauschale. Eine Kilometerbegrenzung gibt es nicht.
Ausstattung mit Außendusche und Chemietoilette
Die Ausstattung soll das Reisen mit dem großen Fahrzeug noch komfortabler machen: Hat man einen schönen Stellplatz gefunden, können der Campingtisch aufgestellt und der Gaskocher angeschmissen werden. Bei warmen Temperaturen sorgt die Außendusche für eine Erfrischung, aber auch das Bad beinhaltet neben der Chemietoilette eine integrierte Dusche. Inklusive sind auch ein Mückenschutz und eine Markise. Wer eines der begehrten Wohnmobile mieten will, müsse sich laut Inhaberin Mona Kildentoft ranhalten: „Bereits Februar gehen die Anfragen so richtig los“, berichtet sie.
Im vergangenen Jahr seien die meisten Anfragen für den Sommer sogar schon rund um Weihnachten und Silvester gekommen. Für dieses Jahr gebe es aber sowohl in den Frühlingsferien als auch in den Sommerferien noch ein paar Lücken. Kildentoft rät Interessierten, jetzt zu buchen, um noch ihren Wunschtermin zu bekommen. (www.camper-hamburg.com)
Wohnmobil mieten: Bergedorfer müssen „schnell sein“
Dem stimmt auch Bianca Hapke von der Wohnmobilvermietung HAPKEmping in Geesthacht zu. Ferienzeiten seien die absolute Hochsaison, Bergedorfer müssten „jetzt schnell sein“. Noch gebe es auch hier Kapazitäten, doch das könne sich auch sehr plötzlich ändern. Auch HAPKEmping vermietet zwei verschiedene Modelle. Der Dethleffs Just T 7052 EB ist rund sieben Meter lang und für das Reisen mit bis zu fünf Personen geeignet. Auch im Miller New York finden bei knapp sieben Metern Länge fünf Personen Platz, dieses Modell sei am besten für Familien geeignet.
Selbst auf gemütliche Filmabende muss beim Camping nicht verzichtet werden: In der Ausstattung ist ein Fernseher enthalten. Wer Sorge hat, für jeden Gang zur Toilette das Wohnmobil verlassen zu müssen, kann ebenfalls beruhigt werden: Eine Kassettentoilette ist hier integriert. Die Wohnmobile kosten in der Hochsaison zwischen 160 und 170 Euro pro Nacht. Dazu kommt eine einmalige Übergabepauschale von 150 Euro. 250 Kilometer pro Tag sind frei, jeder weitere kostet 0,60 Euro. (www.hapkemping.de)
Elb Camper vermietet kleine Vans
Wer es etwas kleiner mag, wird bei Elb Camper in Kirchwerder fündig. Die Camper-Vermietung bietet verschiedene Vans an. Auch Inhaber Niklas Kröpke beobachtet, dass der Trend, mit dem Wohnmobil zu verreisen, nicht abreißt. „Die Flugkosten sind mittlerweile so stark gestiegen, dass die Leute oft lieber die Spritkosten für die Camper bezahlen“, meint er.
„Zur Zeit haben wir vier Modelle in der Vermietung, in den nächsten Wochen kommt aber ein weiteres, großes Fahrzeug dazu“ sagt er. Zwei VW T5 und zwei etwas größere VW T6 mit jeweils unterschiedlicher Ausstattung stünden derzeit zur Verfügung. Das Besondere: Hier sind die kleinen, alltäglich notwendigen Dinge wie Spülmittel oder Mülltüten schon in der Ausstattung enthalten. Eine kleine Toilette kann extra zur Ausstattung dazu gebucht werden. „Die meisten Leute benötigen sie aber nicht“, erzählt Niklas Kröpke.
„Generell ist Campingurlaub kein günstiger Urlaub“
Die vorhandenen Vans seien für die Ferienzeiten schon überwiegend ausgebucht. „Den größten Ansturm gab es im Dezember und Januar, da haben alle ihren Jahresurlaub geplant“, erzählt Kröpke. Der große neue Camper, ein Ford Transit, sei voraussichtlich ab Mai buchbar. Die kleinsten Modelle kosten laut Inhaber Kröpke in der Hauptsaison 85 Euro pro Nacht. Die mittleren Modelle liegen bei 135 Euro pro Tag, der große Ford Transit wird voraussichtlich 145 Euro pro Nacht kosten. Außerdem wird eine Servicepauschale von 80 Euro erhoben. 500 Kilometer pro Tag sind frei. (www.elb-camper.de)
Wohnmobil-Experte Christian Hieff rät Urlaubern, genau zu überlegen, „ob man über den Pauschalwert rüberkommt“. Im Zweifel könnten sich Verträge ohne Kilometerbegrenzung mehr lohnen. Hieff stellt klar: „Generell ist Campingurlaub kein günstiger Urlaub.“ Neben der Miete für das Fahrzeug müsse man immer noch die Kosten für Sprit, Maut, Stellplätze und Campingausrüstung miteinkalkulieren. Von besonders günstigen Preisen sollten sich Interessierte „nicht blenden lassen“, warnt der Experte. Oft seien in den Geschäftsbedingungen noch versteckte Kosten aufgeführt, so dass die Endrechnung zur bösen Überraschung werden kann.
Besonderheiten bei der Fahrweise
Unter den Wohnmobilen ist besonders die Klasse bis 3,5 Tonnen beliebt. Das hat laut Hieff mehrere Gründe. Für das Führen eines 3,5 Tonners benötigen Fahrer nur den B-Führerschein. Die Größe sei noch gut händelbar und die Unterhaltskosten vertretbar. Für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen gelten außerdem keine erweiterten Geschwindigkeitsbegrenzungen.
Aufgrund der Größe des Wohnmobils gebe es aber starke Unterschiede beim Fahrverhalten, so Christian Hieff. „Ein Wohnmobil ist kein Pkw“, sagt der Experte. Er rät Urlaubern, auf eine defensive Fahrweise zu setzen, dadurch ließen sich auch Reisekosten sparen. Generell könne man sich 110 km/h als Richtwert setzen. Die Geschwindigkeit sollte dabei auch in die Reiseplanung einbezogen werden: „Mit dem Wohnmobil ist man einfach langsamer.“
Wohnmobil mieten: Was muss bei Versicherungen beachtet werden?
Reisen in das europäische Ausland sind mit den Fahrzeugen aller drei Vermietungen generell möglich. Ausgenommen sind bei allen jedoch die Kriegsgebiete. Wohnmobil-Experte Hieff gibt zu bedenken, dass auch Camping- und Stellplätze im Ausland frühzeitig gebucht werden müssen. „Bei Highlights wie dem Gardasee werden die Campingplätze schnell knapp“, warnt er.
- Tiny Houses an der Elbe – die Ersten ziehen ein
- Weltreise mit „Heidi“: Familie Pietzko reist im rosa Oldtimer um die Welt
- Camper: Das sind Fehmarns exklusive MonsterVans
Laut dem ADAC-Experten sind Wohnmobile bei der Vermietung im Normalfall vollkaskoversichert, hinzu komme aber meist eine Selbstbeteiligung. Bei Camper Hamburg beträgt diese 2500 Euro je Schadensfall. Durch eine Erhöhung des Mietpreises kann die Selbstbeteiligung reduziert werden. Diese Möglichkeit empfiehlt Hieff besonders Fahranfängern, da „mit einem Wohnmobil auch mal schnell etwas passiert“.
Anbieter HAPKEmping erhebt eine Selbstbeteiligung von 1000 Euro, reduziert werden kann diese nicht. Die gleichen Kosten erhebt Elb Camper, hier kann die Selbstbeteiligung durch eine Zusatzversicherung auf 250 Euro verringert werden.