Fehmarn. Ein Paar ist extra auf die Ostseeinsel gezogen und baut dort Wohnmobile für jeden Geschmack aus. Das hat seinen Preis.

Noch ein Start-up, das Camper ausbaut – ist die Camping-Welle nicht langsam am Abflauen? Das wurde Adrian Merz schon häufiger gefragt. Er aber kann sich nach eigenen Angaben über mangelnde Aufträge nicht beschweren. Mit seinem Unternehmen MonsterVan auf Fehmarn fertigt er ganz besondere Wohnmobile: exklusiv, besonders hochwertig und immer individuell.

Ein Campingvergnügen, das allerdings seinen Preis hat.

MonsterVans sind hochqualitative Camper

MonsterVan, das klingt erst mal etwas martialisch und vielleicht auch ein wenig aus der Zeit gefallen in einer Welt, in der große Autos mit hohem Energieverbrauch nicht immer so ganz angesagt sind. Denkt man, ist aber nicht so: „Unsere Kunden legen Wert auf eine hochwertige Ausstattung und auf Qualität. Geld und hohe Spritpreise spielen da eine untergeordnete Rolle“, sagt Adrian Merz.

„Wir füllen eine Lücke in dem Segment im hochqualitativen Bereich.“ Es seien finanziell gut aufgestellte Menschen, darunter Ärzte, Geschäftsführer, viele Selbstständige, die sich den Traum eines individuell auf sie abgestimmtes Campingfahrzeugs erfüllen wollen, mit dem es an den Wochenenden spontan rausgeht.

Auch Großeltern mit Enkeln, die in den geräumigen Campern verreisen wollen, kommen dafür extra ins Gewerbegebiet in Burg auf Fehmarn, um dort ihr Wunschfahrzeug zu besprechen oder abzuholen.

Influencer bekommt maßgeschneiderten MonsterVan-Camper

Gerade wird an einem Fahrzeug gearbeitet, das sich ein Influencer bestellt hat, um damit von seinen Reisen in den sozialen Netzwerken zu berichten. Manchmal staunt auch Adrian Merz über ausgefallene Kundenwünsche wie von dem Fotografen, den die Heizung in der Frontscheibe stört, da diese den Fokus seiner Kamera irritiert. Merz findet auch dafür eine Lösung und baut die Heizung entsprechend um.

Denn Adrian Merz geht auf jeden Wunsch ein. Die Fahrzeuge, Mercedes Sprinter, sind neu und kommen leer ohne Innenleben in seine Werkstatt und werden auf die jeweiligen Wünsche konfiguriert.

Dort bauen er und seine derzeit drei Mitarbeiter die Inneneinrichtung wie die Küche und Schränke aus Birkenmultiplex mit einer hochwertigen Beschichtung, die Nasszelle ein, die Sitze nach Wunsch und optimieren sämtliche Fahrzeugtechnik individuell.

Wer einen Blick in ein solches Fahrzeug wirft, erkennt schnell, dass auch das Design moderner ist als in vielen herkömmlichen Campingfahrzeugen. Manche Kunden wünschen sich viel Schwarz, andere mögen es gern weiß, aber immer modern. „Unsere Inneneinrichtung ist schlanker und durchdachter als viele Möbel aus der industriellen Massenfertigung“, so Merz. „Dadurch ist das Gesamtgewicht des Fahrzeugs auch geringer.“ Jedes Campingfahrzeug wird individuell bei Bestellung produziert.

MonsterVan: Einsteigermodell gibt es ab 150.000 Euro

„Angesagt sind LTE-Antennen, Router und alles, was für mobiles Arbeiten notwendig ist“, so Merz. Denn viele seiner Kunden sind Weltreisende. Mit dem Sprinter geht es dann mehrere Monate lang durch Europa. Demnächst wird Merz auch Iveco-Lkw zu Campingfahrzeugen ausbauen. „Mit denen fahren meine Kunden dann durch die ganze Welt.

Da alle Fahrzeuge geländetauglich sind, geht es damit auch durch unwegsame Gegenden in aller Welt.“ Die Preise für einen Einsteigersprinter beginnen bei 150.000 Euro, die Preise gehen schnell bis zu 210.000 Euro rauf. Summen, mit denen Merz zu Beginn im Mai 2021 nicht gerechnet hatte. „Die Kunden treiben einen mit ihren Wünschen dort hin“, sagt er und lacht.

Camper-Ausbauer hat nie Wohnmobilurlaub gemacht

Eigentlich kommt der 33-Jährige aus dem Maschinenbau und hat selbst noch nie Wohnmobilurlaub gemacht. „Ich wollte mich beruflich neu orientieren, und das Thema Camping interessiert mich.“ Aus Hagen ging es für ihn zunächst der Liebe wegen nach Hamburg.+

Fehmarn ist für ihn und seine Freundin Saskia Groth ein Traum. Denn die beiden sind begeisterte Wassersportler und haben sich beim Kitesurfen in Cuxhaven kennengelernt.

Auf Fehmarn fanden sie die passende Werkhalle

Dass es Fehmarn wurde und nicht Hamburg, liegt daran, dass sie hier eine entsprechende Halle für ihre Firma gefunden haben. Gegen diesen Standort könne kein Industriegebiet in Hamburg mithalten. „Die Halle liegt ideal an den Bahngleisen, und unsere Kunden verbinden die Fahrzeugabholung dann gern mit einem Urlaub auf Fehmarn.“

Im Juli kommt noch die Halle nebenan dazu, passenderweise eine ehemalige Halle für Nutzfahrzeuge, und die Produktion von MonsterVans wird mit den Iveco-Lastern erweitert. Wie auch andere Branchen sucht Adrian Merz nach Mitarbeitern. „Wir können Elektriker gut gebrauchen und jeden, der handwerklich geschickt ist."

Für den Camper-Ausbauer ist Fehmarn ein Paradies

Fehmarn, sagt Adrian Merz, „ist das Paradies auf Erden.“ Die Insel habe so viel zu bieten, gerade im Sommer sei so viel los. Aber auch die ruhige Zeit jetzt im Januar könne er genießen. „Das ist zum trubeligen Sommer eine willkommene Abwechslung.“ Ohne die Hilfe der Fehmaraner hätte er es vielleicht nicht so weit geschafft. „Die Halle habe ich bei einer Radtour entdeckt und jemanden vor Ort gefragt. Man hilft sich hier gegenseitig, das ist eine klasse Gemeinschaft.“

Abends im Sommer, wenn die vielen Tagesgäste die Insel wieder verlassen, dann blickt Adrian Merz manchmal Richtung Fehmarnsundbrücke auf der Fahrt zum Kitespot – und hat dann die Ostsee fast für sich allein zum Surfen.