Bergedorf. Ausstellung im CCB ist eine Hommage an Hamburg und erzählt die Geschichten hinter den Aufnahmen von drei Fotojournalisten.
Es ist eine kurzweilige Reise in die Vergangenheit und zugleich ein erfrischender Blick auf ihre Heimatstadt Hamburg: Die drei langjährigen Hamburger Pressefotografen Jürgen Joost, Andreas Laible und Ronald Sawatzki versprechen „stimmungsvolle Bilder dieser fantastischen Stadt“, der sie ihre Ausstellung „Kultur- und Stadtleben“ widmen, die sie am Sonnabend, 7. Januar, um 13 Uhr im offenen Atelier im CCB eröffnen wollen – gleichzeitig mit einem Neujahrsempfang.
„Das beste Foto entsteht so nebenbei, wenn es nicht gestellt ist und die Leute nicht direkt in die Kamera gucken“, meint Andreas Laible, der seit 1980 vor allem für das Hamburger Abendblatt fotografierte. Der 64-Jährige liebt seine moderne Kamera (Fuji X-T4) – und hat sich auf Porträts spezialisiert.
Schnappschuss aus dem Hubschrauber: Erstflug des Airbus A 380
Clint Eastwood, John Neumeier und Catherine Deneuve kamen ihm ebenso vor die Linse wie Johannes Heesters, den er 1997 im Winterhuder Fährhaus traf oder Wotan Wilke Möhring, der 2011 für ihn auf der Michelwiese posierte. Ein besonderer Schnappschuss gelang ihm zudem im Jahr 2005 an Bord eines Hubschraubers und zeigt den Erstflug des Airbus A 380 über der Hansestadt.
Jürgen Joost entdeckte seine Begabung als Schüler (der Realschule an der Leuschnerstraße) in einer Foto-AG: „Das war in der Gemeinde der Lohbrügger Gnadenkirche. Und von meinem Konfirmandengeld, immerhin 200 Mark, kaufte ich meine erste Kamera von Pentacon, eine Praktica super TL.“ Sein Vorbild sei damals der Bergedorfer Heimatfotograf Egon Klebe gewesen, der für die Bergedorfer Zeitung als Bildreporter unterwegs wurde.
Verruchte Bilder für die St. Pauli-Nachrichten
„Und von 1973 bis 1979 durfte ich auch für die Bergedorfer Zeitung unterwegs sein – als Sportfotograf.“ Vorher arbeitete Joost als Fotokaufmann bei PPS im Bunker an der Feldstraße, zudem ging es für zehn Jahre zu den St. Pauli-Nachrichten, deren Chefredakteur Jürgen Klebe war, der Stiefsohn. Zu jener Zeit entstanden seine „verruchten Bilder“ im berüchtigten Strip-Club „Salambo“ und auf der Herbertstraße: „1994 wurden dort DDR-Touristinnen sonntags mit Wasserschläuchen nass gespritzt“, erinnert Joost grinsend. Das war noch bevor seine eher seriösen Fotos für die „Morgenpost“ und die „Welt“ entstanden.
Dass er mal Mick Jagger 1993 fotografierte . . . „ist mir erst jetzt wieder eingefallen, als ich jetzt das Negativ fand“, meint der 66-Jährige. Denn es waren einfach viele Promis in Hamburg: Den kranken Leonard Cohen fotografierte er im Bett des Hotel Atlantik (1993), Wim Wenders auf dem Feldstraßen-Bunker (1989), Silvester Stallone im Vier-Jahreszeiten (1993). Dazu kam eine Dienstreise nach New York, wo sich Wolfgang Joop 1992 von ihm ablichten ließ. Eher kurios war eine Tour mit Madonna auf einem Alsterdampfer: „Laut Vertrag durfte ich sie auf keinen Fall persönlich ansprechen“, erzählt Jürgen Joost.
Fast vergessen: Porträt von Mick Jagger
Auch Ronald Sawatzki arbeitete jahrzehntelang für die Bergedorfer Zeitung und hat einen besonderen Blick auf den Bezirk, wo er oft den Altkanzler Helmut Schmidt im Visier hatte. Denn dieser gewann ab 1969 den Wahlkreis fünfmal in Folge und saß bis 1987 für Bergedorf im Bundestag in Bonn. Als „Schmidt-Bergedorf“, um von den Namensvettern unterschieden zu werden, machte er den Bezirk bundesweit berühmt – und schrieb auch noch als Bundeskanzler regelmäßig eine Kolumne für die Bergedorfer Zeitung. „Das charmanteste Foto von Schmidt inszenierte er allerdings im AK St. Georg, wo er seine kranke Loki besuchte, ihr zum Abschied vor dem Fahrstuhl einen Handkuss gab“, erzählt Sawatzki.
Auch bei dem 67-Jährigen reihen sich die Namen der Stars aneinander – von Udo Lindenberg über Cate Blanchett, Mario Adorf und Ulrich Mühe bis hin zu Udo Klier und Kurt Cobain. Letzteren erwischte er 1991 in der Markthalle: „Nur fünf Monate später konnte er ganze Stadien füllen“, erzählt Ronny Sawatzki, der seine Fotos seinerzeit für die Norddeutschen Nachrichten machte, deren Sitz am Curslacker Neuen Deich war – als Mantelredaktion für die Bergedorfer Zeitung.
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Ein Pressefotograf muss mitdenken, arrangieren, feinfühlig in Szene setzen, dabei ein bisschen Small Talk machen und möglichst zufriedene Gesichter hinterlassen – wenn auch nicht immer auf den Abzügen: Schmerzverzerrte Fußballer, melancholisch blickende Sänger, weinende Flüchtlinge und wütende Politiker gehören zum Repertoire wie verschwitzt-abgekämpfte Hafenarbeiter und Gruftie-Kids, die sich miteiskalter Mine neben Grabsteinen ablichten lassen.
Die schönsten Bilder sind jetzt bis zum 21. Januar im CCB zu sehen, geöffnet ist montags bis sonnabends zwischen 11 und 19 Uhr – als „Hommage an Hamburg“. Denn „jedes Foto ist ein Streiflicht aus einer Zeit, in der die Menschen noch mehr Wärme und Herzlichkeit ausstrahlten“, sagt Sawatzki im Rückblick auf 40 Jahre Pressefotografie.