Hamburg. Weiter Ausstellungen im Offenen Atelier: Die Bürgerschaft verlängert das Programm „Frei-Fläche für kreative Zwischennutzung“.
Was haben die Christdemokraten mit Kunst zu tun? Die Antwort der CDU-Politiker in der Hamburgischen Bürgerschaft trägt zumindest keinen deutlichen Pinselstrich: Sie enthielten sich der Stimme, während die Mehrheit des Parlaments beschloss, das Programm „Frei-Fläche: Raum für kreative Zwischennutzung“ auch im nächsten Jahr noch fortzuschreiben. Dafür sollen insgesamt 4,3 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Künstler können sich ab sofort bei der Hamburg Kreativ Gesellschaft bewerben.
Aufatmen im Offenen Atelier im CCB
Großes Aufatmen im Bergedorfer CCB, wo derzeit drei von sieben Leerflächen künstlerisch genutzt werden, wenigstens zwei Betreiberinnen würden gern weitermachen: „Ich möchte an meinen Vertrag anknüpfen und freue mich auf einen Neujahrsempfang am 7. Januar mit vielen folgenden Ausstellungen“, sagt Anke Noppen, die ehrenamtliche Galeristin vom Offenen Atelier Bergedorf. Eine große Ausstellung hat sie längst im Blick: Drei in Hamburg bekannte Fotografen wollen Werke zum Thema „40 Jahre Pressefotografie“ präsentieren – und haben bereits vom 2. bis 23. Januar zugesagt.
„Wir sehen uns auf jeden Fall zu dieser Thematik wieder“, verspricht CCB-Manager Lutz Müller, für den Mietinteressenten indes in erster Reihe stehen: „Wir sind ja ein Wirtschaftsunternehmen. Aber die Kunst ist tatsächlich ein voller Erfolg, das ist ein Kompliment an die Bergedorfer“, freut er sich ebenso über die Verlängerung der Förderung.
„Immobilienwirtschaft sperrt sich“
Tatsächlich aber waren im vergangenen Jahr stadtweit bloß zwei von neun Millionen Euro aus dem Programm beantragt worden. Damit konnten laut Kulturbehörde 61 Projekte auf 53 Einzelhandelsflächen realisiert werden: „Wir haben nicht zu wenig Künstler, aber die Immobilienwirtschaft hat sich oft gesperrt“, meint Bergedorfer SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Dr. Christel Oldenburg – und wundert sich: „Die bekommen doch die Miete und Nebenkosten bezahlt. Zudem wird ihr Leerstand bespielt, die Innenstadt belebt.“ Sie würde sich wünschen, wenn auch das große Karstadt-Haus künstlerisch erwacht, „auch Handwerker könnten hier ausstellen, wenn sie 1,50 Euro pro Quadratmeter bezahlen“, wirbt Oldenburg für das „kreative Experimentierfeld“, denn: „Leerstand haben wir ja in Bergedorf leider genug.“
Das denkt sich Anke Noppen auch mit Blick auf das Haus im Park am Gräpelweg, wo sie gern das alte Theater, die Garderobe und auch das Foyer für Kunst nutzen möchte: „Ich würde das gern parallel als Ausstellungsfläche planen, aber auf jeden Fall geht es mit großem Hurra im CCB weiter“, freut sie sich.
Kunst im Dreierpack
Die nächste Ausstellung beginnt übrigens am 12. Dezember – und ist gleich im Dreierpack zu haben: Die 26-jährige Bergedorferin Mary-Lou Ploß hat Informatik, Psychologie und Design studiert – und fleißig Lieblingstiere porträtiert und Landschaften zu Aquarellpapier gebracht. „Ich bin unglaublich dankbar dafür, dass ich die Welt durch die Augen und mit dem Herz einer Künstlerin erleben kann und die ganzen kleinen Wunder mit einem Pinsel auf Papier zum Ausdruck bringen kann“, sagt die 26-Jährige, die ihre Werke eine Woche lang im offenen Atelier zeigt – gefolgt von ihrem Freund:
Foto-Kompositionen
Ab dem 19. Dezember zeigt Alexander Royter seine verträumten Fotografien, die von nächtlicher Stille und einer gewissen Melancholie erzählen: Mit seinen Nacht- und Naturaufnahmen will der 27-Jährige „eine Atmosphäre in cinematischen Kompositionen einfangen“, denn aus seiner Sicht kann sich die wahre Ästhetik „erst nach Anbruch der Dunkelheit offenbaren”.
Dazu kommt mit Mary-Lou’s Mutter noch die dritte Künstlerin ins Spiel: Kerstin Ploß lässt ihre Socken-Handpuppen gähnen, husten oder auch mal Lollis lutschen. Es gibt ein offenes Bastel-Angebot für Sockenmonster vom 19. bis 22. Dezember (jeweils 15 bis 18 Uhr), dazu am 23. Dezember (12 bis 17 Uhr) und Heiligabend von 11 bis 13 Uhr. „Ohne Anmeldung könnt ihr tolle Sockenhandpuppen für Euch oder als Geschenk basteln“, sagt die Wentorferin, die 7 Euro für das Material berechnet. Fertige Handpuppen sind für 15 Euro zu erwerben. stri