Hamburg. Nach der Corona-Krise stellen beide Konzerne wieder Hunderte neue Mitarbeiter ein – und planen Rekordgewinne.

Nach einer langen Nacht und 18 Stunden Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern wurden am 1. Februar 2022 bei Airbus die Weichen für die Zukunft gestellt – das Management leitete den Weg zurück auf den in der Branche jahrzehntelang gewohnten Wachstumskurs ein.

Mit Blick auf den Hochlauf der A320-Produktion werde man „in naher Zukunft massive Einstellungen vornehmen“, sagte Geschäftsführer André Walter. Allein für das Werk auf Finkenwerder würden 1000 neue Mitarbeiter gesucht – und so kam es dann auch: Waren Ende 2021 noch 14.000 Mitarbeiter auf Finkenwerder beschäftigt, sind es nun 15.000.

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Der Flugzeugbauer legte einen Salto rückwärts hin. Zu Beginn der Corona-Krise und dem damit verbundenen Einbruch des Luftverkehrs sowie der Auslieferung neuer Maschinen hatten im Sommer 2020 noch 2200 Jobs in der Hansestadt auf der Streichliste gestanden. Im März 2021 wurde bekannt, dass rund 1000 Mitarbeiter das Unternehmen mit Abfindungen oder durch vorzeitigen Ruhestand freiwillig verlassen.

Es folgte der Wunsch des Managements nach einem Konzernumbau und der erbitterte Widerstand der Arbeitnehmer – bis am Morgen des 1. Fe­bruar 2022 weißer Rauch aufstieg. IG Metall und Betriebsräte stimmten den Plänen zu, im Gegenzug gab es eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2030. Seit Juli gehört ein Teil der Beschäftigten auf Finkenwerder weiterhin zu Airbus Operations, rund 4300 wechselten im Juli zur neu gegründeten Tochter Airbus Aerostructures, kurz ASA, deren Chef nun Walter ist.

Der A380 feierte nach der Corona-Krise ein Comeback

In der ASA werden die Fertigung von Rumpfschalen, die bisher bei der Tochter Premium Aerotec erfolgte, und deren Montage sowie Ausrüstung gebündelt. Airbus sieht das für die Entwicklung des geplanten emissionsfreien Flugzeugs für notwendig an. 2035 soll die mit Wasserstoff angetriebene Maschine auf den Markt kommen. Weil Wasserstoff sehr voluminös ist, wird das gravierende Veränderungen der Struktur des Fliegers nach sich ziehen.

An einem A380 – das größte Passagierflugzeug der Welt feierte nach der Corona-Krise ein Comeback bei überraschend vielen Airlines – will man die Verbrennung von Wasserstoff in einer Gasturbine testen. Allerdings ist der „grüne“ Flieger noch Zukunftsmusik. Viel konkreter ist der Hochlauf der A320-Produktion – und dafür wird das Personal gebraucht.

Große Hoffnungen ruhen im Konzern auf dem A321XLR

Derzeit werden rund 50 Flieger der Familie pro Monat gebaut. Anfang 2024 sollen es 65 Stück sein, ein Jahr später sogar 75 – ein Rekord für die zivile Luftfahrt. Die Auftragsbücher sind mit mehr als 6000 bestellten Jets prall gefüllt. Traditionell wird rund die Hälfte der Flieger in Hamburg endmontiert. Zudem werden an der Elbe die Bausätze für die Werke in Tianjin (China) und Mobile (USA) gepackt. Große Hoffnungen ruhen im Konzern auf dem A321XLR, der dank eines Zusatztanks im Frachtraum bis zu 8700 Kilometer am Stück fliegen und auf Langstrecken eingesetzt werden kann. Die ersten drei Prototypen wurden in Hamburg zusammengebaut. Im Juni feierte der Jet seinen Erstflug.

Den Start auf Finkenwerder beobachtete man rund 20 Kilometer weiter nordöstlich interessiert. „Der A321XLR von Airbus wird ein Gamechanger werden“, sagte Hamburgs Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler vor Kurzem. Die Hoffnung: Nonstop-Flüge von Hamburg bis nach Vancouver an Kanadas Pazifikküste wären mit dem Flieger machbar – da sollte doch zumindest für die seit Langem wieder vom Airport-Chef ersehnte USA-Direktverbindung eine Option sein.

Denn der 44,50 Meter lange Flieger ist schneller gut gefüllt als größere Langstreckenjets. Personell hat sich am Flughafen nach dem Corona-Tal nicht viel getan. Mit 1840 Mitarbeitern meldet der weiterhin tief in den roten Zahlen steckende Flughafen ein nahezu stabiles Beschäftigungsniveau.

Lufthansa: 700 Neueinstellungen in diesem Jahr

Der Nachbar in Fuhlsbüttel meldete sogar fast 200 Arbeitnehmer weniger als vor einem Jahr. Dabei hatte Lufthansa Technik im April angekündigt, nach dem wie bei Airbus erfolgten massiven Jobabbau zu Beginn der Corona-Krise in Hamburg in diesem Jahr 700 Neueinstellungen vorzunehmen. Die seien auch erfolgt, sagte Unternehmenssprecher Jens Krüger. Allerdings würde man unter dem Strich immer noch Beschäftigte verlieren, weil sie wie vereinbart in Altersteilzeit eintreten oder das Unternehmen im Zuge der Fluktuation verlassen. „Gut dreistellig mehr“ wolle man aber in diesem Jahr Mitarbeiter gewinnen.

Wie Airbus hat Lufthansa Technik die Krise längst abgehakt. Die Aufträge kehren zurück. So wurden 2021 neue Überholungs- und Wartungsverträge im Wert von 4,7 Milliarden Euro abgeschlossen – doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Der Flugzeugdienstleister sei wieder auf Wachstumskurs eingeschwenkt, sagte Personalchef Frank Bayer im April: „Unsere Basis für die nächsten Jahre ist gelegt.“ Schon 2022 soll ein neues Rekordergebnis erzielt werden. Bis zu 500 Millionen Euro sollen operativ verdient werden.

Arbeitsmarkt Hamburg 2023: Airbus ist von Auslieferungsrekord von 2019 weit entfernt

Südlich der Elbe sind die Ziele noch ehrgeiziger. Zwar ist Airbus von seinem Auslieferungsrekord von 863 Maschinen 2019 weit entfernt. Etwas weniger als die einst angekündigten rund 700 Jets dürften es wohl dieses Jahr werden. Beim Gewinnziel machte Vorstandschef Guillaume Faury aber keine Abstriche. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) soll von 4,8 Milliarden auf rund 5,5 Milliarden Euro steigen – ebenfalls eine Bestmarke.