Hamburg. Insolvenzverwalter Martini verhandelt exklusiv mit dem Unternehmer über den Verkauf des Gebäudes. Becken will den Wolkenkratzer „vollenden“.

Das ist der Durchbruch für den Elbtower-Verkauf: Der zuständige Insolvenzverwalter Torsten Martini aus der Kanzlei Görg hat am Freitag eine Exklusivitätsvereinbarung mit der Becken Development GmbH von dem Hamburger Immobilienunternehmer Dieter Becken abgeschlossen. In einem nächsten Schritt werden nun die Details des Kaufvertrags verhandelt.

Die Baustelle steht seit mehr als 13 Monaten still, nachdem der Bauherr Signa in die Insolvenz gerutscht war. Das Hochhaus soll 245 Meter hoch werden und Büros, ein Hotel, Gastronomie, Sportflächen und eine Aussichtsplattform beherbergen. Aktuell ist der Wolkenkratzer erst rund 100 Meter hoch.

Elbtower: „Als nächsten Schritt nehmen wir nun die Detailverhandlungen zum Kaufvertrag auf“, sagt Becken

Insolvenzverwalter Martini sagte: „Ich freue mich, dass noch vor Weihnachten eine Exklusivität mit einem Investor für den Elbtower vereinbart wurde. Und ich bin zuversichtlich, mit der Investmentgruppe um Dieter Becken den Verkauf abzuschließen.“

Immobilienunternehmer Becken sagte dem Abendblatt: „Es ist mir als Hamburger eine Herzensangelegenheit, den Elbtower gemeinsam mit meinem Konsortium zu vollenden.“ Zu diesem gehört dem Vernehmen nach auch Milliardär Klaus-Michael Kühne. Becken kündigte an: „Als nächsten Schritt nehmen wir nun die Detailverhandlungen zum Kaufvertrag auf.“

Hamburgs Elbtower ist erst rund 100 Meter hoch. Auf der Baustelle wird seit mehr als 13 Monaten nicht mehr gearbeitet.
Hamburgs Elbtower ist erst rund 100 Meter hoch. Auf der Baustelle wird seit mehr als 13 Monaten nicht mehr gearbeitet. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Der Hamburger Senat wurde vorab von dem Insolvenzverwalter über den Durchbruch informiert: „Ich begrüße, dass der Elbtower in der Federführung und im ausschließlichen Risiko privater Investoren fertiggestellt werden soll. Ideen oder konkrete Vorschläge für eine öffentliche Nutzung prüfen wir im Hinblick auf die Machbarkeit, Qualität und Wirtschaftlichkeit aus Sicht der Stadt“, sagt Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).

Auch Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) zeigte sich erleichtert: „Mit der Exklusivität zwischen dem Insolvenzverwalter und der Hamburger Becken Holding ist die Wiederaufnahme der Bautätigkeit am Elbtower durch einen verlässlichen Partner ein großes Stück näher gerückt. Das Angebot und Vermietungskonzept gilt es nun hinsichtlich seiner technischen Machbarkeit, wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit und kaufvertraglichen Regelungen zu prüfen und zu bewerten.“

Ein städtisches Naturkundemuseum ist als Großmieter für den Elbtower im Gespräch

Für den Elbtower braucht Becken noch einen Großmieter. Bereits Ende Oktober hatte Becken gegenüber dem Abendblatt angekündigt: „Zudem haben wir einen Mieter für bis zu 45.000 Quadratmeter.“

Das Abendblatt hat kürzlich berichtet, dass als Mieter für den Elbtower womöglich das vom Hamburger Senat geplante Naturkundemuseum – das Evolutioneum heißen soll – im Gespräch ist.

Bislang wollte sich Becken dazu nicht äußern, wird jetzt aber konkreter: „Hamburg verdient nicht nur einen vollendeten Elbtower, sondern auch ein Naturkundemuseum von internationalem Format. Ich bin deshalb hocherfreut, diesen entscheidenden ersten Meilenstein zur Verwirklichung unseres außergewöhnlichen Projekts erreicht zu haben. Gemeinsam mit meinem Konsortium engagiere ich mich leidenschaftlich für diese Vision“, sagt Becken.

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Dazu sagt jetzt Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne): „Die Idee des Naturkundemuseums in den unteren Stockwerken hat natürlich großen Charme. Es wäre ein toller Ort, um Hamburgs bedeutende Sammlung an Exponaten das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg wieder in Gänze der breiten Öffentlichkeit zu zeigen.“

Senatorin Fegebank betont jedoch: „Aber klar ist auch: Es muss am Ende wirtschaftlich sein, und der Weg dorthin ist kein leichter. Ob es hierfür finanziell eine Chance gibt, werden die Gespräche in den kommenden Wochen zeigen. Da diese komplett ergebnisoffen sind, prüfen wir weiterhin auch andere attraktive Standorte für das Evolutioneum.“

Elbtower: Scharfe Kritik von der Linken

Scharfe Kritik an den aktuellen Plänen kam von der Linken. „Was für eine Posse. Statt Büros ein Museum - und schon ist der Senat geneigt, das Vermietungsproblem des Elbtowers für die Herren Kühnen und Becken zu lösen. Dass die Anmietung von Flächen durch die Stadt gegen den Grundstückskaufvertrag und den Bürgerschaftsbeschluss verstößt, scheint Herrn Tschentscher nicht zu interessieren. Die Hamburger*innen haben hoffentlich das Versprechen des Senats, keine öffentlichen Gelder für den Elbtower zu geben, nicht vergessen“, sagt Heike Sudmann, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft. 

Eine Anmietung für das Museum wäre dazu auch noch unwirtschaftlich: Bei den avisierten Mieten von mindestens 30 Euro pro Quadratmeter müssten für das Naturkundemuseum in den nächsten Jahrzehnten mehrere 100 Mio. Euro Miete gezahlt werden. Aus gutem Grund würden öffentliche Museen in öffentlichen Gebäuden untergebracht. Damit seien sie vor extremen Mietsteigerungen dauerhaft geschützt, so Sudmann weiter.