Hamburg. Das neue Wahrzeichen Hamburgs soll weitergebaut werden. So könnte die Nutzung des Hochhauses mit einem Ankermieter aussehen.
Aufbruchstimmung in Hamburg. Nachdem sich eine Lösung zum Weiterbau des Elbtowers abzeichnet, herrscht Optimismus für die Zukunft des Projekts am Rande der HafenCity. Am Freitag war der Einstieg des Immobilienunternehmers Dieter Becken in das Großprojekt bekannt geworden. Der Hamburger will den Bau gemeinsam mit einem Konsortium „vollenden“.
Bisher steht die Baustelle seit mehr als einem Jahr still, nachdem der Bauherr Signa in die Insolvenz gerutscht war. Das Hochhaus soll 245 Meter hoch werden und Büros, ein Hotel, Gastronomie, Sportflächen und eine Aussichtsplattform beherbergen. Aktuell ist der Wolkenkratzer erst rund 100 Meter hoch.
Immobilien Hamburg: Naturkundemuseum könnte Ankermieter im Elbtower werden
Über die Möglichkeit, dass der Elbtower zudem als Ankermieter das neue Naturkundemuseum beherbergen könnte, wird in der Hansestadt nun heiß diskutiert. Das Museum, das Evolutioneum heißen soll, wird vom Hamburger Senat geplant und würde dem Neubau einen solventen Mieter garantieren.
„Das Evolutioneum im Elbtower ist eine geniale Idee, die mich begeistert – und eine wunderbare Chance für beide Seiten“, freut sich Matthias Glaubrecht, Direktor des Centrums für Naturkunde an der Universität Hamburg, über die neue Option für das Museum, das 500.000 Besucher im Jahr anlocken soll. Auf diese Weise bekäme die geplante Ausstellung „eine Landmark-Architektur“, sagt Glaubrecht über die sich jetzt bietende Chance.
Elbtower in Hamburg: Museum im Hochhaus könnte Kosten sparen
Der Hamburger, der als wissenschaftlicher Projektleiter das Naturkundemuseum in der Hansestadt seit Längerem vorantreibt, argumentiert für den Standort im Hochhaus: „Ein bereits bestehendes Gebäude auf diese Weise öffentlich zugänglich zu machen, hat auch für uns große Vorteile – es ist nachhaltiger statt neu zu bauen und spart zudem hohe Kosten für die Hamburger“. Und es „verkürzt nicht zuletzt die Fertigstellung um Jahre“, ergänzte der Biologieprofessor.
Ende 2022 hatte es noch geheißen, das geplante neue Museum solle in der HafenCity auf Baufeld 51 entstehen, ein noch freies Grundstück zwischen der Überseeallee, der Shanghaiallee und der Hongkongstraße. Dann aber hatte sich herauskristallisiert, dass dieses Grundstück zu klein ist für den Neubau für Forschung, wissenschaftliche Sammlungen und eine Ausstellung.
Neue Attraktion in Hamburg: Naturkundemuseum könnte Gewinn für die Stadt werden
Hauke Heekeren, Präsident der Universität Hamburg, äußerte sich am Wochenende auch angesichts dieser zuletzt aufgetretenen Schwierigkeiten erfreut über die neuen Aussichten für das Museum: „Ich begrüße die Idee, das geplante Naturkundemuseum im Elbtower unterzubringen. Ein solches Museum wäre ein bedeutender Gewinn für Hamburg als Wissenschafts- und Kulturstandort“ ergänzte der Mediziner, der auch Sprecher der Landeshochschulkonferenz (LHK) ist. „Dieses Projekt hat das Potenzial, Hamburgs Attraktivität erheblich zu steigern und einen wertvollen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu leisten“, lobte Heekeren.
Die Möglichkeit, das Naturkundemuseum in den prominenten Neubau einziehen zu lassen, hatte bereits am Freitag für Diskussionen gesorgt. Dieter Becken selbst versicherte, Hamburg verdiene „nicht nur einen vollendeten Elbtower, sondern auch ein Naturkundemuseum von internationalem Format“. Er engagiere sich gemeinsam mit seinem Konsortium „leidenschaftlich für diese Vision“.
Projekt ist umstritten: Naturkundemuseum im Elbtower hat nicht nur Freunde in der Politik
Lob für das mögliche Projekt kam auch von Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne), die den Einzug der Ausstellung in die unteren Stockwerke des Elbtowers als eine Idee mit „großem Charme“ bezeichnete.
Heike Sudmann von der Fraktion Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft kritisierte die Überlegungen hingegen scharf. „Bei den avisierten Mieten von mindestens 30 Euro pro Quadratmeter müssten für das Naturkundemuseum in den nächsten Jahrzehnten mehrere 100 Millionen Euro Miete gezahlt werden“, sagte die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Partei. Aus gutem Grund würden öffentliche Museen in öffentlichen Gebäuden untergebracht. Damit seien sie vor extremen Mietsteigerungen dauerhaft geschützt.
Auch CDU-Spitzenkandidat Dennis Thering und FDP-Spitzenkandidatin Katarina Blume hatten die Pläne einer Ansiedlung des Museums im Elbtower zuvor bemängelt und auf wirtschaftliche Risiken und eine unattraktive Umgebung des Standorts verwiesen.
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Selbst Befürworter Glaubrecht verwies auf Herausforderungen für das Vorhaben: „Allerdings hängt es jetzt davon ab, mit dem neuen Bauherrn, den Architekten und Ausstellungsmachern die beste Lösung zu finden. Unser Konzept des Evolutioneums ist anspruchsvoll, als innovatives Ausstellungshaus komplex und es muss als solches zum und in den Elbtower passen.“