Hamburg. Berliner Kuratorin Kristin Feireiss erhält die Auszeichnung im Rathaus: „Architektur geht uns alle an und prägt unser Leben tagtäglich.“
Es ist eine der höchsten Auszeichnungen, die die Hansestadt vergibt. Der Fritz-Schumacher-Preis für Städtebau und Baukultur wird nur alle drei bis fünf Jahre verliehen, zuletzt 2019 an den langjährigen Oberbaudirektor Jörn Walter und 2016 an Bernhard Winking. 2024 geht der Preis nun an die Architektur-Kuratorin Kristin Feireiss aus Berlin.
Am Donnerstag haben die Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein und Oberbaudirektor Franz-Josef Höing die Auszeichnung des Senats überreicht, die an die überragende Bedeutung des ehemaligen Oberbaudirektors Fritz Schumacher (1869-1947) für Hamburgs Baukultur erinnert. Feireiss ist erst die zweite Frau, die geehrt wird – 1986 ging die Auszeichnung an Ingeborg und Friedrich Spengelin.
Preisverleihung in Hamburg: Architektin Feireiss zeigt sich „überwältigt“
„Ich bin überwältigt und es erfüllt mich mit Freude und Stolz, den Fritz-Schumacher-Preis, diese großartige Auszeichnung des Senats der Freien-und Hansestadt Hamburg, entgegenzunehmen“, sagte Feireiss in ihrer Dankesrede. Die 82-Jährige hatte Philosophie und Kunstgeschichte in Frankfurt studiert und zunächst als Journalistin gearbeitet. „In dieser Zeit ist mir bewusst geworden, dass Architektur, - eine unserer zentralen kulturellen Errungenschaften,- so gut wie gar nicht in den Medien vorkam, obwohl Architektur, die gebaute Umwelt, uns alle angeht und unser Leben tagtäglich prägt“, sagte sie nun in Hamburg.
Also gründete sie 1980 in ihrer Geburtsstadt mit dem Architekturforum Aedes die überhaupt erste Architekturgalerie, die seitdem mit zahlreichen Ausstellungen und Debatten zu Fragen der Architektur- und Stadtentwicklung von sich reden macht. 1983 kuratierte sie die Ausstellung „Architekturvisionen - Konzepte der 80er Jahre“ für die Kunsthalle Hamburg. Feireiss hat zudem zahlreiche Schriften zur Architektur und zu Architektur-Ausstellungen herausgegeben.
Fritz-Schumacher-Preis für Architektur geht an „unvergleichliche Botschafterin“
Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, lobte die Berlinerin für ihr Schaffen: „Ihr Credo lautet: Wir sind es, die das Universum Stadt ausmachen.“ Seit vierzig Jahren locke sie unermüdlich zur Auseinandersetzung mit unserer gebauten Umwelt. „Ihr Architekturforum Aedes bietet klug kuratierte Ausstellungen und anregende Debatten mit Persönlichkeiten aus aller Welt. Sie ist eine unvergleichliche Botschafterin der Baukultur.“
Oberbaudirektor Franz-Josef Höing lobte, die Berliner setze als Kuratorin und als Initiatorin eingreifender Debatten zur Architektur national wie international „Maßstäbe“: „Architektur ist für sie eine öffentliche Angelegenheit – diese Überzeugung vertritt Frau Feireiss auf ebenso kreative wie anregende Weise.“
Die Laudatio auf Kristin Feireiss hielt Kuratoriumsmitglied und Architekt Peter St. John aus London. Mit dem Fritz-Schumacher-Preis wurden auch zwei Nachwuchspreise verliehen: Diese gingen an Lea Hartmeyer von der TU Delft in Holland sowie an Thomas Lesch und Patrick Schneider von der Universität Stuttgart.
Hochkarätiges Kuratorium entscheidet über Preisträger für Architekturpreis
Die Entscheidungen fällte ein Kuratorium unter Vorsitz der Architektin Jórunn Ragnarsdóttir, deren Büro jüngst die preisgekrönte Grundschule am Baakenhafen entworfen hat. Zudem waren Franz-Josef Höing, die Architektin Katja-Annika Pahl, der Londoner Architekt Peter St. John, Architektenkammer-Präsidentin Karin Loosen, Anna Joss vom Denkmalschutzamtes sowie Tobias Goevert aus der Stadtentwicklungsbehörde Teil der Jury.
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Der Fritz-Schumacher-Preis wurde vor 75 Jahren durch den Hamburger Industriellen und Mäzen Alfred Toepfer ins Leben gerufen, um nach dem Krieg ein neues Bewusstsein für Bauqualität zu schaffen. Seit 2007 verleiht die Hansestadt die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung und ehrt Persönlichkeiten, die sich durch herausragende Leistungen auf internationaler Ebene sowie fachübergreifend auf den Gebieten des Städtebaus, der Architektur, des Ingenieurwesens und der Landschaftsplanung hervorgetan haben.