Hamburg. Hamburger Fähren sorgen in den vergangenen Monaten für negative Schlagzeilen. Nun hört der Hadag-Chef auf – völlig überraschend.
Am Ende dürfte der Druck zu groß gewesen sein. Nach massiven Fährausfällen bei der Hadag im Hamburger Hafen und deutlicher Kritik aus dem politischen Raum, trennt sich nun Hamburgs Fährbetrieb von seinem Chef. Tobias Haack, seit 2018 Chef der Hadag und der Tochter ATG ( Alster-Touristik GmbH) geht zum Ende des Monats, wie es in einer Mitteilung der Hamburger Hochbahn heißt, zu der die Hadag gehört. Haack wolle sich neuen beruflichen Herausforderungen stellen.
Fähre Hamburg: Massive Ausfälle – Hadag-Chef Tobias Haack geht von Bord
Tatsächlich ist die überraschende Trennung die logische Konsequenz aus den Geschehnissen der vergangenen Monate. Bereits im Mai beklagten Fahrgäste, darunter viele Berufspendler, dass die Hafenfähren immer unzuverlässiger fahren würden. Im Juni kam es an einigen Tagen zu mehr als 100 Fahrtausfällen. Zudem beklagten die wartenden Menschen an den Anlegern, mangelnde Informationen. So werden auf der HVV-App die regulären Fahrpläne angezeigt, Verspätungen und Ausfälle von Fähren hingegen nicht.
Die Unzuverlässigkeit der Hadag rief die Politik auf den Plan, zunächst auf Bezirksebene, dann die Landespolitik. Spätestens die Forderung, Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks müsse das Problem zur Chefsache machen, dürfte den Anfang vom Ende des Hadag-Chefs markiert haben. Haacks Vertrag wäre regulär bis Mitte 2026 gelaufen.
Mehr als 100 Schiffsfahrten am Tag fielen aus
Erst spät – Anfang Juli – begann er sich in einem großen Abendblatt-Gespräch für das Chaos im Fährbetrieb zu rechtfertigen. Haack beklagte einen hohen Mangel an Schiffsführern, die zum Teil aufgrund des wiederanziehenden Tourismus nach Corona von Hafenrundfahrtenanbietern regelrecht abgeworben würden. er stellte ein Recruitingprogramm vor, mit dem die Hadag frische Kräfte für ihre Fähren gewinnen soll. Und versprach Verbesserungen im Fahrgastinformationssystem.
Am Ende soll es differente Auffassungen darüber gegeben haben, wie man der Misere im operativen Geschäft am besten begegnet, erfuhr das Abendblatt. Die Trennung von Haack, der die Hadag seit fünf Jahren führt, war der dann folgende Schritt.
Die Aufsichtsratsvorsitzende und Finanzvorständin Merle Schmidt-Brunn lobt ihn. „Tobias Haack hat die Strategie der Dekarbonisierung der Flotte in beiden Unternehmen erarbeitet und auf den Weg gebracht. Das unter seiner Verantwortung entwickelte neue Hadag-Typschiff 2030 setzt neue Maßstäbe für den ÖPNV auf dem Wasser“, wird sie in der Erklärung zitiert.
Haack stand unter massiver Kritik. Jetzt geht der Hadag-Chef von Bord
Trotz der Probleme und der Kritik durch Politik und Fahrgäste, der sich Haack in den vergangenen Monaten wegen der Fährausfälle und mangelender Kommunikation ausgesetzt sah, zieht er selber eine positive Bilanz seiner Zeit als Hadag-Chef:
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„In den letzten fünf Jahren durfte ich nicht nur ein großartiges Team neu aufbauen. Gemeinsam haben wir die beiden Unternehmen in allen Bereichen digital neu aufgestellt, eine neue Corporate Identity entwickelt und viele Stürme zusammen durchgestanden.“ Jetzt sei es Zeit für ein neues Kapitel.
wer das schreibt ist noch nicht raus. Bis es zu einer kurzfristig zu erwartenden Entscheidung des Aufsichtsrates zu einer Nachfolgeregelung kommt, würden die Geschäfte der Hadag durch die Prokuristin Tanja Cohrt und den Prokuristen Martin Lobmeyer und die der ATG durch den Betriebsleiter Heiko Germer geführt. Auch das spricht dafür, dass die Trennung kurzfristig erfolgte und nicht von langer Hand geplant worden ist.