Hamburg. Hadag-Linien 62, 64 und 73 fast täglich gestört. Politik fordert neue Verbindung für Pendler aus Finkenwerder und Wilhelmsburg.
Viele Pendlerinnen und Pendler aus Wilhelmsburg und Finkenwerder sind genervt: Egal, ob sie zur Arbeit fahren, einen Arzt- oder Behördentermin auf der anderen Seite der Elbe wahrnehmen müssen – das Risiko, das Ziel nicht (rechtzeitig) zu erreichen, ist derzeit groß. Denn der Fährbetrieb der von der Hadag betriebenen HVV-Hafenfähren in Hamburg läuft derzeit nur sehr unzuverlässig.
Jeden Tag fällt eine Vielzahl von fahrplanmäßigen Verbindungen auf den nachfragestarken Linien 62, 64 und 73 nach Finkenwerder und Wilhelmsburg „betriebsbedingt“ aus. Oft werden die Gründe nicht näher benannt.
HVV: Hamburger Hafenfähren fallen ständig aus
Nun nimmt sich die Politik des Themas an: Auf Antrag der Fraktionen von SPD, CDU und FDP wird sich nun auch die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte mit den Ausfällen beschäftigen, die auch Touristen auf der Linie entlang vieler Sehenswürdigkeiten betreffen.
Die Koalition im Bezirk Mitte fordert die Hadag und insbesondere auch die zuständige Verkehrsbehörde auf, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um kurzfristig einen stabilen Fährbetrieb auf den Linien nach Finkenwerder und Wilhelmsburg zu gewährleisten.
Fährausfälle im Hafen: Mobilitätswende gelingt so nicht
„Unter der aktuellen Situation leiden besonders die Bewohnerinnen und Bewohner von Finkenwerder, für die die Linie 62 das Herzstück des öffentlichen Nahverkehrs ist. Eine Verbesserung der Sachlage ist aber nicht in Sicht. Daher muss Verkehrssenator Dr. Tjarks die Angelegenheit nun zur Chefsache machen“, sagt David Dworzynski, mobilitätspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
„Die Mobilitätswende, die aktuell durch das 49-Euro-Ticket unterstützt werden soll, kann nur dann gelingen, wenn die Bürgerinnen und Bürger ein zuverlässiges Angebot im öffentlichen Nahverkehr erhalten. Das ist bei den Hadag-Fähren aktuell überhaupt nicht der Fall“, ergänzt der SPD-Politiker.
Zu den Vorwürfen äußert sich die Hadag: „Grundsätzlich ist für die Hadag jeder einzelne Ausfall ärgerlich, gleichzeitig können wir keine übermäßige Häufung feststellen“, sagte Hadag-Vorstand Tobias Haack. Klar sei aber auch: Eine ausgefallene Fähre sei für Fahrgäste in der Wahrnehmung deutlich stärker als es bei U-Bahnen oder Bussen der Fall ist.
Hadag: Ausfälle auch durch Wasserstand der Elbe
„Betriebsbedingte Fahrtausfälle haben unterschiedliche Ursachen“, sagt Haack. „In Teilen liegen diese außerhalb unseres Einflussbereiches, so können wir etwa bei Niedrigwasser mit der HBEL nicht bis nach Cranz fahren“, so Haack zur Blankenese-Linie. „Nur selten ergeben sie sich durch technische Störungen oder Personalausfälle, etwa durch Krankheit. Selbstverständlich versucht die Hadag, jeden Ausfall zu kompensieren, dies gelingt aber nicht immer.“
Die Fraktionen der SPD, CDU und FDP monieren zudem die schlechte Kommunikationspolitik im Hinblick auf die Ausfälle. Kritisiert wird, dass Informationen zu Ausfällen einzelner Verbindungen nur spärlich gegeben werden. Zum Hintergrund: Die Hadag informiert meist nur über das soziale Netzwerk „Twitter“ und erreicht viele Fahrgäste damit gar nicht.
Ausfälle der Fähren in Hamburg schlecht kommuniziert
In der HVV-App würden gestrichene Fahrten auch nicht als solche gekennzeichnet; nur über den Reiter „Meldungen“ zu einzelnen Linien bekommen Passagiere – wenn überhaupt – die Information, welche Fahrten ausfallen. An den Fähranlegern selbst erfolge keine Information an die Fahrgäste.
„Die Fahrgastinformation in der aktuellen Situation muss umgehend verbessert werden. Die Fahrgäste müssen jeden Tag aufs Neue schauen, welche Fahrten ausfallen und wo sie die Informationen zu den ausfallenden Fahrten herbekommen. Die Hadag muss dafür sorgen, dass auch direkt auf den Anlegern – etwa über Personal der Hochbahn-Wache – über Ausfälle informiert wird“, sagt Fabian Haase, Sprecher der CDU im Regionalausschuss Finkenwerder.
HVV-App informiert nur unzureichend über die Ausfälle
Timo Fischer, Fraktionsvorsitzender der FDP, ergänzt: „Ausfälle können passieren, aber dann ist gute Kommunikation entscheidend. Zeitweise ist die HVV-App für Nutzerinnen und Nutzer der Fähre so informativ wie ein ausgedruckter Fahrplan – nur weniger übersichtlich.“ Über Verspätungen und Ausfälle müsse transparent und schnell informiert werden, sowohl in der App als auch an den Haltestellen.
Dazu Hadag-Vorstand Haack: „Wir haben unsere Fahrgastinformation in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut und modernisiert.“ Die Twitter-Infos des Hadag-Kanals seien für alle Nutzerinnen und Nutzer mit Internetzugang oder Smartphone nutzbar – auch ohne Account.
„Dennoch arbeitet die Hadag daran, ihre Fahrgastinfos weiter zu verbessern“, betont Haack. Dazu gehöre auch das Projekt „Dynamisches Echtzeit-Informationssystem für den Hafen“, das eine Einbindung von Echtzeitinformationen in die HVV-App sowie die Ausstattung der Haltestellen mit modernen Fahrgastinformationssystemen ab Anfang des kommenden Jahres vorsehe.
Busverbindung zwischen Finkenwerder und der Haltestelle Elbbrücken gefordert
Die drei Fraktionen fordern in ihrem Antrag zudem eine neue, zusätzliche Anbindung von Finkenwerder. Nach ihrem Willen solle Finkenwerder per Bus durch den Hafen mit dem Bahnhof Elbbrücken verbunden werden, bei dem Anschluss an die U4 sowie die S3 und die S31 besteht.
„Erneut fordern wir die Verkehrsbehörde auf, zur Verbesserung der Anbindung des Stadtteils Finkenwerder an die Innenstadt, die Einrichtung einer regelmäßigen Busverbindung zwischen Finkenwerder und der Haltestelle Elbbrücken zu prüfen“, sagt Dworzynski.
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HVV: Finkenwerder soll besser angebunden werden
Zwischenzeitlich habe die Hochbahn bereits Erfahrung mit einer solchen Verbindung gesammelt, da die Linie 150 in der jüngeren Vergangenheit bei Sperrungen des Elbtunnels regelmäßig zu den Elbbrücken umgeleitet wurde.
„Die Verstetigung dieses Angebots würde die Anbindung des Stadtteils an den öffentlichen Nahverkehr, gerade mit Blick auf die Situation bei der Hadag, weiter verbessern“, wirbt der SPD-Politiker für dieses Projekt.