Hamburg. Keine S 31 mehr, aus der S 21 wird die S 2 – fast. Was S-Bahn-Fahrgäste in Hamburg wissen müssen, wer besonders profitiert.

  • Die S-Bahn Hamburg hat drei ihrer Linien für den Winterfahrplan gestrichen
  • Die S11, die S21 und die S31 fallen weg, die Strecken bleiben aber bestehen
  • Die S2 wird zu einer neuen Hauptlinie ausgeweitet

Für die S-Bahn Hamburg hat sieben Monate vor dem Beginn des Winterfahrplans am 10. Dezember 2023 bereits der „Countdown“ begonnen: In einer groß angelegten Info-Offensive auf Social Media erklärt die Tochter der Deutschen Bahn, welche S-Bahn-Linien in Hamburg wegfallen, welche hinzukommen, auf welchen Strecken es neue Umstiege gibt, auf welchen nur noch lange Züge.

Da vor allem wegen des 49-Euro-Tickets und der Strecken nach Schleswig-Holstein und Niedersachsen Hunderttausende Reisende betroffen sind, reichen die Änderungen weit über Hamburg und die neuralgischen Punkte am Hauptbahnhof und Altona hinaus.

Das Wichtigste an den Änderungen: Die zweistelligen Liniennummern fallen weg, die Strecken aber nicht. Keine S 11 mehr, keine S 21, keine S 31. Doch was kaum jemand beachtete, ist, dass diese Linien ja alle über die sogenannte „Dammtor-Route“ führen, also die Streckenführung der Hamburger Verbindungsbahn. Was ist nun mit den Fahrgästen, die sich an diese Linienführung gewöhnt haben? Einige müssen sich umstellen. Doch andere profitieren, wie ein Bahnsprecher dem Abendblatt sagte.

S-Bahn Hamburg: Aus S 21 wird S 2 – das hat für andere Linien Folgen

Das hat quasi im gesamten Netz der S-Bahn Hamburg Umwälzungen zur Folge, die langjährige Kunden verdutzt zurücklassen. Der Sinn dahinter erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Denn die Umstellung zum Winterfahrplan 2023 ist bereits der Fingerzeig auf Linien und Halte, die erst noch gebaut werden. Das Abendblatt fasst die wichtigsten Neuerungen zusammen.

  • Die S 1 bleibt die S 1, grün und von Wedel oder Blankenese bis nach Poppenbüttel oder zum Flughafen. Allerdings: In der Hauptverkehrszeit fährt sie im Fünfminutentakt, sodass die bisherige S 11 in Teilen ersetzt wird.
  • Die S 2 (bislang zeitweilig von Altona durch den City-Tunnel bis Bergedorf) wird eine neue Hauptlinie. Sie löst auch in Teilen die S 21 ab, deren Name verschwindet. Die S 2 rollt künftig von Altona über Bergedorf bis Aumühle – aber nun auf der Dammtor-Route und nicht vorbei an Reeperbahn und Landungsbrücken. Wer umgekehrt also von Bergedorf an den Hafen oder auf den Kiez möchte, muss zum Beispiel am Hauptbahnhof umsteigen. Wichtig: Auch hier Fünfminutentakt zu den Stoßzeiten.
  • Die S 3 verkehrt ab Dezember von Neugraben nach Pinneberg wie gewohnt durch den City-Tunnel. Hier sollen künftig nur noch Langzüge fahren, die 1500 Fahrgäste befördern können. Davon verspricht sich die S-Bahn mehr Stabilität und weniger Gedränge beim „Sprung über die Elbe“. Denn auch das Zügekoppeln in Neugraben entfällt. Und was machen die Fahrgäste aus Stade Richtung Hamburg? Siehe S 5!
  • Die S 4 wird noch gebaut. Sie soll in Zukunft (ab 2027?) von Altona durch den City-Tunnel zum Hauptbahnhof, nach Wandsbek, Ahrensburg und Bad Oldesloe führen.
  • Die S 5 führt ab Dezember von Stade über Harburg und Hauptbahnhof sowie Dammtor bis zur Elbgaustraße. Und perspektivisch soll ihre Strecke von der Elbgaustraße weiter nach Kaltenkirchen verlaufen. Umgekehrt können dann Schleswig-Holsteiner aus Richtung Kaltenkirchen auf diesem Weg direkt Richtung Hauptbahnhof oder Altes Land fahren.
  • Die S 6 ist ebenfalls noch im Planungsstadium. Sie soll von Neugraben wie die S 5 über Hauptbahnhof und Dammtor zur Elbgaustraße führen. Damit wären der Süden Hamburgs und seine S-3-leidgeplagten Fahrgäste entlastet. Denn rechnerisch käme dann alle gut drei Minuten eine S-Bahn von Harburg in die City. Vor allem für die geplanten Neubaugebiete auch in Wilhelmsburg wäre das eine Verbesserung.
  • Die S 21 verschwindet als Name (siehe S 2).

S-Bahn Hamburg: Neue Linien, neue Strecken ab Dezember 2023

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Eine Verschlechterung durch den Wegfall der S 21 befürchten manche Bergedorfer. Denn sie müssen nun am Hauptbahnhof umsteigen, wie eine Anhörung in der Bezirksversammlung zeigte. Allerdings, so ein Bahnsprecher, entfalle eine hohe Zahl an „kreuzenden“ S-Bahnen, sodass in der Summe die S-Bahn schon zum Dezember stabiler werde.

Auch in Altona müssten demnächst nicht mehr so viele Bahnen „wenden“. Die vor Jahren eingeführte „schnelle Eingreiftruppe“ habe dazu geführt, dass Störungen rascher behoben werden können. Die Pünktlichkeit der S-Bahn Hamburg liege bei 96 Prozent, zwei Prozentpunkte über dem Zielwert von 94. Diese zwei Prozentpunkte bedeuteten „Welten“.

Tatsächlich beurteilt auch der Fahrgastverband Pro Bahn die neue verschlankte Linienführung der S-Bahn Hamburg positiv. Mit Blick auf die bestehende Infrastruktur sei vermutlich das Bestmögliche herausgeholt worden. Jedoch müsse die Bahn generell bei den Stellwerken und der Stromversorgung besser werden, damit solche Unfälle wie der brennende Lkw unter der Haltestelle Elbbrücken nicht so gravierende Folgen hätten – wie Streckensperrungen und tagelange Pendel- und Busersatzverkehre. Matthias Bölckow, Regionalvorsitzender von Pro Bahn, sagte dem Abendblatt: „Für den Hamburger klingt der Wegfall der S 21 und S 31 ungewöhnlich, für den Rest der Welt wird es einfacher.“