Hamburg. Ein Projekt mit Hindernissen: Bauplan wurde schon 2018 vorgestellt – dann kamen Corona und Planungsprobleme. Die Hintergründe.
Um das neue Blankeneser Markthaus wurde jahrelang gerungen, zeitweise schien das Projekt, durch Probleme und Querelen belastet, ganz auf der Kippe zu stehen. Entsprechend groß war die Erleichterung, als das neue Gebäude am Dienstagnachmittag endlich eingeweiht wurde. Über die Fertigstellung sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) vor Ort: „Angesichts der schwierigen bauwirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist das in diesen Zeiten keine Selbstverständlichkeit und eine gute Nachricht für den Bezirk Altona und die Bürgerinnen und Bürger in Blankenese.“
Es werde helfen, lokales Einkaufen noch attraktiver zu machen. Und Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) ergänzte: „Jetzt ist der Marktplatz endlich das, was er schon immer sein sollte: eine Fläche für Wochenmärkte mit viel Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrende.“ Der Neubau des Markthauses werde eine „neue Aufenthaltsqualität unterstützen“.
Blankeneser Markthaus: Erste Gespräche über Umbau schon um 2009
Der Weg dorthin war steinig, wie der Rückblick zeigt. Die langjährigen Streitereien um die Neugestaltung des Blankeneser Marktplatzes sind mittlerweile legendärer Teil der Stadtteilgeschichte. Offiziell hatten die Verhandlungen über den kompletten Umbau im Jahr 2014 begonnen, Insider sprechen davon, dass es erste Gespräche dazu sogar schon 2009 gegeben hatte.
Dass es dabei auch um ein neues Markthaus ging, trat angesichts der Auseinandersetzungen um wegfallende Parkplätze, Bodenbelag und Gesamtanmutung zeitweise fast in den Hintergrund.
Markthaus sollte modernen Akzent setzen
Dabei schien im November 2018 eigentlich alles klar zu sein: Der Siegerentwurf des Architekturbüros „BUB architekten“ wurde nach einem groß angelegten Wettbewerb der Öffentlichkeit präsentiert.
Viel Glas, helle Farben und einige markante Zacken – das neue Markthaus sollte ein Hingucker werden – und ein Stück Modernität auf den Platz bringen. Die Jury bescheinigte dem Entwurf „hanseatisch zurückhaltende Eleganz sowie die feinsinnige Komposition des Baukörpers“, auch füge er sich „ausgezeichnet“ in seine Umgebung ein.
Bau verzögerte sich immer weiter
Das sahen und sehen einige in Blankenese zwar anders, aber sei’s drum: Immerhin konnte man sich das neue Haus 2018 schon mal vorstellen. Danach geschah dann aber ziemlich lange so gut wie gar nichts – jedenfalls nichts Sichtbares.
Im Sommer 2020 wurde bekannt gegeben, dass sich der Umbau des Platzes (die Pläne dafür waren im Frühjahr 2019 vorgestellt worden) erheblich verzögern werde und erst im Jahr 2021 begonnen werden könne. Die Kosten für das gesamte Paket – Platz mit Haus – wurden damals noch mit 1,5 Millionen Euro veranschlagt, rund 300.000 Euro sollte das Haus kosten.
Projekt stand zwischenzeitlich auf der Kippe
Im Herbst 2020 war nur noch von einem Baubeginn für das Markthaus „frühestens“ 2021 die Rede. Als Gründe wurden Umplanungen genannt, zum Beispiel bei der Zahl der Toiletten. Im Mai 2021 erhielten die Mitgliedern des bezirklichen Verkehrsausschusses dann Infos über eine erneute Verzögerung – schlimmer noch: Es gab interne Schreiben, wobei der Haus-Neubau wieder ganz auf der Kippe stand. Mittlerweile hatte die Corona-Krise auch dieses Projekt erreicht und sowohl Zeit- als auch Finanzierungsplan durcheinandergewirbelt.
Im Herbst 2021 wurde schließlich bekannt gegeben, dass auf Antrag des Bezirksamts von der Stadt 628.500 Euro für den Neubau des Markthauses bereitgestellt würden. Der Zeitplan – Abriss des alten und Neubau des neuen Hauses im Jahr 2022 mit Eröffnung in der Weihnachtszeit – wurde dann auch weitgehend eingehalten, wie sich am Dienstag zeigte.
Blankeneser Markthaus: Gesamtkosten erhöhten sich drastisch
Ach ja: Die Gesamtkosten für den Neubau des Hauses alleine wurden schließlich mit rund 1,2 Millionen Euro angegeben. Neben dem Zuschuss aus dem städtischen Quartiersfonds übernahm das Bezirksamt 80.000 Euro, den Rest trug die Sprinkenhof GmbH, in deren Auftrag das Haus gebaut wurde. Die Finanzspritze für den Bau stand maßgeblich in direktem Zusammenhang mit den schwächelnden Geschäften in diversen Hamburger Subzentren aufgrund von Corona.
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Für die CDU-Politikerin Anke Frieling ist die massive Kostensteigerung für das 123 Quadratmeter große Haus nicht nachvollziehbar. Der Senat begründet das unter anderem mit Planungsänderungen, außerdem habe es Kostensteigerungen insbesondere wegen coronabedingter Baupreissteigerungen gegeben, vor allem beim Holz. „Für mich ist die Kostenexplosion nicht nachvollziehbar“, so Frieling. „Ich freue mich sehr, dass mit dem Markthaus ein neuer Treffpunkt entstanden ist“, so die Politikerin, „noch schöner wäre, wenn es zu vertretbaren Kosten gebaut worden wäre.“