Hamburg . Jury entscheidet sich einstimmig für Entwurf. Baubeginn soll 2020 sein. IG kündigt „kritische Begleitung“ an.

Viel Glas, helle Farben und einige markante Zacken: Blankeneses neues Markthäuschen wird deutlich moderner als das alte – und auch extravaganter, als es mancher Blankeneser erwartet haben wird. Die Entscheidung der Jury am Dienstag fiel einstimmig:

Unter dem Vorsitz des Hamburger Architekten Moritz Schneider entschied sich die Jury für den Entwurf des Hamburger Architekturbüros „BUB architekten“. Fünf Entwürfe hatten zur Auswahl gestanden, der Beitrag des Büros „Renner Hainke Wirth Zirn Architekten“ kam auf den zweiten Platz. Nach Angaben des Bezirksamts Hamburg Altona werde der nun prämierte Entwurf weiterentwickelt, um dann 2020 realisiert zu werden.

Juryvorsitzender spricht von „hanseatischer Eleganz“

„Dem Gewinnerentwurf gelingt es, auf dem vorgegebenen Grundstück, auf sehr kompakte Weise, das geforderte Raumprogramm effizient und klug umzusetzen.“, heißt es in einer Mitteilung des Bezirksamts. „Städtebaulich wie auch architektonisch-gestalterisch fügt sich das Gebäude ausgezeichnet in seine Umgebung ein und verspricht eine hochwertige, dauerhaft attraktive und technisch widerstandsfähige Architektur.“ Und der Juryvorsitzende Moritz Schneider kommentiert: „Der Siegerentwurf hat das Preisgericht durch seine hanseatisch zurückhaltende Eleganz sowie die feinsinnige Komposition des Baukörpers überzeugt.“

Wird es im Gebäude zu heiß?

Kritik kommt dagegen von der Interessengemeinschaft (IG) Marktplatz Blankenese. „Das ist ein sehr gelungener Entwurf, aber für den falschen Platz“, kommentiert Monika Lühmann im Namen der IG. Laut Lühmann dominiere das neue Gebäude den Platz und seine Umgebung zu stark, es lenke auch zu sehr vom Blick auf die Kirche ab. „Den Blankenesern wird immer vorgeworfen, dass sie snobistisch seien, dabei trifft das Gegenteil zu“, so Lühmann. „Entsprechend wird den meisten Blankenesern dieser extravagante Entwurf nicht gefallen.“ Auch sei die in Richtung Süden ausgerichtete Fensterfront zu groß, sodass es im Sommer in dem Gebäude voraussichtlich viel zu heiß werde. Immerhin lobt Lühmann die Raumaufteilung als „hervorragend“, auch müsse die Mühe der Architekten anerkannt werden.

Zum Hintergrund: Über einen Neubau des Hauses war schon jahrelang diskutiert worden. Der kleine Flachbau, in dem sich seit Jahrzehnten das Büro des Blankeneser Bürgervereins und das Marktbüro befinden, galt schon lange als nicht mehr zeitgemäß.

Um eine möglichst einvernehm­liche Lösung über die Neugestaltung zu finden, hatte die Sprinkenhof GmbH gemeinsam mit dem Bezirksamt Altona, dem Arbeitskreis Ortskern Blankenese, der Interessengemeinschaft Blankeneser Markt sowie der Blankenese Interessen-Gemeinschaft e. V. fünf Hamburger Architekturbüros eingeladen, Entwürfe für das Gebäude zu erarbeiten. Die Jury aus Architekten, Politikern, Bürgern und Mitarbeitern der Verwaltung wählte dann in nicht-öffentlicher Sitzung den Siegerentwurf aus. Das neue Haus soll etwas größer sein als das alte, weil zusätzliche Raumkapazitäten geschaffen werden müssen. Unter anderem soll es, wie berichtet, einen Gemeinschaftsraum für Blankeneser Organisationen und Vereine geben.

Quartiersmanagement ist mit dem Entwurf zufrieden

„Wir freuen uns sehr, dass das desolate Markthaus vom Eigentümer durch einen attraktiven Neubau ersetzt wird“, sagte Ina Würdemann vom Quartiersmanagement Blankenese kurz nach der Entscheidung. „Im Rahmen des Architektur-Wettbewerbs waren inspirierende Entwürfe entstanden und die Wünsche und Vorstellungen vieler Blankeneser und der zukünftigen Nutzer haben Berücksichtigung gefunden. Speziell der Gemeinschaftsraum für Blankenese wird das Ortszentrum enorm bereichern.“

Vor der Juryentscheidung hatten am vergangenen Montag alle interessierten Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich die Arbeiten der teilnehmenden Architekturbüros im Gemeindehaus im Rahmen einer öffentlichen Ausstellung anzusehen und zu den einzelnen Arbeiten schriftliche Kommentare abzugeben. Die Ergebnisse waren vor Ort eingesammelt und der Jury vor der endgültigen Entscheidung übergeben worden. „Das Wettbewerbsverfahren, das der Öffentlichkeit die Möglichkeit gegeben hat die Entwürfe vor dem Preisgericht einzusehen und zu kommentieren, war für die Entscheidungsfindung angemessen und hilfreich“, befindet der Juryvorsitzende Moritz Schneider rückblickend.

Auch das bewertet Monika Lühmann anders: „Eine grundlegende Information über die einzelnen Entwürfe war im Gemeindehaus aus Platzmangel und wegen fehlender oder unleserlicher Detailbeschreibungen nicht möglich. So sind viele Leute frustriert wieder gegangen“, so Lühmann. Die Veranstaltung war eine Farce, eine Zumutung und geradezu eine Beleidigung für die Blankeneser.“ Lühmann, deren Initiative im vergangenen Jahr ein Bürgerbegehren gegen die damalige Planung für die Marktplatz-Neugestaltung anschob und nach Verhandlungen später zurückzog, kündigte an, die weitere Planung „kritisch zu begleiten“.