Hamburg. Jan B. hat sechsmal Filialen der Biomarktkette in Hamburg überfallen. Im Prozess wandte er sich direkt an die Chefin.
Er hat gestanden, mehrere Läden einer Biomarktkette überfallen und Geld aus den Kassen geraubt zu haben. Jetzt hat im Prozess gegen den Angeklagten Jan B. die Verteidigerin des 44-Jährigen ihr Plädoyer gehalten. Demnach solle der Hamburger eine möglichst milde Strafe bekommen, sagte die Anwältin – ohne eine konkrete Zahl zu nennen. Die Staatsanwaltschaft hatte fünf Jahre und neun Monate Haft für Jan B. beantragt.
Die Überfallserie auf die Biomarktkette Tjaden’s hatte am 24. August vergangenen Jahres begonnen. Fünfmal suchte der Täter allein die Filiale in Eimsbüttel auf, ein weiteres Mal ein Geschäft in Eppendorf. Zur letzten Tat kam es am 6. Mai dieses Jahres.
Tjaden’s-Räuber tun Überfälle „aufrichtig leid“
Auf die Spur des Verdächtigen waren die Ermittler gekommen, nachdem sie unter anderem einzelne Filialen überwacht hatten. Im Juni kam Jan B. in Untersuchungshaft. Bei ihm wurde unter anderem eine Softairpistole sichergestellt, wie sie der Täter wohl bei allen Überfällen bei sich gehabt hatte. Außerdem gab es DNA-Spuren sowie Hinweise aus der Auswertung des Handys des Verdächtigen, die auf Jan B. als Täter hinwiesen.
Im Prozess hatte der Angeklagte die Raubserie pauschal gestanden. „Ich sitze hier richtig. Ich bin der Täter“, hatte der 44-Jährige am ersten Verhandlungstag gesagt. Bei den Taten hatte er sich jeweils mit einer Latexmaske getarnt, die das Gesicht eines alten Mannes zeigte.
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Sein Motiv für die Raubüberfälle: Er sei von Albanern über lange Zeit erpresst worden und habe unter solchem Druck gestanden, dass er keine andere Möglichkeit gesehen habe, um irgendwie zu Geld zu kommen. Die Verteidigerin sprach in ihrem Plädoyer von einem „verzweifelten Handeln“ eines Mannes, der sich nicht anders zu helfen gewusst habe.
In seinem letzten Wort entschuldigte sich der Angeklagte bei der Chefin der Biomarktkette und deren Mitarbeitern. Er habe ihnen „Sorgen und Ängste“ zugefügt, was ihm „aufrichtig leid“ tue.
Ein Urteil wird am Donnerstag verkündet.