Hamburg. Der Angeklagte soll für insgesamt sieben Raubüberfälle verantwortlich sein. Bei seiner Festnahme war er bewaffnet – und betrunken.

  • Biomarkt-Räuber überfiel mehrfach Tjaden's-Filiale in Eimsbüttel
  • Polizei nahm Biomarkt-Räuber im Juni 2022 fest
  • Tjaden's-Räuber wegen Raubes in sechs Fällen vor Gericht

Dieser Serientäter hielt die Polizei Hamburg monatelang in Atem. Immer wieder überfiel ein zunächst Unbekannter Filialen der Bio-Supermarktkette Tjaden's, immer kam er in den Abendstunden, wenn die Kasse gut gefüllt war. Zunächst schlug er ab August 2021 wiederholt in immer derselben Tjaden's-Filiale an der Fruchtallee in Eimsbüttel zu. Er betrat, mit einer Latex-Maske über dem Kopf und einer Soft-Air-Waffe in der Hand, den Laden und verlangte Geld von den Kassierern.

Prozess Hamburg: Biomarkt-Räuber erbeutete 4125 Euro

Bei seiner letzten Tat Anfang Mai 2022 wechselte er die Filiale und überfiel Tjaden's in der Martinstraße in Eppendorf, dort. Dort erbeutete er 800 Euro aus der Kasse. Die zusätzliche Polizeipräsenz im Umfeld des Eimsbüttler Biomarktes könnte ihm aufgefallen und ihn zum Tatortwechsel bewogen haben. Trotz Sofortfahndungen mit zahlreichen Peterwagenbesatzungen und dem Einsatz des Polizeihubschraubers „Libelle“ konnte der Mann zunächst nicht gefasst werden. Das gelang erst im Juni 2022, als er Fahndern des Mobilen Einsatzkommandos auffiel – offenbar gerade, als er einen weiteren Überfall begehen wollte. Er war betrunken. Ein Atemalkoholtest ergab 2,3 Promille.

Von Donnerstag an muss sich der 44-Jährige nun wegen Raubes in sechs Fällen – fünf davon besonders schwer – sowie versuchte räuberische Erpressung vor einer Großen Strafkammer des Landgerichts Hamburg verantworten. Insgesamt soll der Angeklagte 4125 Euro erbeutet haben – eigentlich eine überschaubare Summe für die Vielzahl der Überfälle. Vorgeworfen wird ihm auch ein versuchter Raub am 28. August 2021 in der Filiale eines Pizzadienstes in der Borsteler Chaussee, der aber von einem Zeugen verhindert wurde.

Streit um späten Haftbefehl gegen Biomarkt-Räuber

Für politische Aufregung hatte der Fall gesorgt, weil die Staatsanwaltschaft nach der Festnahme des Mannes zunächst keinen Haftbefehl beantragt hatte – trotz der Schwere der Vorwürfe. Er kam wieder auf freien Fuß, obwohl er bei seiner Festnahme die auffällige Latex-Maske dabei gehabt hatte.

Polizeigewerkschaften und die oppositionelle CDU zeigten sich empört. Thomas Junger, Landeschef der der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) spricht von einem „fatalen Signal“. Kurz darauf wurde dann doch Haftbefehl beantragt – und der Mann kam in Untersuchungshaft.