Hamburg. Stadt plant endgültige Grundstücksübergabe an Investor Signa: Voraussetzung ist jedoch, dass der volle Kaufpreis überwiesen wird.
Der Elbtower soll ein Bauwerk der Superlative werden. Am östlichen Ende der HafenCity ist der rund 245 Meter hohe Wolkenkratzer geplant. Die Baugrube lässt der Investor Signa Prime Selection bereits seit geraumer Zeit ausheben und die Bodenplatte für das Gebäude soll bis Mitte Dezember fertiggestellt sein.
Doch bislang stand noch der letzte Meilenstein für das geplante XXL-Hochhaus mit 64. Etagen, das Ende 2025 bezugsfertig sein soll, aus: Die endgültige Übertragung des Filetgrundstücks an den Elbbrücken durch die Stadt an den Investor. Bereits Ende September hatte die Signa als eine der letzten Hürden den Finanzierungsnachweis für das Fremd- und Eigenkapital und den Vorvermietungsnachweis von 30 Prozent für die insgesamt rund 77.000 Quadratmeter Bürofläche bei der zuständigen HafenCity Hamburg GmbH eingereicht. Die hatte jetzt bis zum 30. November Zeit, um die Unterlagen zu prüfen.
Elbtower: 122 Millionen kostet das Grundstück
Am Dienstagabend war HafenCity Hamburg-Chef Andreas Kleinau zu Gast im Haushaltsausschuss der Bürgerschaft und informierte nach Abendblatt-Informationen die Abgeordneten – teilweise im nicht öffentlichen Teil – darüber, das die Übergabe der Fläche an die Signa erfolgen kann.
Nun muss nur noch die zweite Kaufpreisrate in Höhe von 87 Millionen Euro für das Grundstück, welches 122 Millionen Euro kostet, vom Bauherrn an die Stadt bezahlt werden. Ein Signa-Sprecher kündigte gegenüber dem Abendblatt an. "Die zweite Rate für das Grundstück an den Elbbrücken wird, wie vertraglich vorgesehen, ein Jahr nach in Kraft treten des Bebauungsplans, frist- und vertragsgerecht überwiesen." Das wäre dann bis zum 23. Dezember diesen Jahres.
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„Wir freuen uns sehr, dass mit dem erfolgreichen Nachweis der weiteren Übergabevoraussetzungen für den Grundstücksübergang, das nächste Etappenziel bei der Errichtung des Elbtowers erreicht ist", sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) am Mittwoch. "Sobald die Käuferin die letzte Kaufpreisrate wie vereinbart bis Ende des Jahres gezahlt hat, geht das Grundstück über und der Bau kann beginnen.“
René Benko: Umstrittener Unternehmer
Das gesamte Investitionsvolumen für den Wolkenkratzer, der vom englischen Stararchitekten David Chipperfield entworfen wurde, liegt laut Signa bei etwa 950 Millionen Euro. Ursprünglich war von 770 Millionen Euro die Rede (wir berichteten). Die gestiegenen Kosten sind dem Vernehmen nach unter anderem darauf zurückzuführen, das die ursprünglich geplante Bruttogeschossfläche von 142.000 Quadratmetern inzwischen auf 160.000 Quadratmeter erweitert wurde.
Die Signa Prime Selection gehört zum Firmengeflecht des umtriebigen österreichischen Unternehmers René Benko, gegen den in seiner Heimat seit Monaten wegen Korruptionsverdachts ermittelt wird.
Schreiber (SPD): „Schlimme Folgen für Hamburg“
Ein düsteres Bild malt der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Markus Schreiber: "Es war zu erwarten, dass die Stadt aus rechtlichen Gründen grünes Licht gibt und das Grundstück an die Signa übertragen wird. Ich denke, dass diese Entscheidung schlimme Folgen für Hamburg haben kann. Vor dem Hintergrund der Anschuldigungen gegen René Benko bleibt die Frage, ob die Signa tatsächlich in der Lage sein wird, langfristig dieses Mega-Projekt umzusetzen. Wenn nicht, dann wird hier eine Ruine stehen und das wäre ein Desaster für Hamburg.“
Für Heike Sudmann, Vizefraktionsvorsitzende der Linken, steht fest. „Wenn der Senat über die HafenCity Hamburg GmbH jetzt grünes Licht für den Elbtower gibt, geht damit ein weiteres unrühmliches Kapitel des Elbtowers zu Ende. Olaf Scholz (SPD) (Anm. d. Red. Ex-Bürgermeister von Hamburg und aktuell Bundeskanzler) wollte dieses Hochhaus unbedingt haben. Dafür scheuten weder Olaf Scholz noch SPD und Grüne, Verträge mit einem windigen Investor, der erneut unter Korruptionsverdacht steht, zu machen.“
Der CDU-Finanzexperte Thilo Kleibauer sagte dem Abendblatt. "Der Elbtower und die hohe Abhängigkeit von Signa bei mehreren Bauprojekten in der Stadt sind ein großes Risiko für Hamburg, insbesondere im aktuellen Marktumfeld. Auch nach der Übergabe des Grundstücks durch den Senat bleiben viele Fragen dazu weiter offen.“
Diese Unternehmen gehören zu den Mietern des Elbtowers
In das Gebäude soll neben Büros auch ein Nobu Hotel mit Gastronomie und rund 200 Zimmern einziehen. Die Nobu Hospitality Gruppe, an der auch Oscarpreisträger Robert de Niro beteiligt ist, wird auch die öffentliche Aussichtsplattform mit Bar in der 55. Etage betreiben.
Zu den Mietern der Büroflächen im Elbtower gehören bislang die Hamburg Commercial Bank, die vom Gerhart-Hauptmann-Platz in der Innenstadt in die HafenCity zieht, und der Versicherungsmakler AON. Auch Eterno Health hat bereits einen Mietvertrag über 4000 Quadratmeter unterschrieben. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin bietet eine Art Co-Working-Space für Ärzte und Therapeuten an und hat vor kurzem bereits einen Standort in der Innenstadt im Kaufmannshaus eröffnet.