Hamburg. Dem 245-Meter-Wolkenkratzer des Österreichers steht nun quasi nichts mehr im Weg. Mitinvestor Klaus-Michael Kühne macht Druck.
Der Elbtower soll Hamburg internationale Aufmerksamkeit bescheren. Die Fertigstellung des Leuchtturmprojekts plant die Signa bis Ende 2025. Es wird mit seinen 245 Metern das höchste Gebäude in der Hansestadt werden, und das Bauvorhaben ist durchaus nicht unumstritten.
Die Bürgerschaft hatte beschlossen, dass die Signa zunächst eine Vorvermietungsquote von 30 Prozent der insgesamt 79.000 Quadratmeter Büroflächen nachweisen muss. Erst dann übergibt die Stadt – die Eigentümerin des Areals ist – das Grundstück an die Signa, die zum Firmengeflecht des österreichischen Unternehmers René Benko gehört. Diese Hürde ist jetzt genommen. Nach Abendblatt-Informationen sind inzwischen rund 25.000 der 79.000 Quadratmeter vermietet. Das entspricht 31,6 Prozent.
Elbtower – weitere Mietverträge sollen in Kürze vorliegen
In Zeiten, in denen das Homeoffice in vielen Unternehmen weiterhin auf dem Vormarsch ist, dürfte es eine Herausforderung sein, Nutzer für große Büroflächen zu finden. Signa-Niederlassungsleiter Torben Vogelgesang ist dennoch zuversichtlich: „Die Nachfrage nach den modernen Bürokonzepten des Elbtowers ist bei Unternehmen sehr hoch.“ Nachhaltigkeit sei die entscheidende Währung, und das ist ein Vorteil des Elbtowers, der im Betrieb CO2-neutral sein werde. Nach Abendblatt-Informationen sollen demnächst weitere Abschlüsse von Mietverträgen folgen.
Ein großes Interesse an einer erfolgreichen Vermarktung des Elbtowers hat auch Milliardär Klaus-Michael Kühne. Der gebürtige Hamburger ist an der Signa Pime Selection beteiligt, die als Investmentgesellschaft den Elbtower bauen lässt.
Dem Abendblatt sagte Kühne: „René Benko, seine Signa Prime Selection AG und vor allem das Projekt Elbtower sind eine echte Bereicherung für die Stadt Hamburg. Seine bisherigen Engagements haben die Immobilienentwicklung sichtbar gefördert und sind Vorbilder für das Konzept Wachsende Stadt.“ Natürlich hat Kühne auch eine gewisse Erwartungshaltung: „Der Elbtower wird nun hoffentlich zügig realisiert und nach seiner Fertigstellung ein Wahrzeichen ersten Ranges sein.“
Kühne: „Der Elbtower wird nun hoffentlich zügig realisiert“
Nicht alle sind so begeistert vom Elbtower, der von dem britischen Stararchitekten David Chipperfield entworfen wurde. Ein Bauvorhaben dieser Größenordnung sorgt für Diskussionen und stößt auch auf Ablehnung. Ein Beispiel dafür ist St.-Katharinen-Pastor Frank Engelbrecht, der mit sechs Architekten und Planern zu den Verfassern der Sieben Thesen gehört. Darin heißt es: „Der Entwurf des Elbtowers ist eine radikale Abkehr von jahrhundertelang ausgeübtem hanseatischen Lebensgefühl und Baukultur der Europäischen Stadt.“
Als 2018 die Signa nach einem komplexen Auswahlverfahren unter der Federführung der HafenCity Hamburg GmbH den Zuschlag für das Filetgrundstück erhielt, war Olaf Scholz (SPD) noch Bürgermeister und stellte das Prestigeprojekt im April persönlich der Presse vor. Der heutige Bundeskanzler hatte es vielleicht ein wenig als ein „Abschiedsgeschenk“ gesehen. Es war einer seiner letzten Termine, bevor er als Bundesfinanzminister nach Berlin wechselte.
Auch in seinen eigenen Reihen gibt es Gegenwind für den Elbtower. Einer der sich häufig zu Wort meldet, ist der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Markus Schreiber. Der gab sich auf Abendblatt-Anfrage auch am Freitag wieder skeptisch. „Es reicht nicht einfach aus, dass die Signa verkündet, wir haben die Vorvermietungsquote erreicht. Die Behörde und die Politik werden diese Mietverträge eingehend prüfen.“
Olaf Scholz stellte den Elbtower persönlich vor
Weniger kritisch ist Olaf Duge, Sprecher für Bauen und Wohnen der Grünen-Bürgerschaftsfraktion. „Ich habe es durchaus erwartet, dass die Signa diese Vorvermietungsquote erreicht. Damit sind die Weichen dafür gestellt, dass der Elbtower realisiert werden kann und die Bauarbeiten können nun weiter zügig voranschreiten.“
Die Grünen stehen dem geplanten XXL-Gebäude positiv gegenüber. „Wir waren immer der Meinung, dass ein Hochhaus wie der Elbtower an diesen Standort passt und dadurch auch nicht die Silhouette der Stadt beeinträchtigt wird“, so Duge. Zustimmung kommt auch von CDU-Stadtentwicklungsexpertin Anke Frieling. „Dass die Vorvermietungsquote erreicht wurde, ist ein positives Signal und zeigt, dass die Entwicklung des Elbtowers auf einem guten Weg ist.“
Elbtower bietet viele Attraktionen für Hamburger und Touristen
Der Elbtower soll auch ein Anziehungspunkt für Hamburger und Touristen werden und nicht nur als Bürohaus genutzt werden. Zum einen gibt es die Aussichtsplattform in 225 Meter Höhe mit Gastronomie. Zum anderen eröffnet dort ein Hotel mit 191 Zimmern der Nobu Gruppe. Im Erdgeschoss sollen Restaurants und Geschäfte einziehen. Auch eine kulturelle Nutzung ist geplant – ein Konzept soll dem Vernehmen nach bereits vorliegen.