Hamburg. Die Stadtentwicklungssenatorin stand wie keine andere für enge Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft. Jetzt gibt sie ihr Amt ab.

Bei der Verleihung der Architekturpreise durch den BDA am Donnerstag im Bunker an der Feldstraße hatte sich Dorothee Stapelfeldt kurz vor Ende der Veranstaltung verabschiedet – vielleicht wollte sie sich nach ihrem Armbruch schonen, vielleicht aber auch nicht auf die Gerüchte angesprochen werden, die seit Monaten durch die Gänge der Stadtentwicklungsbehörde und Architekturbüros waberten.

Die 66-Jährige sei amtsmüde, hieß es da, und werde in Kürze zurücktreten. Nun ging es schnell – am Sonntag machte die Senatorin mit dem Bürgermeister Nägel mit Köpfen – und tritt ab.

Dorothee Stapelfeldt zog 1986 in Bürgerschaft ein

Mit Dorothee Stapelfeldt geht die Grand Dame der Hamburger SPD, die wie nur wenige die Geschichte der Stadt mitgestaltet hat: 1986 zog sie in die Bürgerschaft ein, 2007 wollte sie SPD-Bürgermeisterkandidatin werden. Siebeneinhalb Jahre führte sie zuletzt die Stadtentwicklungsbehörde und war in dieser Funktion für die Umsetzung eines zentralen Wahlversprechens der SPD verantwortlich – den Bau von jährlich 10.000 Wohnungen.

Stapelfeldt hatte schon nach dem Wahlsieg 2020 intern angedeutet, nicht für den vollen Zeitraum der Legislatur zur Verfügung zu stehen. 2011 war sie Senatorin für Wissenschaft geworden, 2015 in die Stadtentwicklungsbehörde nach Wilhelmsburg gewechselt. Dort wurde die frühere AStA-Vorsitzende, die einst über den Wohnungsbau in Hamburg promoviert hatte, zu einer prägenden Figur. Mit dem Bündnis für das Wohnen, das in Hamburg 2011 auf den Weg gebracht wurde, wurde die Hansestadt zum Vorbild und Taktgeber: Mehr als 120.000 Wohnungen wurden seitdem genehmigt, mehr als 83.000 Wohnungen fertiggestellt.

„Dorothee Stapelfeldt hat das Bündnis für das Wohnen gelebt"

Entsprechend herzlich fielen die Grußadressen der Wohnungswirtschaft aus. „Ich freue mich darüber, dass Dorothee Stapelfeldt einen selbstbestimmten Abschluss ihrer politischen Laufbahn gefunden hat. Das ist in der Politik nicht immer selbstverständlich“, sagte Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen und früher SPD-Innenminister in Schleswig-Holstein. „Dorothee Stapelfeldt hat das Bündnis für das Wohnen gelebt. Ohne sie hätte es diese vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Stadt, den Bezirken und der Wohnungswirtschaft nicht gegeben.“

Zuletzt hatte die SPD-Politikerin sich intern gegen den Kompromiss mit den Volksinitiativen zum Wohnungsbau gestellt. Sie fürchtet wie viele im Bündnis, dass die Zugeständnisse den Wohnungsbau erschweren. Sönke Struck, Vorstandsvorsitzender des BFW Landesverbands Nord, nannte Stapelfeldt einen Stabilitätsanker und hofft auf eine Fortsetzung der guten Zusammenarbeit: „Die Herausforderungen für den Wohnungsbau sind enorm und das Bündnis ist durch die Einigung mit den Volksinitiativen belastet.“