Hamburg. Co-Working-Angebot der besonderen Art in Hamburg: Im neuen Medizinzentrum gibt es Espresso im Wartezimmer, Yogastunden und Fitness.
Der Raum ist lichtdurchflutet mit Fenstern zum Fleet, und hinter der Theke steht ein Barista der Espresso und Cappuccino zubereitet, einen Tee aufbrüht oder Saftschorlen ausschenkt. Die fast vier Meter hohe Decke ist offen, der Beton weiß gestrichen – das mutet ein wenig wie in einem Loft an. Das Fischgrätparkett fällt sofort ins Auge und man nimmt Platz auf einer kleinen Holzempore über zwei Ebenen, in die Tische eingelassen sind.
Wir befinden uns nicht in einem neuen Café, sondern im Wartezimmer von Eterno im Kaufmannshaus an der Bleichenbrücke. Dort wurde Anfang September in der zweiten Etage „Deutschlands erster Co-Working-Space für Ärzte und Therapeuten“ eröffnet. Wir nehmen unseren Kunden alles ab, was mit der medizinischen Tätigkeit nichts zu tun hat.
Wir bieten voll eingerichtete Behandlungszimmer mit modernen Ultraschallgeräten, IT und anderem medizinischen Equipment“, sagt Eterno-Gründer Maximilian Waldmann beim Ortstermin mit dem Abendblatt. Auch um den Empfang der Patienten und die Abrechnung mit den Krankenkassen kümmert sich das Unternehmen.
Medizin Hamburg: Rundum-sorglos-Paket für ein paar Stunden
Das Konzept erklärt der 31-Jährige Betriebswirt, der aus einer Arztfamilie stammt, so. „Wie bei einem Co-Working-Space wird hier sozusagen die komplette Arbeitsumgebung für Ärzte und Therapeuten angeboten. Die Ärztezimmer oder die Behandlungsräume für die Physiotherapie können zum Beispiel nur für zwei Tage pro Woche angemietet werden, aber auch feste Räume über längere Laufzeiten sind buchbar.“
Es sei zudem möglich, dass ein Mediziner, der aus einer anderen Stadt komme und Patienten in Hamburg behandeln möchte, nur für ein paar Stunden den Service nutze.
Medizin Hamburg: „Bestmögliche Behandlung in einem modernen Ambiente“
Aber wie sind eigentlich die Konditionen? Waldmann nennt Beispiele: „Das Angebot von Eterno kostet die Ärzte in Vollzeit ab 5000 Euro und in Teilzeit ab 2500 Euro pro Monat. Damit liegen wir 30 Prozent unter den Kosten einer Einzelpraxis. Die monatliche Gebühr deckt alle Kosten von den Räumlichkeiten und Nebenkosten, über Software bis zum Personal ab.“ Eterno selbst partizipiere nicht an den medizinischen Umsätzen, diese blieben zu 100 Prozent bei den Medizinern.
Wichtig ist Timo Rodi, dem medizinischen Leiter von Eterno: „Das wir genau prüfen, wer sich bei uns einmietet. Die Patienten sollen hier die bestmögliche Behandlung in einem modernen Ambiente erleben und es geht darum, dass wir ein möglichst breites Angebotsspektrum abdecken.“ Es gibt auch ein Labor, in dem man innerhalb von wenigen Minuten ein Blutbild erstellen kann.
Medizin Hamburg: Insgesamt stehen 15 Behandlungsräume bereit
Obwohl hier noch die Handwerker in einigen Bereichen beschäftigt sind und viele der insgesamt 15 Behandlungsräume wohl erst in zwei Wochen zu nutzen sind, sind „80 bis 100 Patienten pro Tag hier. Unsere Nutzer decken bereits die Bereiche Orthopädie, Allgemeinmedizin, Kardiologie, Sportmedizin, Physiotherapie und Gynäkologie ab“, sagt Rodi. Es werden Kassen- und Privatpatienten behandelt.
Die beiden führen in einen der Behandlungsräume, der von der plastischen Chirurgin Irini Panteli genutzt wird. Hier dominiert die Farbe weiß, mal abgesehen von den beiden braunen Holzstühlen, auf denen die Patienten Platz nehmen. Dahinter steht der Behandlungsstuhl. Es gibt einen Schreibtisch mit Flachbildschirm, mit dem man auf die digitale Patientenakte zugreifen kann, und ein Waschbecken mit Behältern, die mit Desinfektionsmittel gefüllt sind. Auf einem Tablett steht eine Box mit Plastikhandschuhen und Spritzen.
Medizin Hamburg: Geschätzt wird Gemeinschaft mit anderen Medizinern
Seit rund zwei Wochen behandelt Panteli Patientinnen in ihrer neuen Arbeitsumgebung. „Ich habe vorher eine eigene Praxis in der Innenstadt gehabt. Aber dieses Konzept hat mir gefallen, weil man hier in einer großen Gemeinschaft mit anderen Medizinern ist“, sagt Panteli. Und Rodi ergänzt. „Unsere Mieter haben hier ein großes Netzwerk und können sich untereinander austauschen. Davon profitieren natürlich auch die Patienten.“
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Eine Übersicht der Ärzte gibt es auf der Internetseite von Eterno. Termine können online oder telefonisch gebucht werden. Koordiniert wird das alles von den Mitarbeitern am Empfang.
Medizin Hamburg: Auch Physiotherapeuten haben sich eingemietet
Zudem haben sich bereits acht Physiotherapeuten eingemietet, die ihre Patienten auf beheizten Behandlungsliegen behandeln. Und Waldmann zeigt einen Raum, der mit Sportgeräten ausgestattet ist, „der nur für die Physiotherapie genutzt wird.“ Nebenan entsteht ein Fitnessstudio für die Patienten der Sportmediziner.
Noch ist die Spiegelwand in einem weiteren rund 55 Quadratmeter großen Raum abgedeckt und ein Maler ist mit dem Streichen der Decke beschäftigt, aber schon bald wird hier Yoga unterrichtet. Auch Räume für Coachings und Psychotherapie werden gerade hergerichtet.
Medizin Hamburg: Eterno hat 2000 Quadratmeter angemietet
Wie berichtet, hat Eterno im Kaufmannshaus rund 2000 Quadratmeter angemietet. Das Gebäude gehört der Signa Gruppe, die auch den Elbtower in der HafenCity entwickelt. Und in dem 245 Meter hohen Wolkenkratzer in der sechsten Etage soll dann ab Ende 2025 ein weiteres Gesundheitszentrum entstehen. „Wir werden dort 4000 Quadratmeter zur Verfügung haben“, kündigt Waldmann an.
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Ist Eterno mit Zentrale im hippen Berlin eigentlich ein Start-Up? So möchte das zumindest der Gründer nicht bezeichnen. „Wir haben drei Jahre an dem Konzept gefeilt und dieses Geschäftsmodell bis ins letzte Detail geplant.“
Medizin Hamburg: Ähnliches Angebot soll in Harburg entstehen
Man setzt auf Expansion. Nach Abendblatt-Informationen soll es das Angebot demnächst auch in Harburg geben. In Frankfurt am Main ist eine weitere Eröffnung geplant. In einigen Jahren reden „wir nicht von ein paar Zentren, sondern von 30 bis 40 Standorten“, sagt Waldmann. Für den Geschäftsmann steht fest. „Dieses Konzept hat Zukunft. Vor allem junge Mediziner stehen häufig vor dem Problem eine eigene Praxis inklusive Software und Verwaltung zu betreiben und haben auch nicht die finanziellen Möglichkeiten, um die Investition in eine erstklassige Ausstattung zu stemmen.“
Medizin Hamburg: Vier Millionen Euro in Ausstattung investiert
Er macht auf einen weiteren Aspekt aufmerksam. „Andere wollen wiederum einige Tage die Woche praktizieren und für die würde sich einige eigene Praxis gar nicht finanziell rentieren.“
Allein in die Ausstattung der Räume im Kaufmannshaus wurden dem Vernehmen nach rund vier Millionen Euro investiert. Das Geld kommt von Investoren, darunter auch Hamburger Unternehmer und von Banken. Waldmann und sein Geschäftspartner Frederic Haitz haben auch einen hohen Eigenanteil geleistet.