Hamburg. Nach dem mysteriösen Verschwinden eines Hausarztes am Spieker Markt, wissen Patienten kaum wohin. Politik fordert neue Praxis.

Die schlechte Abdeckung des Landgebiets durch Hausärzte beschäftigt die Politik: Jörg Froh (CDU) berichtet von einem Hausarzt in Fünfhausen, der – trotz sehr guter Auslastung – rund 200 weitere Patienten aufgenommen habe, um die Situation zu verbessern. Sie stammen aus der aufgelösten Hausarztpraxis am Spieker Markt. Mit nun etwa 1700 Patienten sei die Doppelarztpraxis an ihre Auslastungsgrenzen gestoßen. Auch andere Allgemeinmediziner im Landgebiet sollen laut Froh frühere Patienten vom Spieker Markt „im Rahmen ihrer Möglichkeiten“ aufgenommen haben.

Hausarztmangel im Landgebiet – lange Wartezeiten, weite Wege

„Doch wer einen Termin für eine normale Untersuchung benötigt, der muss in Fünfhausen mit rund sechs Wochen Wartezeit rechnen“, sagt Froh. Viele Senioren, darunter etliche mit Rollator, müssten sich zu Ärzten in Bergedorf-Stadt begeben, um lange Wartezeiten zu vermeiden oder weil sie auf dem Lande keinen Hausarzt finden konnten. „In Bergedorf wiederum gibt es zu wenig Fachärzte“, sagt Froh. Der Christdemokrat weist darauf hin, dass das Problem der Unterversorgung bereits beim Erstellen von Bebauungsplänen berücksichtigt werden sollte: „Dort muss bereits festgehalten werden, dass sich in den zu planenden Gebäuden auch barrierefreie Räume für Arztpraxen befinden.“

Ein Zettel an der Hausarztpraxis am Spieker Markt signalisierte: Hier ist geschlossen.
Ein Zettel an der Hausarztpraxis am Spieker Markt signalisierte: Hier ist geschlossen. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Es sei ein Problem, dass die Kassenärztliche Vereinigung bei der Zuweisung von Praxen lediglich die Stadt Hamburg im Blick habe und nicht die einzelnen Bezirke, weiß Wilfried Acht vom Bergedorfer Seniorenbeirat. Den Politikern ist bewusst, dass sie keine Arztansiedlungen bestimmen können: „Wir können nur auf das Problem aufmerksam machen und anregen, dass Gespräche geführt werden“, sagt Froh. Es gehe darum, eine vernünftige Infrastruktur zu haben, „in Zeiten, in denen das Landgebiet wächst“.

Mindestens eine weitere Doppelarztpraxis für Kirchwerder

Weil Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann (SPD) bereits im Gespräch mit der Kassenärztlichen Vereinigung sein soll, wurde die Abstimmung über einen Antrag der CDU-Fraktion im Regionalausschuss auf Anregung von Heribert Krönker (Grüne) in die Sitzung am 4. Oktober verschoben. An der Spitze der Kassenärztlichen Vereinigung soll es einen Führungswechsel gegeben haben.

Die Politik hofft, dass die Bezirksamtsleiterin deshalb kurzfristig Verbesserungen für den Bezirk erreichen kann. Ansonsten will die CDU ihren Antrag wieder hervorholen, betont Jörg Froh. Darin fordert die CDU die Bezirksamtsleiterin auf, „sich mit der Kassenärztlichen Vereinigung, den zuständigen Behörden, wie z. B. der Gesundheitsbehörde, in Verbindung zu setzen und Lösungsansätze aufzuzeigen, wie mindestens eine zusätzliche Doppelarztpraxis im Raum Kirchwerder unterzubringen ist.“