Hamburg. Ploß will Yachten von Oligarchen als Flüchtlingsunterkünfte nutzen +++ Tschentscher: “Hilfsbereitschaft ist überwältigend“
Putins Krieg gegen die Ukraine dauert mittlerweile seit über drei Wochen an. Besonders in den größeren Städten des Landes, wie Kiew und Mariupol, wird die Lage immer dramatischer – auch andere Städte melden Beschuss und Luftangriffe. Rund zehn Millionen Ukrainer sind bereits auf der Flucht.
Auch der Zustrom von ukrainischen Kriegsflüchtlingen nach Hamburg hält an: Mittlerweile sind offiziell rund 15.000 Schutzsuchende in der Hansestadt gezählt worden, teilte die Innenbehörde Ende vergangener Woche mit. Die tatsächliche Zahl sei jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich höher.
Die Reaktionen auf den Krieg gegen die Ukraine aus Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik dokumentiert das Abendblatt an dieser Stelle:
- Russisches Generalkonsulat erstrahlt in Blau und Gelb
- Erste Flüchtlinge wieder in Sumte – bereit für 700 Ukrainer
- Ploß will Yachten von Oligarchen als Flüchtlingsunterkünfte nutzen
- Mit 50 Cent in der Mensa helfen – Spendenaktion der Uni Hamburg
- Gerhard Schröder kann Niedersachsens Landesmedaille behalten
- Hamburg Towers unterstützen die Aktion "Hilfe für die Ukraine"
- Senat zur Lage der Ukraine-Geflüchteten in Hamburg
- Hamburger Autoren lesen für die Ukraine
- Russland-Sanktionen treffen Klimaforschung hart
- Flohmarkt für ukrainische Waisenkinder auf Hildesheimer Domhof
- Senator bittet Schulen um Hilfe bei der Aufnahme ukrainischer Schüler
- Ministerpräsident: Mehr als 11.500 Ukraine-Flüchtlinge registriert
- Flucht mit Haustier – Tierheim vermittelt Pflegestellen
- Land zahlt Kommunen Pauschale von 500 Euro für Ukraine-Flüchtlinge
- Benzinpreise: Jede zweite Hamburger Spedition fürchtet um Existenz
- Ukraine-Krieg: Hamburger Dom verzichtet auf Feuerwerk
Russisches Generalkonsulat erstrahlt in Blau und Gelb
Es ist 19.36 Uhr, als das russische Konsulat, gelegen zwischen Feenteich und Herbert-Weichmann-Straße, plötzlich in Blau und Gelb erleuchtet. Die Farben der Ukraine werden vom Haus gegenüber mit einem kraftvollen Projektor an die Wände der russischen Vertretung geworfen. In der Mitte des ukrainischen Fahne, die auf der Fassade des eher hässlichen Nachkriegsbau des russischen Konsulats leuchtet, prangt eine riesige Friedenstaube.
Die Polizisten, die die russische Vertretung seit Ausbruch des Angriffskrieges schützen müssen, sind erst einmal ratlos. Sie vergewissern sich über Funk, ob sie eingreifen müssen. Mittlerweile hat sich heraus kristallisiert, dass das gelb-blaue Licht aus den Fenstern im Erdgeschoss des "Freytag" kommt, das an der Weichmannstraße/Ecke Gustav Freytag-Straße Serviced Apartments anbietet. Personalien werden gerade aufgenommen, da erschallt in voller Lautstärke die ukrainische Nationalhymne. Eine ungewöhnliche Solidaritätsbekundung, die vorbeirollende Autofahrer langsam fahren lässt.
Kurz darauf bekennt sich der Sender Radio Hamburg zu der Aktion. „Mit dieser spontanen Aktion wollten wir ein deutliches Ausrufezeichen setzen gegen den unsinnigen und brutalen Krieg, den der russische Präsident Wladimir Putin gegen die Ukraine führt. Ich denke, dies ist uns gelungen. Radio Hamburg sagt „Shame on you, Putin!“, erklärt Radio Hamburg Geschäftsführer und Programmdirektor Marzel Becker den Hintergrund der Maßnahme.
Erste Flüchtlinge wieder in Sumte – bereit für 700 Ukrainer
Das kleine niedersächsische Dorf Sumte hat am Wochenanfang die ersten Geflüchteten aus der Ukraine aufgenommen. In einem leerstehenden Bürokomplex der Ortschaft in der Gemeinde Amt Neuhaus sollen die Flüchtlinge medizinische Versorgung und Hilfe für den Alltag erhalten und erst einmal zur Ruhe kommen. 2015 hatte das 100-Einwohner-Dorf Sumte im Landkreis Lüneburg für Schlagzeilen gesorgt, weil es 750 Flüchtlinge aufnahm.
„Das läuft alles sehr kontrolliert ab“, sagte Bürgermeister Andreas Gehrke (CDU) am Dienstag. Die Menschen sollten in dem beschaulichen Ort erst einmal ankommen. Man prüfe die Möglichkeit, die Kinder vor Ort zu unterrichten.
180 Freiwillige bereiteten die Unterkunft am Wochenende familiengerecht vor. Trennwände für fünf mal fünf Meter große Zimmer wurden eingezogen, Matratzen herangeschafft. Sechs Jahre stand der Bürokomplex leer, die Heizungen und Licht funktionierten nicht mehr. Eigentlich soll dort demnächst eine Produktion von Parkettboden starten, doch die neuen Besitzer sind bereit, die Unterkunft vorerst zu vermieten.
Ploß will Yachten von Oligarchen als Flüchtlingsunterkünfte nutzen
Der Hamburger CDU-Landeschef Christoph Ploß will das Vermögen russischer Oligarchen in Deutschland dafür einsetzen, Kriegsopfern zu helfen. „Warum nicht die Yachten oder Villen der Oligarchen als Unterkunft für ukrainische Flüchtlinge nutzen?“, sagte er dem „Spiegel“ nach Angaben vom Dienstag. Die Menschen aus der Ukraine, die hier Schutz suchten, hätten „so eine warme Unterkunft“.
Zugleich wäre die Botschaft an Wladimir Putin, „dass Deutschland an der Seite des ukrainischen Volkes steht“, sagte Ploß dem Magazin. Es müssten „alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden“, um das Vermögen der Oligarchen zu beschlagnahmen.
Jüngst hatte der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) einen ähnlichen Vorschlag gemacht. Er forderte, die Yachten von Oligarchen für die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer einzusetzen. Die EU hat umfangreiche Sanktionen gegen einzelne russische Superreiche verhängt. Bisher verläuft die Umsetzung allerdings schleppend. Die Klärung der Besitzverhältnisse ist kompliziert.
Der „Spiegel“ verwies auf das Beispiel der Luxusyacht „Dilbar“, die zur Reparatur im Hamburger Hafen liegt. Das Schiff wird mit dem Oligarchen Alisher Usmanov in Verbindung gebracht, der auf den Sanktionslisten der EU steht. Ein Usmanov-Sprecher sagte dem „Spiegel“ indes, die Yacht sei „vor langer Zeit“ an eine Stiftung für Usmanovs Verwandte übertragen worden. Seither sei Usmanov kein Eigentümer mehr, sondern nur noch Mieter.
Die Bundesregierung wollte dem Bericht zufolge auf Anfrage von CDU-Mann Ploß nicht mitteilen, welche Erkenntnisse sie zu den Eigentumsverhältnissen der „Dilbar“ hat. Auch zur Frage, inwiefern eine Beschlagnahme geplant sei, habe die Regierung eine Antwort verweigert. Es stünden „schutzwürdige Interessen“ Deutschlands dagegen, hieß es den Angaben zufolge. Würden die „angeforderten Informationen“ öffentlich, sei der Erfolg der Sanktionen gefährdet.
- Luxus-Yacht "Dilbar" in Hamburg: Wie geht es weiter?
- Die schwierige Suche nach den Milliarden der Oligarchen
- Megayacht "Pelorus" fährt durch das Störsperrwerk
Bremen rechnet mit 1.000 ukrainischen Schülern
Das Land Bremen rechnet mit bis zu 1.000 Schülerinnen und Schülern aus den Kriegsgebieten in der Ukraine. Bisher seien bereits mehr als 200 Kinder und Jugendliche gemeldet worden, die in Bremen beschult werden wollen, sagte die Pressesprecherin des Bildungsressorts, Maike Wiewald, am Dienstag. Fast 50 seien schon Vorkursen an den Schulen zugewiesen worden. Aufgrund der großen Dynamik und der täglich steigenden Zahl der auf der Flucht befindlichen Menschen müsse damit gerechnet werden, dass die Zahlen weiter schnell steigen werden.
Die Kinder und Jugendlichen seien von heute auf morgen aus dem gewohnten Leben gerissen worden und mussten um ihr Leben fliehen, sagte Wiewald. „Was sie jetzt dringend brauchen ist Sicherheit und Struktur in einem ihnen fremden Land. Diese Sicherheit und Struktur möchten wir Ihnen mit unserer Angeboten geben, indem wir ihnen möglichst schnell Vorkursplätze anbieten, sie schnellstmöglich in die Schulen integrieren.“
Geplant seien „Willkommensklassen“ an zentralen Standorten. Dort sollten die Kindern und Jugendlichen in Ruhe ankommen und die deutsche Sprache kennenlernen. Die vorhandene Struktur von 92 Vorkursen im Grundschul- und Sekundarbereich solle dazu verdoppelt werden, erläuterte Wiewald. Weiter sollen Sprachlehrkräfte und Personen, die über ukrainische Sprachkenntnisse verfügen, angeworben werden.
Mit 50 Cent in der Mensa helfen – Spendenaktion der Uni Hamburg
Mit 50 Cent Aufschlag können Studierende und Mitarbeitende der Universität Hamburg in den Mensen nun Ukrainern helfen. Das Studierendenwerk Hamburg teilte am Dienstag mit, dass eine Spendenaktion für Studierende aus der Ukraine begonnen hat, die sich wegen des Krieges in einer Notlage befinden.
Bis zum 1. April kann an der Mensa-Kasse gespendet werden. Das Geld geht in den Notfonds des Beratungszentrums Soziales und Internationales, damit werden ukrainische Studenten bei der Sicherung ihres Lebensunterhalts unterstützt.
Gerhard Schröder kann Niedersachsens Landesmedaille behalten
Altkanzler Gerhard Schröder kann die niedersächsische Landesmedaille trotz Kritik an seinen Verbindungen nach Russland vorerst behalten. Schröder habe die höchste Auszeichnung des Landes im Jahr 1999 erhalten, weil er sich als Ministerpräsident große Verdienste um Niedersachsen erworben habe, erklärte eine Sprecherin von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Dienstag in Hannover. „Es gibt derzeit keine Überlegungen, dies zu ändern.“ Zuvor hatte der CDU-Abgeordnete Jens Nacke im Landtag Schröder aufgefordert, nach seinem Verzicht auf die Ehrenbürgerwürde in Hannover auch über die Rückgabe der Landesmedaille nachzudenken.
Die Regularien zur Landesmedaille sehen ausdrücklich vor, dass der Ministerpräsident die Verleihung nachträglich widerrufen kann, wenn sich ein Empfänger „durch sein späteres Verhalten dieser Auszeichnung unwürdig“ erweist. Fälle, in denen die Medaille seitens des Landes entzogen wurde, sind der Staatskanzlei jedoch nicht bekannt.
Die Sprecherin des Ministerpräsidenten betonte, Weil habe nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wiederholt gefordert, dass Schröder sein Engagement in russischen Energieunternehmen schnellstmöglich beenden und damit deutlich machen müsse, dass das russische Vorgehen komplett inakzeptabel sei.
Hamburg Towers unterstützen die Aktion "Hilfe für die Ukraine"
Auch das Basketballteam Hamburg Towers möchte helfen und hat in den vergangenen vier Spieltagen eine Summe von über 3000 Euro eingesammelt, die an die Aktion "Hilfe für die Ukraine" von Hanseatic Help gehen soll.
Fans der Towers konnten an den letzten Spieltagen bei der Rückgabe ihrer Pfandbecher auf das Pfandgeld in Höhe von einem Euro pro Becher verzichten. Darüber hinaus gab es Spendendosen im Catering-Bereich. Auf diese Weise kamen innerhalb von zwei Wochen 3110,64 Euro zusammen, mit denen die Hilfsmaßnahmen in der Ukraine unterstützt werden sollen.
Senat zur Lage der Ukraine-Geflüchteten in Hamburg
Innensenator Andy Grote (SPD) informierte am Dienstag im Rahmen der Landespressekonferenz über die aktuelle Lage der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die in Hamburg angekommen sind.
Die Zahl der Geflüchteten sei nach wie vor hoch und steigend, sagte Grote. Für Montag gab er 699 Flüchtlinge an. "Die Tage zuvor war die Zahl geringer", so Grote. "Aber die Zahlen werden wieder steigen." Seriöse Berechnungen könnten nicht angestellt werden. "Wir können nicht anderes tun, als uns auf steigende Zahlen einzustellen." Deshalb werden mit Hochdruck weitere Unterkünfte geschaffen. Insgesamt gebe es 17.652 gezählte Ankünfte. 2800 Menschen seien auf andere Bundesländer verteilt worden.
Wie viele Menschen aus der Ukraine sich tatsächlich in Hamburg aufhalten, sei schwierig zu sagen. "Wir können es nur grob schätzen anhand der Zahlen, die uns vorliegen."
Mehr als 11.000 Registrierungen in Hamburg
Die Zahl der Geflüchteten, die eine kurzfristige Unterbringung brauchen, sei in den vergangenen Tagen zurückgegangen. Daher würden vorbereitete Sporthallen nun doch nicht genutzt und an die Schulen zurückgegeben, so der Senator.
"Bei den Registrierungen liegen wir in Hamburg bei über 11.000", so Grote. Das sei im Bundesvergleich eine hohe Zahl. "Wir haben immernoch einen gewissen Rückstau, den wir noch nicht abgebaut haben", so Grote, "aber natürlich ist das Ziel, so viele Registrierungen wie möglich am Tag zu schaffen." Grote betonte, dass zu keinem Zeitpunkt Flüchtlinge tagelang am Ankunftszentrum warten mussten.
Grote lobt ehrenamtliches Engagement in Hamburg
"Eine solche Zahl an Geflüchteten haben wir in Hamburg noch nie erlebt", betonte Grote. "Da bitten wir auch um Verständnis, wenn es zu längeren Wartezeiten kommt."
Zudem werden weitere Unterkünfte organisiert. Seit dem 24. Februar seien 8000 Plätze im öffentlichen Unterbringungssystem geschaffen worden. "Im Mundsburg Tower können wir mehrere Etagen nutzen", so Grote. 350 bis 500 Plätze stehen dann dort sukzessive zur Verfügung.
Sehr ungewöhnlich sei, dass es häufig Meldungen von schlechten Zuständen an bestimmten Standorten gebe. "Wir überprüfen jeden Fall und befragen alle Beteiligten – aber in der Regel stellen sich die Meldungen als falsch heraus", stellte Grote klar. "Wir versuchen das Risiko sehr zu minimieren", sagte Grote zum Thema kriminelle Ansprachen. Bestimmte Schutzzonen gebe es aber nicht. Am Hauptbahnhof stehe aber etwa das DB Casino für Flüchtlinge bereit, die dort übernachten können, wenn ihr Zug erst am nächsten Tag fährt.
Sehr besonderes sei das ehrenamtliche Engagement im Bereich der privaten Unterbringung. "Das ist einzigartig und habe ich so noch nicht gesehen", sagte der Innensenator. Grote lobte die herausragende Leistung der Stadt in dieser "historischen Ausnahmesituation".
120 ukrainische Schüler in Hamburg eingeschult
Auch in den Schulen kommt die Flüchtlingssituation langsam an, so Grote. Es gebe 750 Anmeldungen von ukrainischen Schülern. Am Montag seien 120 Kinder eingeschult worden.
In internationalen Vorbereitungsklassen sollen Kinder so vorbereitet werden, dass sie nach einem Jahr in den Regelschulbetrieb eintreten können.
Aufrunden bei Budni für Ukraine-Hilfe brachte schon 380.000 Euro
Tausende Hamburger haben sich seit Ende Februar an einer Spendenaktion der Hamburger Drogeriemarkt-Kette Budnikowsky für die Ukraine-Hilfe beteiligt. Das Unternehmen hatte die Kunden in den 190 Filialen aufgerufen, den Preis für die gekauften Waren mit ein paar Cent oder Euro aufzurunden.
Insgesamt kamen in den vergangenen drei Wochen mehr als 380.000 Euro zusammen. Davon gehen 320.000 Euro an Unicef zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen im Kriegsgebiet. Mehr als 60.000 Euro werden für lokale Hilfsprojekte, wie Hanseatic Help und das Unternehmensnetzwerk Hamburg packt’s zusammen eingesetzt.
„Das Ausmaß der Not von Kindern im Ukraine-Krieg oder der geflüchteten Kinder ist auch für uns eine neue Dimension. Hier wollten wir schnell und unkompliziert helfen. Umso dankbarer sind wir für die Unterstützung der Budni-Kundinnen und Kunden, die die unglaubliche Rekord-Summe zur Versorgung von betroffenen Kindern und Schutzsuchenden ermöglich haben“, sagte Julia Wöhlke, Vorsitzende des Vereins Budnianer Hilfe.
Hamburger Autoren lesen für die Ukraine
Auch das Literaturhaus Hamburg und die Hamburger Buchhandlungen leisten ihren Beitrag zum Spendensammeln und Solidarität-Zeigen. Auf ihre Initiative lesen am 4. April, 19.30 Uhr, die Hamburger Autorinnen und Autoren Kristine Bilkau, Isabel Bogdan, Louise Brown, Jens Eisel, Andreas Moster und Stephan Orth aus Werken ukrainischer Kolleginnen und Kollegen zugunsten ukrainischer Literaturschaffender (Eintritt 15 Euro, Livestreamticket 5 Euro). Julia Westlake moderiert.
Auf dem Büchertisch werden die Bücher erhältlich sein – gespendet von den Verlagen. Zu den vorgestellten Werken gehören unter anderem Natascha Wodins „Sie kam aus Mariupol“ und Dmitrij Kapitelmans „Eine Formalie in Kiew“. Alle eingenommenen Gelder aus Eintritt, Buchverkauf und Spenden gehen an die Initiative #artistsinshelter.
Tschentscher im Video: "Hilfsbereitschaft ist überwältigend"
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher hat sich bei den Menschen in Hamburg, die bei der Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine helfen, für ihr Engagement bedankt. "Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist eine schwere Verletzung des Völkerrechts. Jeden Tag sterben Menschen, Städte werden zerstört, Millionen von Bürgerinnen und Bürgern verlieren ihre Lebensgrundlage", sagte Tschentscher in einer über Twitter verschickten Videobotschaft. Viele Tausende Menschen seien daher in den letzten Wochen auch nach Hamburg gekommen.
"Die Hilfsbereitschaft der Hamburgerinnen und Hamburger ist überwältigend", lobte der Bürgermeister. "Sie spenden Geld, Kleidung und Lebensmittel und vieles mehr. Sie helfen am Ankunftszentrum, am Hauptbahnhof und am Flughafen." Auch würden viele private Zimmer und Wohnungen zur Verfügung stellen oder sich um Kinder und Jugendliche kümmern.
Darüber hinaus hob Tschentscher hervor, dass viele Organisationen und Initiativen Hand in Hand arbeiteten, damit alle Menschen, die nach Hamburg kommen, Unterstützung bekämen und sich wohlfühlten. "In diesen schweren Zeiten steht Hamburg fest an der Seite der Ukraine", so Tschentscher. Dafür bedanke er sich bei allen für die umfassende Hilfe.
Russland-Sanktionen treffen Klimaforschung hart
Die Russland-Sanktionen infolge des Angriffskriegs auf die Ukraine treffen die Klimaforschung hart. „Wir müssen leider die Beobachtungsreihen aussetzen“, sagte die Direktorin des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts, Antje Boetius, der Nachrichtenagentur dpa. Klima- und Umweltdaten seien kritisch für die gesamte Menschheit, für sie sei eine internationale Zusammenarbeit wichtig.
„Gerade die sibirische Arktis mit ihren Hitzewellen im Sommer ist die Region, wo wir hinschauen müssen“, betonte sie. Im Permafrost in Sibirien wollen Forschende in Langzeitmessungen herausfinden, wie schnell der Boden auftaut. „Dort müssten jetzt eigentlich Geräte ausgetauscht werden. Das ist gestoppt.“ Boetius selbst wollte in einigen Wochen nach Nowosibirsk reisen, auch das ist abgesagt.
Doch nicht alles wurde gestrichen: Im Austausch mit dem Bundesforschungsministerium und dem Auswärtigen Amt seien Regeln zur weiteren Zusammenarbeit mit der russischen Seite getroffen worden, sagte Boetius. Entlang dieser Regelungen dürften einzelne Projekte fortgesetzt werden. Auch Publikationen unter russischer Beteiligung können veröffentlicht werden.
„Ein Verbot des gemeinsamen Denkens auf Basis einer nationalen Zugehörigkeit kennt die Wissenschaft nicht“, betonte Boetius und stellte klar: „Der Boykott richtet sich gegen das Regime und seine Institutionen, nicht gegen die Zivilgesellschaft und damit auch nicht gegen russische Forschende.“
Flohmarkt für ukrainische Waisenkinder auf Hildesheimer Domhof
Ein Benefiz-Flohmarkt für ukrainische Waisenkinder wird an diesem Sonntag (27. März) auf dem Hildesheimer Domhof organisiert. Das Geld soll vor allem über die Standgebühren zusammenkommen, teilte das katholische Bistum am Dienstag mit. Der von einer Initiative im Bistum veranstaltete Flohmarkt soll von 13 Uhr bis 17.30 Uhr laufen.
Die Initiative will dabei in einem Pavillon auch Kaffee und Kuchen gegen eine Spende anbieten. Der Erlös aus den Spenden und der Standgebühr geht den Angaben zufolge an die Stiftung Hof Schlüter in Lüneburg, die sich für ukrainische Straßen- und Waisenkinder einsetzt.
Der Gründer der Initiative, Jens Windel, hat mit dem Hildesheimer Generalvikar Martin Wilk gewettet, dass mindestens 50 Flohmarkt-Stände auf dem Domhof aufgebaut werden. Der Wetteinsatz beträgt 250 Euro und soll ebenfalls gespendet werden.
Senator bittet Schulen um Hilfe bei der Aufnahme ukrainischer Schüler
Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) hat die Schulen der Hansestadt um Hilfe bei der Aufnahme ukrainischer Flüchtlingskinder gebeten. „Heute bitte ich Sie erneut um Ihre Unterstützung, damit die Schutz suchenden Kinder und Jugendlichen sich hier in Hamburg willkommen fühlen und gut aufgenommen werden“, heißt es in einem der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag vorliegenden Schreiben an alle Schulleitungen. Es sei davon auszugehen, dass in kurzer Zeit sehr viele Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden müssen, heißt es in dem auf Montag datierten Brief des Senators.
Die Schulbehörde geht nach eigenen Angaben davon aus, dass viele Familien nicht den Weg über das Schulinformationszentrum (SIZ) gehen, sondern sich direkt bei den Schulen melden werden. „Ich bitte Sie, die Familien, die bei Ihnen in der Schule ankommen, freundlich zu empfangen. Schicken Sie bitte niemanden weg, sondern nehmen Sie Daten und Dokumente entgegen und wenden Sie sich stellvertretend für die Familien an das SIZ“, schrieb Rabe. Das SIZ werde sich dann bemühen, innerhalb weniger Tage sagen zu können, an welcher Schule die ukrainischen Kinder und Jugendlichen künftig unterrichtet werden.
„Die Grundschulen sind gebeten, Schulkinder der 1. und 2. Klassen wie gewohnt direkt vor Ort in bestehende reguläre Klassen oder Lerngruppen aufzunehmen.“ Sollten Schulen noch Plätze in ihren internationalen Vorbereitungsklassen (IVK) haben, sollten diese aufgefüllt werden. Zudem sollen die Vorbereitungsklassen von bisher maximal 15 auf vorerst bis zu 18 Schülerinnen und Schüler aufgestockt werden.
Die Schulbehörde geht nach eigenen Angaben bislang davon aus, dass etwa ein Viertel aller registrierten Kriegsflüchtlinge Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter sind. Da nach Angaben der Innenbehörde schon mehr als 10.500 Schutzsuchende aus der Ukraine registriert sind, wären dies gut 2600 Jungen und Mädchen. Insgesamt sind bereits rund 16.000 Kriegsflüchtlinge in Hamburg angekommen.
Ministerpräsident: Mehr als 11.500 Ukraine-Flüchtlinge registriert
In Niedersachsen sind bereits mehr als 11.500 Flüchtlinge aus der Ukraine von der Landesaufnahmebehörde registriert worden. Das teilte Ministerpräsident Stephan Weil am Dienstag im Landtag mit. Tatsächlich dürften jedoch noch sehr viel mehr Kriegsflüchtlinge angekommen sein, weil die Ukrainer keine Registrierungspflicht hätten, betonte der SPD-Politiker. Viele hätten private Anlaufstellen – das sei gut für die Betroffenen, erschwere aber die Lageeinschätzung. Über kurz oder lang würden jedoch alle Flüchtlinge öffentliche Unterstützung benötigen, in diesem Zusammenhang werde auch eine Registrierung stattfinden, sagte Weil.
Unter den Migranten sind nach Angaben des Regierungschefs auch rund 1600 Schülerinnen und Schüler, die an Niedersachsens Schulen schon jetzt aufgenommen worden sind. Das Land strebe deswegen die Einstellung von Pädagogen aus der Ukraine sowie von Pensionären und Studierenden an, erklärte Weil.
Eine unmittelbare Gefährdung der Sicherheitslage durch Flüchtlinge aus der Ukraine oder Menschen, die mit falschen Identitäten einreisen, besteht nach Einschätzung der Landesregierung nicht. „Wir haben keine Informationen darüber, dass mit den Flüchtlingen aus der Ukraine auch eine berichtenswerte Anzahl gewaltbereiter Menschen oder Gefährder mit einreisen“, sagte Innenminister Boris Pistorius (SPD) dem Nachrichtenportal „The Pioneer“ (Dienstag). „Die Situation ist nicht vergleichbar mit 2015/16.“ Selbst im Fall von Registrierungen könne es jedoch keine lückenlose Kontrolle geben, sagte Pistorius.
- Flüchtlinge könnten in Sporthallen untergebracht werden
- Nadia aus der Ukraine und ihr neues Leben in Hamburg
- „Wir hatten nicht mit so einer Unterbringung gerechnet“
Flucht mit Haustier – Tierheim vermittelt Pflegestellen
Das Tierheim Kiel hat eine Vermittlungsstelle für Pflegestellen für Haustiere ukrainischer Flüchtlinge aufgebaut. Die ersten Angebote von Pflegestellen seien bereits eingegangen, sagte Tierheimleiterin Elisabeth Haase. Wichtig ist nach Angaben des Tierheims, dass bei den Pflegenden keine eigenen Tiere vorhanden sind oder aber diese Tiere zunächst komplett isoliert von den aufzunehmenden Tieren gehalten werden. Hintergrund ist, dass grundsätzlich ein Tollwutrisiko besteht.
Viele der Kriegsflüchtlinge haben Haustiere wie Hunde und Katzen dabei – wegen der schnellen Flucht aber nur selten Papiere über Impfungen der Tiere oder deren Kennzeichnung mit Mikrochips. Grundsätzlich gelten für das Mitbringen von Haustieren in die EU strenge seuchenrechtliche Bestimmungen, um beispielsweise Infektionen mit Tollwut auszuschließen. Wegen der besonderen Lage haben sich die Länder Ende vergangener Woche aber auf ein erleichtertes Verfahren geeinigt. Es gibt aber immer noch Einiges zu beachten, wie das Tierheim Kiel betont. In Sammelunterkünfte dürfen die Flüchtlinge ihre Tiere in der Regel nicht mitnehmen.
In externe Quarantäne müssen die Tiere nicht – es reicht eine 21 Tage lange Hausquarantäne, wie Haase sagte. Diese könne je nach Impfstatus unter Umständen verkürzt werden oder auch entfallen. „Wir suchen daher zwei Arten von Pflegestellen“, sagte Haase. Für Tiere, die in Quarantäne müssen und für solche, die keine Quarantäne benötigen. „Dann ist das Tier wie ein Gast.“ Für die Geflüchteten bieten die vom Tierheim vermittelten Pflegestellen den Angaben zufolge die Sicherheit, ihr Tier gut versorgt zu wissen, solange sie es nicht bei sich haben können. Die Sorge, es vielleicht später nicht wiederzubekommen, entfällt. „Es wäre fürchterlich, wenn sie ihre Tiere auch noch verlieren würden.“
Ukraine-Krieg: Die Bilder des russischen Angriffs
Land zahlt Kommunen Pauschale von 500 Euro für Ukraine-Flüchtlinge
Schleswig-Holstein zahlt den Kommunen für Schutzsuchende aus der Ukraine eine Integrations- und Aufnahmepauschale in Höhe von 500 Euro pro Person, auch wenn diese nicht als Asylsuchende gelten. Das Land stehe zu seiner finanziellen Mitverantwortung, teilte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) mit.
„Die Bilder, die uns täglich aus dem Krieg in der Ukraine erreichen, sind schrecklich und sie berühren uns sehr. Wir wissen, was unsere Kommunen und zahllose ehrenamtlich Helfende derzeit bei der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen leisten“, sagte Günther. Unterbringung, Verpflegung und Betreuung der Schutzsuchenden seien eine gesamtstaatliche Aufgabe. „Deshalb ist für uns klar, dass wir den Kommunen auch für Schutzsuchende aus der Ukraine die Pro-Kopf-Pauschale in Höhe von 500 Euro gewähren.“
Benzinpreise: Jede zweite Hamburger Spedition fürchtet um Existenz
Die seit Beginn von Putins Angriff gegen die Ukraine stark gestiegenen Kraftstoffpreise belasten die Hamburger Unternehmen massiv. Das belegt nun auch eine Blitzumfrage der Handelskammer, an der sich Ende vergangener Woche mehr als 500 Unternehmen beteiligten. 85 Prozent davon gaben an, von den hohen Kraftstoffpreisen betroffen zu sein. Für 72 Prozent bedeuten die hohen Preise eine Erhöhung der eigenen Betriebskosten, für 27 Prozent sind sie existenzbedrohend.
Unter den teilnehmenden Logistik-Unternehmen gab sogar jedes zweite (56 Prozent) dies an. „Vor allem die stark von den Energie- und Rohstoffpreisen abhängige Logistik-Branche befindet sich im Krisenmodus. Der Fachkräftemangel, vor allem der Mangel an Lkw-Fahrern und die sich durch Corona erst langsam erholenden Lieferketten verschärfen die Situation zusätzlich. Die aktuelle Lage ist hier besonders dramatisch und Insolvenzen drohen“, sagt Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg. „Darüber hinaus sind auch Branchen, die bereits durch die Corona-Pandemie stark belastet wurden wie das Taxigewerbe, der Handel oder Reiseveranstalter, schwer betroffen.“ 69 Prozent der Firmen wollen die Preissteigerungen an ihre Kunden und Auftraggeber weitergeben. Jedes dritte Unternehmen gibt an, Routen und ihr Angebot einzuschränken.
Ukraine-Krieg: Hamburger Dom verzichtet auf Feuerwerk
Wegen des Kriegs gegen die Ukraine verzichtet der Hamburger Dom auf die Feuerwerke beim anstehenden Frühlingsdom. "Als Zeichen für den Frieden wird die Gemeinschaft der Schausteller anstelle des Feuerwerks am Eröffnungstag eine Schweigeminute abhalten", teilte Pressesprecherin Tanja Hoyer am Montag auf Abendblatt-Nachfrage mit. Am 25. März werde der Dom entsprechend um 22.30 Uhr "heruntergefahren", die Musik werde ausgeschaltet und die Lichter gedimmt.
Auch die Corona-Maßnahmen wurden für den Frühlingsdom angepasst. Lesen Sie die aktuellen Regeln in unserem Corona-Newsblog für Hamburg und den Norden.
Ende der Schulferien: Unterricht startet mit ukrainischen Schülern
Hamburgs Schülerinnen und Schüler starten am Montag nach zwei Wochen Ferien unter besonderen Umständen wieder in den Unterricht. Etliche werden neue Mitschüler aus der Ukraine haben, die vor dem Krieg aus ihrem Heimatland geflohen sind. Wie viele es genau sind, ist nach Angaben der Schulbehörde jedoch unklar. Grundsätzlich geht sie davon aus, dass rund ein Viertel aller geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter sind. Laut Innenbehörde waren (Stand: Donnerstag) gut 8400 Kriegsflüchtlinge in Hamburg registriert.
Generell will die Schulbehörde so viele Flüchtlingskinder in den Schulen aufnehmen können wie auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle 2015/16. Damals gab es den Angaben zufolge an Hamburgs Schulen 525 sogenannte internationale Vorbereitungsklassen und Basisklassen. Derzeit seien es noch 225. Geplant sei, in den nächsten Wochen weitere 300 Vorbereitungsklassen einzurichten. Zum Schulstart am Montag sollten 107 zusätzliche Vorbereitungsklassen an 41 Standorten startklar sein.
- Mehr zum Thema: Geflüchtete Schüler: Hamburg holt ehemalige Lehrer zurück
Lesen Sie hier Reaktionen aus Hamburg zum Ukraine-Krieg vom Vortag