Hamburg. Kein Feuerwerk: Was der Hamburger Dom stattdessen plant +++ Unterricht startet in Hamburg mit ukrainischen Schülern +++ Der Newsblog.
Der Krieg gegen die Ukraine dauert mittlerweile seit über drei Wochen an. Besonders in den größeren Städten des Landes ist die Lage bedrohlich. In Kiew heulten in der Nacht zum Montag Sirenen, auch andere Städte melden Beschuss und Luftangriffe. Rund zehn Millionen Ukrainer sind bereits auf der Flucht.
Auch der Zustrom von ukrainischen Kriegsflüchtlingen nach Hamburg hält an: Mittlerweile sind offiziell rund 15.000 Schutzsuchende in der Hansestadt gezählt worden, teilte die Innenbehörde Ende vergangener Woche mit. Die tatsächliche Zahl sei jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich höher. Unterdessen bemüht sich die Bildungsbehörde, die ukrainischen Kinder und Jugendlichen möglichst bald in den Schulen unterzubringen. Zum heutigen Schulstart sollen 107 zusätzliche „internationale Vorbereitungsklassen“ an 41 Standorten startklar sein. Weitere 300 sollen folgen.
Die Reaktionen auf den Krieg gegen die Ukraine aus Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik dokumentiert das Abendblatt an dieser Stelle:
- FFF: Klima und Frieden sind untrennbar verbunden
- Benzinpreise: Jede zweite Hamburger Spedition fürchtet um Existenz
- Dänischer Integrationsminister: Alle Ukrainer sind willkommen
- Bergedorf: Ukrainer spielen für ihre Landsleute
- Krieg gegen Ukraine: Hamburger Dom verzichtet auf Feuerwerk
- Schulbeginn: Unterricht startet mit ukrainischen Schülern
- Jugendherbergen in Niedersachsen nehmen Flüchtlinge auf
- Tschentscher und Grote besuchen Ankunftsstelle für Flüchtlinge
FFF: Klima und Frieden sind untrennbar verbunden
Für die Klimabewegung Fridays for Future sind Klimagerechtigkeit und Frieden untrennbar miteinander verbunden. „Erneuerbare Energien auszubauen, ist doppeltes Krisenmanagement: gegen Krieg und gegen Klimakatastrophen“, sagte Aktivistin Elisa Bas in Hamburg. Durch Deutschlands Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas werde der Krieg in der Ukraine mitfinanziert. „Um nachhaltigen Frieden zu garantieren, steht die Bundesregierung jetzt in der Verantwortung, die Abhängigkeit von fossilen Energien konsequent abzubauen und die erneuerbaren Energien auszubauen“, forderte Aktivistin Pauline Brünger.
Zahl neuer Ukraine-Flüchtline nimmt etwas ab
Die Zahl der neu in Hamburg angekommenen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ist etwas gesunken. Am Sonntag seien insgesamt rund 450 Schutzsuchende in die Hansestadt gekommen, sagte ein Sprecher der Innenbehörde am Montag. Zuvor waren in der der vergangenen Woche täglich im Schnitt fast 1000 Menschen gekommen.
Insgesamt dürften bald 16.000 Flüchtlinge nach Hamburg gekommen sein. Offiziell registriert worden seien inzwischen etwa 10 500 Menschen. Nach Angaben des Sprechers hat sich die Lage etwas entspannt, und es konnten mehr Schutzsuchende in das Meldesystem aufgenommen werden als neu hinzugekommen waren. Eine Registrierung ist notwendig, um Sozialleistungen zu erhalten oder arbeiten zu können. Kindern und Jugendlichen ermöglicht sie einen Schulbesuch.
Benzinpreise: Jede zweite Hamburger Spedition fürchtet um Existenz
Die seit Beginn von Putins Angriff gegen die Ukraine stark gestiegenen Kraftstoffpreise belasten die Hamburger Unternehmen massiv. Das belegt nun auch eine Blitzumfrage der Handelskammer, an der sich Ende vergangener Woche mehr als 500 Unternehmen beteiligten. 85 Prozent davon gaben an, von den hohen Kraftstoffpreisen betroffen zu sein. Für 72 Prozent bedeuten die hohen Preise eine Erhöhung der eigenen Betriebskosten, für 27 Prozent sind sie existenzbedrohend.
Unter den teilnehmenden Logistik-Unternehmen gab sogar jedes zweite (56 Prozent) dies an. „Vor allem die stark von den Energie- und Rohstoffpreisen abhängige Logistik-Branche befindet sich im Krisenmodus. Der Fachkräftemangel, vor allem der Mangel an Lkw-Fahrern und die sich durch Corona erst langsam erholenden Lieferketten verschärfen die Situation zusätzlich. Die aktuelle Lage ist hier besonders dramatisch und Insolvenzen drohen“, sagt Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg. „Darüber hinaus sind auch Branchen, die bereits durch die Corona-Pandemie stark belastet wurden wie das Taxigewerbe, der Handel oder Reiseveranstalter, schwer betroffen.“ 69 Prozent der Firmen wollen die Preissteigerungen an ihre Kunden und Auftraggeber weitergeben. Jedes dritte Unternehmen gibt an, Routen und ihr Angebot einzuschränken.
Dänischer Integrationsminister: Alle Ukrainer sind willkommen
Der dänische Integrationsminister Mattias Tesfaye hat angesichts des Krieges in der Ukraine und der Diskussion um Zurückweisungen von Flüchtlingen an der deutsch-dänischen Grenze betont, dass alle Ukrainer und Ukrainerinnen in Dänemark willkommen sind. „Es ist mir wichtig, das zu betonen“, sagte der Minister am Montag in Flensburg. Dort hatte er sich mit Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) zu einem Gespräch über die Situation der ukrainischen Flüchtlinge an der deutsch-dänischen Grenze getroffen. Man wolle gut mit Schleswig-Holstein zusammenarbeiten und freue sich, dass es einen vertrauensvollen Dialog gebe.
„Es gab in den vergangenen Tagen durchaus ein bisschen Diskussionen über die Frage, wie die Zusammenarbeit läuft“, sagte Günther. Er sei froh über die Klarstellung, dass es eine gemeinsame Herausforderung sei, den Menschen aus der Ukraine Schutz zu bieten. Sowohl auf dänischer Seite als auch auf deutscher Seite sei es „unsere gemeinsame Verantwortung“ diesen Menschen zu helfen.
Bergedorf: Ukrainer spielen für ihre Landsleute
Das Präludium und Fuge in c-Moll von Johann Sebastian Bach gehört ebenso zum Repertoire wie „Penny Lane“ von den Beatles: Am Freitag, 25. März, geben die Ukrainer Dariya Panasevych und Arsen Asanov ein Benefizkonzert zugunsten ihrer unter dem Krieg leidenden Landsleute.
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- Mehr Infos:
Krieg gegen die Ukraine: Hamburger Dom verzichtet auf Feuerwerk
Wegen des Kriegs gegen die Ukraine verzichtet der Hamburger Dom auf die Feuerwerke beim anstehenden Frühlingsdom. "Als Zeichen für den Frieden wird die Gemeinschaft der Schausteller anstelle des Feuerwerks am Eröffnungstag eine Schweigeminute abhalten", teilte Pressesprecherin Tanja Hoyer am Montag auf Abendblatt-Nachfrage mit. Am 25. März werde der Dom entsprechend um 22.30 Uhr "heruntergefahren", die Musik werde ausgeschaltet und die Lichter gedimmt.
Auch die Corona-Maßnahmen wurden für den Frühlingsdom angepasst. Lesen Sie die aktuellen Regeln in unserem Corona-Newsblog für Hamburg und den Norden.
Schleswig-Holstein rüstet sich für Geflüchtete aus der Ukraine
Die Landesregierung bereitet sich auf Unterbringung und Versorgung weiterer Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine vor. „Wir bieten allen vor dem Krieg geflohenen Ukrainerinnen und Ukrainern bei uns in Schleswig-Holstein einen sicheren Zufluchtsort“, sagte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). Dies sei möglich auf Basis herausragender Hilfsbereitschaft im Land. Mit Stand der Nacht zum Sonntag waren allein in den Landesunterkünften 2060 Menschen aus der Ukraine untergebracht, zahlreiche weitere wurden bereits auf Kommunen verteilt.
Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer packten mit an oder spendeten, sagte Sütterlin-Waack. Die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hilfsorganisationen, der Kommunen und Kreise und des Landes seien zum Teil fast rund um die Uhr im Einsatz. Die Ministerin dankte den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, die diese Hilfe möglich machten. „Es erfüllt mich mit ungeheurem Stolz, wie wir als Gesellschaft alle gemeinsam in Schleswig-Holstein an diese Herausforderung rangegangen sind, sie bislang gemeistert haben und sie auch weiterhin meistern werden.“
Ende der Schulferien: Unterricht startet mit ukrainischen Schülern
Hamburgs Schülerinnen und Schüler starten am Montag nach zwei Wochen Ferien unter besonderen Umständen wieder in den Unterricht. Etliche werden neue Mitschüler aus der Ukraine haben, die vor dem Krieg aus ihrem Heimatland geflohen sind. Wie viele es genau sind, ist nach Angaben der Schulbehörde jedoch unklar. Grundsätzlich geht sie davon aus, dass rund ein Viertel aller geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter sind. Laut Innenbehörde waren (Stand: Donnerstag) gut 8400 Kriegsflüchtlinge in Hamburg registriert.
Generell will die Schulbehörde so viele Flüchtlingskinder in den Schulen aufnehmen können wie auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle 2015/16. Damals gab es den Angaben zufolge an Hamburgs Schulen 525 sogenannte internationale Vorbereitungsklassen und Basisklassen. Derzeit seien es noch 225. Geplant sei, in den nächsten Wochen weitere 300 Vorbereitungsklassen einzurichten. Zum Schulstart am Montag sollten 107 zusätzliche Vorbereitungsklassen an 41 Standorten startklar sein.
Schulleitungsverband fordert Hilfen für Flüchtlingsbetreuung
Zur Betreuung von Flüchtlingskindern aus der Ukraine fordern die Schulen in Niedersachsen mehr Personal und Geld. „Die Bereitschaft, aus der Ukraine ankommende Kinder und Jugendliche mit ihren Familien zu unterstützen, ist in den Schulen groß“, schrieb der Schulleitungsverband in einer Mitteilung. Allerdings sei bei den Schulen nach zwei Jahren Corona-Pandemie „die Luft raus“.
Benötigt würden zusätzliche Lehrer und Lehrerinnen, die schnell und unbürokratisch eingestellt werden müssten. Die Schulen sollten auch ukrainische Lehrkräfte ohne bürokratische Hürden beschäftigen dürfen. Die Schulträger sollten mehr Räume für zusätzliche oder größere Lerngruppen zur Verfügung stellen. „Lehrkräfte und Schulleitungen in Niedersachsen sind in großer Mehrzahl sehr betroffen von dem Krieg in der Ukraine“, sagte der Verbandsvorsitzende René Mounajed am Montag in Hannover. Er verband die aktuellen Forderungen mit grundsätzlicher Kritik: An den Ressourcen der Schulen sei in den vergangenen Jahren Raubbau betrieben worden.
Jugendherbergen in Niedersachsen nehmen Flüchtlinge auf
Die Jugendherbergen im Nordwesten stellen Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine Zimmer zur Verfügung. „Wir helfen, wo wir können. Das ist selbstverständlich. Nicht nur, weil wir uns als gemeinnützige Einrichtung dazu verpflichtet fühlen“, sagte der Geschäftsführer der 27 Jugendherbergen im Nordwesten, Thorsten Richter. „Auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen unterstützen.“
In den Jugendherbergen Alfsee, Bad Bentheim, Leer, Oldenburg, Osnabrück und an der Thülsfelder Talsperre (Landkreis Cloppenburg) wurden bereits geflüchtete Menschen von den Teams der Jugendherbergen empfangen. Laut dem Verband geht es dabei um die übergangsweise Unterbringung der Flüchtlinge auf Anfrage von Kommunen.
Tschentscher und Grote besuchen Ankunftsstelle für Flüchtlinge
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat sich am Sonntag über die Situation von Geflüchteten aus der Ukraine in der zentralen Ankunftsstelle der Hansestadt informiert. „Ich konnte sprechen mit denjenigen, die eigentlich andere Berufe haben, die aber Russisch, Ukrainisch sprechen können und sich bereit erklärt haben, neben ihrer eigentlichen beruflichen Tätigkeit hier für die Stadt mitzuarbeiten“, sagte Tschentscher am Sonntag. Mittlerweile seien mehr als 15.000 Menschen in der Hansestadt angekommen. Durch die Bereitschaft der Helfer sei es gelungen, die erste große Zahl an Flüchtlingen aufzunehmen.
Es stünden improvisierte Unterkünfte bereit, damit Menschen, die nicht privat unterkämen, ein Dach über den Kopf haben, „alles kein großer Luxus“, sagte Tschentscher. Die Hansestadt sei neben Berlin eine der Haupt-Zufluchtsstätten gewesen. Er dankte allen Menschen, die diese Leistung teils auch in Wochenend- oder Nachtarbeit letztlich ermöglichten.
Lesen Sie hier Reaktionen aus Hamburg zum Ukraine-Krieg vom Vortag