Tangstedt / Itzstedt. Leiter des Amtes Itzstedt spricht im Abendblatt-Interview über die Unterbringung der Flüchtlinge aus der Ukraine.

In diesen Tagen sitzt er oft bis spätabends vor dem Rechner: Die Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen stellt Itzstedts Amtsleiter Torge Sommerkorn (47) vor große Herausforderung. Im Abendblatt-Interview spricht er über die Probleme der Registrierung und die langfristigen Herausforderungen für die Gemeinden.

In Tangstedt leben derzeit 47 Flüchtlinge aus der Ukraine, die aufgrund einer Privatinitiative für zwei Monate in der Tangstedter Mühle unterbracht wurden. Wie beurteilen Sie die Situation?

Torge Sommerkorn: Wir haben bereits vor dem Vorhaben Kontakt mit dem Initiatoren gehabt und begrüßen das Hilfsangebot. Allerdings stellt es uns als Amt auch vor große Herausforderungen. Normalerweise werden die Flüchtlinge in den Erstaufnahmen des Landes registriert sowie ärztlich untersucht – und werden dann nach dem Königssteiner Schlüssel auf die Kreise und kreisfreien Städte und von dort auf die Kommunen verteilt. Jetzt war das Vorgehen aber genau andersherum: Die Menschen sind in Tangstedt aufgenommen worden, müssen jetzt aber rückwirkend registriert werden. Dadurch bekommen wir erst verzögert einen Einblick, wie viele Flüchtlinge es schon in der Gemeinde gibt. Das Problem: Wenn wir die genaue Zahl nicht wissen, bekommen wir weitere Flüchtlinge zugewiesen – weil man offiziell davon ausgeht, dass wir unsere Quote noch nicht erfüllen. In Tangstedt haben wir aber schon jetzt deutlich mehr, als wir zum jetzigen Zeitpunkt aufnehmen müssten.

Wie viele Flüchtlinge leben derzeit in der Gemeinde und mit wie vielen rechnen Sie noch?

Während der letzten Flüchtlingskrise 2015 haben in der Hochphase 52 Flüchtlinge in Tangstedt gelebt. Nach dem jetzigen Stand leben in Tangstedt 114 Flüchtlinge, 75 davon kommen aus der Ukraine. Bei den übrigen handelt es sich überwiegend um Menschen aus Afghanistan, Iran oder Irak. Wir dürfen nicht vergessen, dass es auch noch Flüchtlinge aus anderen Ländern gibt, die unsere Hilfe benötigen. Niemand kann abschätzen, wie sich die Situation entwickelt und wie viele Flüchtlinge noch zu uns kommen. Wir müssen davon ausgehen, dass wir ukrainische Geflüchtete in einer noch nie dagewesenen Größenordnung werden aufnehmen müssen – und dass uns diese jetzige Lage noch Jahre begleiten wird.

Der Wohnraum ist jetzt schon knapp. Wie sollen diese Menschen langfristig untergebracht werden?

Die Frage beschäftigt und alle und beunruhigt uns. Wir bemühen uns, so viele Wohnraum wie möglich anzumieten - werden aber sicherlich nicht genug Wohnungen für alle Betroffenen akquirieren können. Denkbar wäre es, dass das Amt die Unterbringung in der Tangstedter Mühle weiterfinanziert – oder wir als Alternative über die Unterbringung in Sporthallen nachdenken müssen. Wir möchten alles dafür tun, dass die Menschen, die jetzt schon in Tangstedt leben auch hierbleiben können. Wir stellen uns darauf ein, dass die Menschen in drei Monaten noch nicht in ihre Heimat zurückkehren können – sondern viele Jahre hier leben werden.nik